Die Farbe Der Leere
und drei am Nachmittag fertig, und Kessler überließ ihm danach den Wagen. Er durfte ihn benutzen, um nach Hause und zur Arbeit zu fahren, und auch zur Hochschule. Kessler unterstützte ihn gern, denn der Junge hatte ein Ziel. Er belegte Abendkurse am College. Der Junge war ein Tatmensch. Und er hielt den Lieferwagen picobello sauber.
Lamar würde später reinkommen, wenn er mit seinen Lieferungen durch war. Malone und Russo könnten wiederkommen, wenn sie ihn sprechen wollten. Kessler würde Lamar sagen, er solle auf sie warten. »Wie ich schon sagte, er ist ein guter Junge. Und hat obendrein Persönlichkeit.«
»Kein Mensch ist so durch und durch braver Pfadfinder, wie dieser Hicks sich nach dem Hörensagen gibt«, murmelte Russo, als sie gingen.
»Was mir auffällt«, sagte Malone, »wir haben jetzt von zwei Leuten gehört, wie charmant und solide er ist. Aber kein Wort über eine Freundin.«
»Mit diesem Kessler stimmt doch auch irgendwas nicht. Er ist einfach zu verdammt fröhlich. Und niemand ist so vertrauensselig. Die Polizei steht vor der Tür, und er kommt nicht mal auf die Idee, Hicks könnte irgendwie Dreck am Stecken haben?«
»Du bist ein Zyniker«, gab Malone zurück und wurde dann nachdenklich. »Du denkst doch nicht wirklich, dass Kessler da mit drinhängt?«
»Was ich denke«, sagte Russo, »ist, dass mein Magen knurrt.«
Sie hielten beim ersten Lokal, an dem sie vorbeikamen. Malone nahm einen Burger mit Fritten, Russo einen grünen Salat, über den eine Dose Thunfisch in Wasser gekippt war. Er hatte darum gebeten, das Dressing auf einem Extrateller zu bekommen. Immer bevor er ein Salatblatt auf die Gabel spießte, tauchte er sie kurz mit den Spitzen ins Dressing. »Auf diese Weise bekommt man den Geschmack, aber nicht das ganze Fett.«
Sie aßen weitgehend in kameradschaftlichem Schweigen. Schließlich kannten sie beide den Stand der Dinge. Sie hatten gegen Lamar nichts in der Hand bis auf den Verdacht von Mendrinos' Freundin. Andererseits war er das Einzige, was einem Verdächtigen überhaupt nahekam.
»Lass uns noch mal zu seiner Wohnung fahren«, schlug Russo nach seiner dritten Tasse Kaffee vor. »Wir haben noch Zeit.«
Malone trank ihre Diätcola aus.
»Wenn du nicht aufhörst, dieses Zeug zu trinken«, nörgelte Russo, »wird es dich noch umbringen.«
»Sicher«, sagte sie.
Zwar stellte er klar, dass er weder mit Russo noch mit Malone reden wollte, weder über Lamar noch über sonst etwas, dennoch gab ihnen der dubios aussehende junge Mann im ersten Stock die Nummer der Gebäudeverwalterin, wohl um die Cops möglichst schnell wieder loszuwerden. Malone rief mit ihrem Handy dort an und berichtete dann Russo.
»Das war eine echte Frohnatur.«
»Frohnatur. Was ist das denn für ein Wort?«
»Genug, Russo, ich kann nichts dafür, dass dein Wortschatz begrenzt ist. Genau wie Mrs. Sanchez ist sie hin und weg von unserem Lamar Hicks. Anscheinend kümmert sich Hicks hier um Reparaturen und Probleme mit dem Haus, und dafür wird seine Miete ausgesetzt.«
»Hin und weg? Meinst du, er ist ihr auch bei privateren Problemen behilflich?«
»Im Gegensatz zu dir befasse ich mich nicht mit Spekulationen. Sie erteilt uns die Genehmigung, uns in den Gemeinschaftsbereichen umzusehen. Dachboden, Keller, Treppenhäuser. Sie bittet uns, im Keller nichts anzufassen oder umzustellen, es ist Eigentum der Mieter. Sie berechnet den Stauraum extra und will die Besitzer nicht aufregen.«
»Also, sehen wir uns um.«
Malone drückte auf den Fahrstuhlknopf.
»Ich sage, er vögelt die Verwalterin und die alte Dame.«
»Und ich sage, du hast eine dreckige Fantasie.«
Sie untersuchten zunächst das Dach und fanden nichts von Interesse. Nur der übliche Müll, weggeworfene Kanülen, leere Bierflaschen und ein paar leere Crackröhrchen. Sie nahmen wieder den knirschenden, altersschwachen Aufzug und fuhren in den Keller.
Russo warf einen Blick auf das Zertifikat des Fahrstuhlinspektors. »Ich glaub nicht, dass die Unterschrift da echt ist, und du? Die hat der Kerl gefälscht, und fertig. Kein Offizieller hätte dieses lausige Stück Schrott inspiziert und die Erlaubnis zum Weiterbetreiben erteilt.«
Malone sagte nichts, schimpfte aber im Stillen mit sich, weil sie Russo dem altersschwachen Aufzug ausgesetzt hatte. Das nächste Mal wollte sie besser auf Zack sein.
Im Keller gab es auch nichts Interessantes. Überall Kisten, ein paar kaputte Fahrräder, ein Ausguss, ein Heizungsraum. Eine ganze Wand war
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