Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
Vom Netzwerk:
Cent von dem Geld mitgenommen. Und ich glaube nicht, dass sie so abgebrüht ist, wie du denkst.«
    »Du meinst, sie ist gar nicht die Eisprinzessin, die sie zu sein scheint?«
    »Nein, nicht durch und durch.«
    »Du irrst dich. Geh an deine Arbeit.«
    Katherine fuhr zur Adresse des Zendo. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Was sie vorfand, war ein gewöhnliches schäbiges Mietshaus. Über der Gegensprechanlage im Eingang, leicht verdreckt wie die meisten hier, klebten unter den Klingeln kleine Papierstückchen, auf die die Namen der Bewohner gekritzelt waren. Auf einem stand Herz der Leere-Zendo. Sie klingelte und wurde hinaufgebeten.
    Sie stellte sich den ›Sensei‹ als kleinen, runzeligen asiatischen Mann vor und war innerlich auf zynische Distanz gepolt. Wenn er in alle Geheimnisse des Ostens eingeweiht war, was ›lehrte‹ er dann hier in einer schmierigen Mietwohnung? Hatte er Rauch und Spiegel verwendet, um Jonathan von seinen Schularbeiten abzubringen? Und wenn er wirklich ein weiser Mann war, warum hatte er nicht versucht, Jonathan zu überzeugen, wieder zur Schule zu gehen, was doch unzweifelhaft das Beste für ihn war? Hatte er Jonathan seinem Mörder vorgestellt?
    Eine runde, bleiche Frau mit rasiertem Schädel, mehreren Kinnen und verblüffend blauen Augen öffnete die Tür. Ihr strahlendes Lächeln war enervierend. »Wie schön, Sie endlich kennenzulernen«, sagte die Kahlköpfige. »Ich bin Hester O'Brian, und Sie müssen natürlich Katherine sein. Jonathan hat mir so viel von Ihnen erzählt.«
    Hinter Hester befand sich ein kleiner Raum. Er war leer bis auf zwei Reihen schwarzer Kissen vor einem niedrigen Altar mit einer kleinen Buddhastatue und einer Vase mit Blumen. Eine Frau in schwarzer Robe saß mit verschränkten Beinen auf einem der Kissen, vollkommen still, das Gesicht zur Wand. Der Geruch von Räucherwerk lag schwer in der Luft. Katherines Augen tränten, ihre Nase begann zu laufen. Sie hoffte, dass das nicht in einen bösen Asthmaanfall ausartete.
    Asiatische Männer passten besser zu dieser Schädelrasur. Katherine fiel es schwer, nicht dauernd auf die Beulen und Krater auf Hester O'Brians Schädel zu starren. Er sah aus wie die Oberfläche des Mondes. Katholische Nonnen trugen wenigstens diese Haubendinger.
    Hester trug ein verwaschenes Sweatshirt in der Farbe ihrer Augen. Ihr sehr rundlicher Hintern war in Jeans gezwängt.
    »Ich weiß nicht, wie ich Sie anreden soll. Die Frau am Telefon nannte Sie ›Sensei‹.«
    »Bitte nennen Sie mich Hester.«
    »Wie hat Jonathan Sie genannt?«
    »Sensei. Aber er war mein Schüler. – Kommen Sie, wir wollen uns setzen und reden«, sagte sie und führte Katherine durch einen kurzen Flur in ein kleines Zimmer mit poliertem Holzfußboden. Ein Futon lag zusammengerollt in einer Ecke. Zwei Kissen waren auf einer Webmatte platziert. Das einzige weitere Möbelstück war ein kleiner, niedriger Tisch. Auf der Tischplatte waren ordentlich eine dicke Kerze, ein grüner Plastikdinosaurier und ein kleines gerahmtes Schwarzweißfoto von Susan Sarandon arrangiert. An der Wand über dem Tischchen hing ein Farbfoto von einem lächelnden Asiaten mit Falten und einer Robe.
    Hester bedeutete Katherine mit einer Handbewegung, sich auf eins der Kissen auf dem Boden zu setzen. Sie sagte: »Ich hole uns etwas zu trinken«, und verließ den Raum.
    Katherine fügte sich gedanklich schon mal in die Notwendigkeit, jetzt irgendeinen blassen grünen Tee zu nippen, der wie gekochte Wiese schmeckte und in zerbrechlichen Schälchen serviert wurde. Sie war ein wenig besorgt, dass ihre Ignoranz in zeremoniell korrektem Teetrinken zu solchen Anlässen absichtslos einen Affront herbeiführen könnte.
    Der Raum war gemütlich, friedvoll und angenehm nüchtern. Ihre eigene Wohnung konnte in der Kategorie nüchtern eindeutig mithalten, doch da fehlte die Süße, obwohl sie nicht den Finger auf den Unterschied hätte legen können. Beide Räumlichkeiten waren in erster Linie leer, was war es also, das ihre eigene Behausung trostlos erscheinen ließ? Sie konnte sich gut vorstellen, wie es Jonathan gefallen haben musste, hierher zu kommen.
    Hester erschien mit zwei Dosen Diätcola und zwei Plastikbechern mit Eis. Sie baute alles auf der Webmatte vor den Kissen auf.
    »Kann ich Sie etwas fragen?«
    Hester neigte den Kopf, als erteile sie die Genehmigung.
    »Macht der Glaube an Wiedergeburt es leichter, zu akzeptieren, dass er tot ist? Glauben Sie, er kommt wieder?«
    Hesters Augen

Weitere Kostenlose Bücher