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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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und Kessler erklärt ihm, dass er schon noch Gelegenheit bekommt, seine Aussage zu machen, nämlich wenn sein Anwalt ihn als Zeugen aufruft, aber er hört einfach nicht auf zu protestieren, und schließlich sagt sie, damit es weitergeht: ›Also gut, inwiefern lügt sie?‹« Diane warf den Kopf zurück und presste sich die Hand auf den Mund.
    Nach einem Augenblick japste sie: »Okay. Und er sagt: ›Ich bin der Präsident der Vereinten Nationen, der König der USA und der Imperator der Bronx.‹«
    Als ihr Gelächter verebbte, fragte Annie: »Warum hat Kessler ihn nicht kurzerhand für eine Schnelldiagnose nach oben zur psychologischen Begutachtung geschickt?«
    Katherine antwortete für Diane. »Sinnlos. Er hat schon eine ganze Reihe von Begutachtungen hinter sich, aber er wurde nie als Gefahr für sich selbst oder andere eingestuft.«
    Katherine und Diane kämpften um ernste Mienen, verloren jedoch und überließen sich einem weiteren Lachkrampf. Natürlich musste jeder, der sie belauschte, sie für absolut herzlos halten.
    Dabei wollte der Rest der verdammten Welt gar nicht wissen, was mit diesen Kindern geschah. Die glauben alle, sie sind viel zu empfindsam, um sich dem auszusetzen, was wirklich passiert, dachte Katherine bitter. Sie wollen es nicht wissen, weil sie sonst etwas dagegen tun müssten.
    Annie schüttelte den Kopf über die beiden, aber Katherine hätte schwören können, dass sie selbst ein Grinsen unterdrückte.
    Die Luft war wirklich kühl. Das Jahr war wohl doch schon zu weit fortgeschritten, um noch draußen zu essen. Schließlich war es November.
    Sie schlenderten die 161. Straße entlang zum Gericht zurück. »Na, Katherine«, sagte Diane, »hast du schon raus, ob die Verbindung der drei toten Jungs zur ACS von Bedeutung ist?«
    »Alles, was mir bis jetzt dazu eingefallen ist, wirkt viel zu weit hergeholt. Ich habe die Gesprächsprotokolle mit sämtlichen Verwandten, Freunden und sonst wem durchgelesen. Soweit wir sagen können, kannten sich die Jungs untereinander nicht, hatten keine gemeinsamen Freunde und verkehrten nicht in den gleichen Kreisen. Bis jetzt habe ich nichts weiter gefunden, außer dass alle drei Jungs mal in irgendeinem Gruppenheim gelebt haben.«
    »Können wir was tun, um zu helfen?«
    »Klar. Sagt mir, was ich übersehen habe. Der erste Junge, Craig Wadley, war bei seinen Großeltern in Pflege. Er war kurz in einem Gruppenhaus, nachdem er seinen Eltern abgesprochen wurde, dann haben seine Großeltern ihn freiwillig zu sich genommen. Obwohl er zu der Zeit, als er umgebracht wurde, nicht bei den Großeltern lebte. Er war mit in das Apartment eingezogen, wo seine Freundin mit ihrer Mutter, diversen Brüdern und Schwestern und weiteren Verwandten lebte. Übrigens, seine Freundin ist schwanger.«
    »Wie alt ist sie?«, fragte Diane.
    »Fünfzehn.« Katherine dachte an all die langen, redundanten Diskussionen mit Barry über seine Sehnsucht nach Kindern. Sie endeten alle mit demselben Ergebnis: Katherine war nicht bereit dazu. ›Noch nicht‹, hätte Barry für sie hinzugefügt.
    Rein verstandesmäßig begriff sie durchaus, dass andere Leute Kinder wollten. Was sie nicht verstand, war warum. Es gab unendlich viele Kinder auf der Welt, und ihre Existenz diente lediglich dazu, die Gesamtsumme des weltweiten Elends zu erhöhen.
    Natürlich sahen die Kinder ihrer Bekannten, ausgestattet mit privaten Kindertagesstätten, jamaikanischen Kindermädchen und Sportbuggys von italienischen Designern, nicht gerade aus, als würden sie leiden.
    »Und warum«, drängte Annie, »haben die Großeltern uns nicht gemeldet, dass der Junge nicht mehr bei ihnen lebt?«
    Diane lachte. »Weil sie dann das Pflegegeld nicht mehr bekommen hätten. Und was hätte ACS auch unternehmen sollen?«
    Sie kamen an einem kleinen, schäbigen Büro mit einer Glasfront vorbei. Auf einem Schild im Fenster stand: ›Strafverfahren, Scheidungen für 99$, Insolvenzen. Notarielle Beglaubigungen. Se Hablas Español .‹
    Vor dem Gerichtsgebäude passierten sie die lange Schlange, in der normale Bürger darauf warteten, den Metalldetektor zu passieren. Sie mussten frieren, aber wenigstens regnete oder schneite es nicht.
    Neue Richter waren häufig überrascht, wenn sie ihren ersten Fall eröffnen wollten und eine der Parteien noch nicht im Gerichtssaal anwesend war. »Hören Sie, Richter«, wandte dann der Gerichtsschreiber vorsichtig ein, »vielleicht ist es noch ein bisschen früh. Sie stehen vermutlich unten in der

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