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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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dachte sie.
    Knapp eine Stunde später öffnete Annie die Tür und fand Katherine im Schneidersitz auf dem Boden vor.
    »Hat deine Mutter dir nicht gesagt, du sollst dich in deinen guten Sachen nicht auf den dreckigen Boden setzen?«
    »Was redest du bloß?«, fragte Katherine geistesabwesend. Dann sah sie auf. »Diane hat mir etwas gebastelt.« Sie nickte in Richtung der kleinen Szene auf dem Aktenschrank.
    »Hey. Das ist mein Meisterstück.«
    »Im Ernst?« Sie sah Annie überrascht an und vertiefte sich dann wieder in die Papiere vor ihr. »Das hier ist interessant.«
    Annie stellte die weiße Papiertüte ab, die sie mitgebracht hatte, und schlug ihren Kalender auf. »Hm?«
    Katherine rappelte sich auf die Füße und wischte sich die staubigen Hände an den Hosenbeinen ab, dann klopfte und wischte sie energisch an ihrer Hose herum, um den Dreck wieder abzukriegen, bis sie das Unterfangen als aussichtslos aufgab. »Craig Wadley …« Ihre Stimme verlor sich, als hätte sie mittendrin vergessen, dass sie sprach.
    »Wer?«
    »Das erste Opfer. Von diesem Serienmörder. Sie nennen ihn Jack. Den Mörder, nicht Craig.«
    »Pardon. Wovon sprichst du?«
    »Warte mal, hab ich dir überhaupt erzählt, dass alle drei Jungs hier bei ACS aktenkundig waren?«
    »Nein«, Annie blickte auf. »Das ist interessant.«
    »Ja, aber da ist noch mehr. Ich hab diese Akten von Mendrinos durchgesehen.«
    »Du hast schon das Material von der Staatsanwaltschaft? Das ging ja schnell. Du bist erst gestern Nachmittag abgestellt worden, und jetzt ist es noch nicht mal neun Uhr früh.«
    »Tja, wie auch immer, Craig war offiziell bei seinen Großeltern in Pflege, aber er hat nicht wirklich bei ihnen gelebt. Der Punkt ist, ich habe diese Papiere hier durchgeackert und festgestellt, dass Craig früher in einem Jugendheim gelebt hat.«
    »Genau wie Jonathan. Und, was also denkst du jetzt?«
    Katherine zuckte die Achseln und setzte sich auf ihren Bürostuhl. Annie zog zwei blaue Pappbecher mit pseudogriechischem Design aus ihrer Papiertüte und reichte ihr einen.
    »Danke. Hab ich dir je gesagt, dass ich dich liebe?«
    »Nur, wenn ich Kaffee bringe.«
    Katherine nahm einen Schluck. Es schmeckte nicht, aber es war schwarz und bitter, und das war nah genug dran. »Ich weiß noch nicht, was ich denke. Ich versuche herauszufinden, was ich denke.«
    »Also bist du jetzt Detektiv?«
    »Klar, ich bin Sam Spade. Nein, eigentlich sehe ich mich eher als intellektuelleren Typ. Vielleicht Harriet Vane.«
    »Dann willst du Lord Peter heiraten?«
    Katherine schaute beiseite. »Keine Ehemänner mehr, danke. Erzähl mir nicht, du willst einen?«
    Annie ging zum Aktenschrank und zog die oberste Schublade auf. »Vielleicht wäre das schön, weißt du, jemanden zu haben …« Ihre Stimme klang unsicher. Katherine konnte nicht klar bestimmen, ob die Unsicherheit dem galt, was sie sagte, oder der Frage, wie Katherine es aufnehmen würde. »Ich denke manchmal, ich hätte gern jemanden, der sich um mich kümmert, wenn ich alt bin.«
    »Ich schätze, da bist du besser beraten, eine Krankenschwester anzuheuern, wenn es so weit ist. Und dir einen Hund zu holen, der bei dir schläft. Meiner schnarcht sogar, also wozu brauche ich einen Mann?«
    Die Tür ging auf und Diane steckte den Kopf herein.
    »Ich wollte dich schon lange fragen, wie das eigentlich ausgegangen ist. Du hast also niemanden gefunden, der den Hund nimmt?«, fragte Annie.
    »M-m, bis jetzt nicht«, sagte Katherine und wandte sich ab. Das wissende Lächeln, das die beiden anderen Frauen tauschten, ignorierte sie ausdrücklich.
    Diane sagte: »Ich wollte euch nur warnen. Er ist wieder da. Der Imperator. Ich werde Köpfe rollen lassen.«
    Katherine stand auf und raffte ihre Akten, den Kalender und das Gesetzbuch zusammen. »Mein Gott, wie die Zeit vergeht. Der Imperator ist wieder da? Sind denn schon achtzehn Monate rum?«
    Diane verschwand, und die Tür schlug zu. Annie drehte sich erstaunt zu Katherine um. »Diane kümmert sich persönlich um den Widerspruch gegen eine Fürsorgeverlängerung? Sie ist doch der Boss. Sie könnte das mühelos einer von uns aufhalsen.«
    »Ich schätze mal, du kannst es eine rührselige Geste nennen. Sie hat diesen Fall schon immer. Und nebenbei, sie würde es nicht wagen, ihn jemand anderem aufzuhalsen.«
    »Warum nicht?«
    »Jeder würde sofort kündigen.«
    Die warme Phase des Novembers hielt an, und der Himmel war von einem tiefen, klaren Blau. Um ein Uhr lockte die Aussicht

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