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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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auf eine Stunde Sonnenschein die drei Frauen aus dem künstlichen Licht ihrer fensterlosen Büros. Diane sammelte Sandwich-Bestellungen ein und schlug vor, sich bei den Bänken an der barocken weißen Marmorstatue der Lorelei zu treffen, die absolut unpassend dem Obersten Gericht gegenüber im Park herumstand. Katherine und Annie schlenderten die 161. Straße entlang in Richtung Yankee-Stadion, den Lichtreflexen der Tribünendächer entgegen.
    Diane stieß mit einer großen braunen Papiertüte zu ihnen und verteilte die Sandwichs. Trotz der hellen Sonne kroch die Kälte der hölzernen Banklatten durch die Kleidung, und wo eine Brise über ihre Arme strich, entstand sofort Gänsehaut. Die Bäume waren kahl, und um den Sockel des wasserlosen Springbrunnens hatte der Wind die toten braunen Blätter zusammengeweht.
    »Hast du den Imperator hinter dich gebracht?«, fragte Katherine und schob eine Gewürzgurke zwischen ihre zwei Roggenbrotscheiben zurück.
    »Du meine Güte, ihr werdet es nicht glauben«, antwortete Diane, während sie ihr Sandwich auspackte.
    »Also«, sagte Annie. »Erzählt ihr mir jetzt mal, worum es da geht?«
    »Das weißt du nicht? O Gott, Katherine, erzähl's ihr.«
    »Also«, begann Katherine, »Mister … an seinen echten Namen kann ich mich nicht erinnern. Nennen wir ihn den Imperator. Seine Töchter sind schon ewig in Fürsorge. Und alle achtzehn Monate, wenn über eine Verlängerung der Unterbringung verhandelt wird, kommt er, um Widerspruch einzulegen. Er trägt einen schwarzen Anzug, hat einen Bowler auf dem Kopf und, glaub es oder nicht, einen Gehstock.« Katherine lachte in sich hinein.
    »Das ist nicht fair. Diane, los jetzt, erzähl schon.«
    »Diesmal traf es Richterin Kessler. Der Imperator legte natürlich umgehend Widerspruch ein. Die Richterin sah in die Akte – sie hatte noch nicht mit dem Fall zu tun gehabt – und berief erst mal die Anwälte ins Richterzimmer. Dort fragte sie den Pflichtverteidiger, warum er diesen Quatsch mitmacht. Der versichert, dass er seinem Klienten erklärt hat, die Chancen stünden praktisch gleich null, seine Kinder nach einer Anhörung wiederzubekommen. Sie wirft ihm einen ihrer berühmten Blicke zu und sagt, wenn er sich so ausgedrückt hat, hat er dem Beklagten weit übertriebene Hoffnungen gemacht.«
    Katherine und Diane lachten los, holten tief Luft und fingen sich wieder.
    »Okay, wir beginnen also mit der Anhörung. Ich rufe die Sozialarbeiterin in den Zeugenstand, frage sie das übliche Zeug und dann, ob sie empfiehlt, die Kinder wieder in die Obhut des Beklagten zu geben. Sie sagt natürlich nein. Ich frage sie warum, und sie sagt völlig unprofessionell: ›Der spinnt doch‹, was natürlich wahr ist. Da wirft er seinen Gehstock nach ihr. Die Justizbeamten konfiszieren seinen Stock, und er wird von Richterin Kessler scharf verwarnt.
    Dann frage ich sie: ›Was ist die Grundlage Ihres Befundes?‹, und sie guckt mich an, als ob ich spinne, und dann, Gott schütze ihre arme Seele, sagt sie: ›Na, er behauptet, der König der Bronx zu sein, der Präsident der Vereinigten Staaten und der Imperator der Vereinten Nationen.‹«
    Mittlerweile lachten sie alle drei Tränen, und Katherine stellte ihre Limonadendose neben die Bank, damit sie sie nicht umwarf.
    »Dann ruft der Beklagte: ›Nein, sie lügt, sie lügt, die Schlampe lügt!‹, und natürlich kriegen wir einen neuen Verwarnungshagel von Richterin Kessler. Wenn er sich nicht beherrsche, werde er hinausgeworfen. Daraufhin zeigt er Kessler den Mittelfinger, und sie wird beinahe ohnmächtig und lässt diese jämmerliche Karikatur eines Vaters von den Gerichtsdienern aus dem Saal schleifen. Dann zitiert sie uns zu einer weiteren Konferenz in ihr Büro.
    Die Richterin ist natürlich völlig fertig, schnorrt erst mal eine Zigarette von der Rechtshelferin, obwohl sie seit über einem Jahr nicht mehr geraucht hat, und fällt dann über den armen Pflichtverteidiger her. Der sagt, sein Klient hätte es nicht so gemeint, er käme aus einer fernen ländlichen Kultur, wo diese spezielle Geste eine Art Respektsbezeugung sei. Kessler ist so ausgerastet, dass ich schon fürchtete, sie würde ihn zusammenschlagen.
    Jedenfalls sagt sie irgendwann, los jetzt, wir wollen das vor der Mittagspause hinter uns bringen, und wir marschieren alle wieder in den Gerichtssaal, und die Gerichtsdiener bringen den Gentleman zurück. Sie verwarnt ihn erneut, und er sagt: ›Aber, Fräulein Euer Ehren, sie lügt doch‹,

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