Die Farbe der Gier
konnte sie hoffen, von der Ausbeute ihres Verbrechens zu profitieren? Jack konnte nicht glauben, dass sie den Rest ihres Lebens in Bukarest verbringen wollte.
Dann fiel ihm wieder ein, dass sie Wentworth Hall besucht hatte.
Olga Krantz saß allein in der Ersten Klasse. Sie flog immer Erster Klasse, weil sie dann bei jedem Flug die Letzte sein konnte, die einstieg, und die Erste, die ausstieg. Vor allem, wenn sie genau wusste, wohin ihr Opfer reiste.
Ihr war jetzt klar, dass noch jemand anderes der Petrescu folgte. Folglich würde sie noch vorsichtiger sein. Schließlich konnte sie es sich nicht erlauben, die Petrescu vor Publikum zu töten, auch wenn das Publikum nur aus einer einzigen Person bestand.
Olga Krantz fragte sich, wer der große, dunkelhaarige Mann sein mochte und für wen er arbeitete. Hatte Fenston noch jemand anderen geschickt, um sie unter die Lupe zu nehmen?
Oder arbeitete der Mann für eine ausländische Regierung?
217
Wenn ja, für welche? Es mussten die Rumänen oder die Amerikaner sein. Er war bestimmt ein Profi, denn sie hatte ihn erst nach seinem dicken Patzer mit den gelben Taxis entdeckt.
Sie nahm an, dass er Amerikaner war.
Olga Krantz entspannte sich nicht auf dem langen Flug nach Hongkong. Ihr Ausbilder in Moskau pflegte gern zu wiederholen, dass die Konzentration für gewöhnlich am vierten Tag nachließ. Morgen.
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18. SEPTEMBER
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»PASSAGIERE MIT DEN WEITEREN FLUGZIELEN …«
»Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte Jack.
»Wie bitte, Sir?«, fragte die aufmerksame Stewardess.
»Ich muss umsteigen.«
»Wie lautet Ihr Endflughafen, Sir?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Jack. »Was habe ich denn für eine Auswahl?«
Die Stewardess lachte. »Wollen Sie weiter nach Osten reisen?«
»Davon gehe ich aus.«
»Dann können Sie sich zwischen Tokio, Manila, Sydney oder Auckland entscheiden.«
»Dankeschön«, sagte Jack und dachte, dass ihm das auch nicht half, fügte aber laut hinzu: »Wenn ich beschließen sollte, die Nacht in Hongkong zu verbringen, müsste ich durch die Passkontrolle, aber wenn ich gleich weiterfliege …«
Die Stewardess spielte weiter mit. »Wenn Sie aussteigen, Sir, werden Sie von Schildern zur Gepäckausgabe oder zu Umsteigemöglichkeiten geleitet. Wird Ihr Gepäck umgeladen, Sir, oder holen Sie es selbst ab?«
»Ich habe kein Gepäck«, gab Jack zu.
Die Stewardess nickte, lächelte und ging, um sich um ihre weniger geisteskranken Passagiere zu kümmern.
Jack wurde klar, dass er rasch handeln musste, sobald er das Flugzeug verließ. Nur so konnte er hoffen, einen versteckten Beobachtungsposten zu finden, von dem aus er Annas nächste Schritte verfolgen konnte, ohne seinerseits von ihrer anderen Verehrerin beobachtet zu werden.
220
Anna starrte geistesabwesend aus dem Kabinenfenster, während das Flugzeug weich auf dem Chek Lap Kok Flughafen aufsetzte.
Sie sah auf ihre Uhr. Die Maschine hatte zwar 20 Minuten Verspätung, aber ihr Anschlussflug ging ohnehin erst in zwei Stunden. Sie würde die Wartezeit nutzen, um einen Stadtführer von Tokio zu kaufen, einer Stadt, die sie nie zuvor besucht hatte.
Sobald sie am Terminalgate angelegt hatten, ging Anna langsam durch den Gang und wartete, bis die anderen Passagiere ihre Taschen aus den Gepäckfächern über ihren Köpfen geholt hatten. Sie sah sich um, fragte sich, ob Fenstons Mann jede ihrer Bewegungen beobachtete. Sie versuchte, ruhig zu bleiben, obwohl ihr Puls in Wirklichkeit jedes Mal auf über 100 schoss, wenn ein Mann auch nur in ihre Richtung sah. Sie war sicher, dass er bereits ausgestiegen war und jetzt auf sie wartete.
Vielleicht kannte er sogar ihr Reiseziel. Anna hatte bereits beschlossen, welche falsche Spur sie beim nächsten Telefonat mit Tina legen würde, um Fenstons Mann in die Irre zu führen.
Anna trat aus dem Flugzeug und sah sich nach dem Schild um.
Am Ende eines langen Korridors wies ein Pfeil die Passagiere mit Anschlussflügen nach links. Sie schloss sich einer Handvoll Reisender an, die zu anderen Richtungen unterwegs waren. Die Mehrheit der Passagiere bog nach rechts.
Als Anna in den Transitbereich kam, stieß sie auf eine Kleinstadt im Neonlicht, die auf ihre festsitzenden Kunden wartete, um ihnen ihre ausländische Währung abzuknöpfen.
Anna schlenderte von Laden zu Laden und bewunderte die neueste Mode, elektrische Geräte, Handys und Schmuck.
Obwohl sie einiges sah, was sie unter normalen Umständen in Betracht gezogen hätte, trat sie
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