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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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mit Kartons zugebaut, wahrscheinlich Zeug von den Mietern. »Sieht aus wie bei McDonald«, sagte Russo, »du weißt schon, das Mädel, das Mendrinos vögelt.«
    »Ich weiß, wer sie ist. Ich glaube nicht unbedingt, dass sie miteinander schlafen. Darüber hinaus hab ich dir schon erklärt, dass ich finde, das geht uns gar nichts an.«
    »Du bist einfach kein richtiges Mädchen, weißt du, Malone? Echte Mädchen lieben Tratsch. Ich schwelge ja nur darin, um dir ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Ich versuche mich dir zu nähern, indem ich Kontakt zu meiner weiblichen Seite aufnehme.«
    Malone blickte Russo scharf an und sah gerade noch, wie er sein Grinsen verbarg. Sie würde ihm nicht die Genugtuung bereiten, laut zu lachen.
    Sie nahmen sich Zeit und überprüften alles, was sie sehen konnten, ohne Kisten zu rücken. Zwei Ratten huschten davon, aber sie fanden nichts von Belang.
    »Wobei, was wissen wir schon«, sagte Russo. »McDonalds Umzugskartons könnten alle voller Leichenteile sein.«
    Malone zuckte die Achseln. »Sie hatte eine schwere Zeit, begreifst du das nicht?«
    Russo sah erstaunt auf.
    »Du denkst, sie ist kalt, aber ich denke, sie ist einsam.«
    »Richtig, richtig, ich vergaß, du hast ja ein Hellseherdiplom.«
    »Ich sag's ja bloß«, meinte Malone abschließend.
    Sie wussten, dass der Typ, der bei Boyd & Sons ankam, Lamar war, sobald sie ihn durchs Fenster sahen. Er entsprach genau der Beschreibung, die sie bekommen hatten: ein hochgewachsener, muskulöser, gutaussehender, intelligent wirkender junger schwarzer Mann. Er wurde von Kessler begrüßt, der seinen Gesten nach erklärte, dass zwei Ermittler auf ihn warteten. Er zeigte keine äußeren Anzeichen von Besorgnis. So, wie er auf Russo und Malone zukam, konnte man meinen, ihr Besuch sei der Höhepunkt des Tages. »Mister obendrein Persönlichkeit«, murmelte Russo leise.
    »Mr. Kessler sagt, Sie suchen mich. Also, verehrte Detectives, hier bin ich. Was kann ich für Sie tun?«
    Er schien begierig zu helfen. Nein, er hatte von den Morden noch gar nichts mitbekommen. Er hatte doch sehr viel zu tun, mit der Arbeit und der Abendschule, und er las nicht immer die Zeitung. Er wirkte angemessen traurig, als er davon hörte, besonders, als Russo ihm erklärte, dass er mit zweien der Opfer zusammen im Heim gewesen sei und das dritte zum Zeitpunkt des Mordes in seinem letzten Jugendheim gelebt hatte.
    »Ich habe einen Großteil meiner Jugend in Heimen verbracht. Das war schwer.« Er brach ab, anscheinend überwältigten ihn die Gefühle. Dann atmete er tief durch und fuhr fort: »Aber ich bin dankbar, dass ich die Hilfe bekommen habe, die ich brauchte, um mein Leben in den Griff zu kriegen. Es gibt Menschen im System, die wirklich Anteil nehmen. Wenn man aus den Möglichkeiten, die einem geboten werden, das Beste rausholt, kann man etwas aus sich machen. Und das habe ich vor. Ich will mich bei allen revanchieren, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin.«
    Der Kerl klingt zu ehrlich, wenn er diesen Scheiß redet, dachte Russo. Darum traute Russo ihm nicht.
    Malone beobachtete Hicks genau, doch sie sah kein Zeichen des Erkennens, als Russo Katherine McDonald erwähnte.
    »Warum fragen Sie gerade nach ihr? Ich hatte mit so vielen Leuten zu tun. Ich glaube, an die Anwälte erinnere ich mich gar nicht mehr.«
    »Kein besonderer Grund«, sagte Russo rasch. »Reine Routine.« Er ließ es ein wenig scharf klingen, um Hicks wissen zu lassen, dass er einen wirklich guten Grund hatte. Und dass der Hicks nicht gefallen würde.
    Als Hicks nichts weiter dazu sagte, fragte Russo mit wohldosierter Beiläufigkeit: »Sie waren ja mal ein richtiger Künstler, nicht?«
    Zum ersten Mal wirkte Hicks aus dem Gleichgewicht. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Einer Ihrer alten Fallbetreuer hat was darüber in Ihre Akte geschrieben.«
    Hicks hatte sich schon wieder gefangen. »Das ist lange her. Ich hab es schon fast vergessen. Es war bloß eine Art, die Zeit rumzukriegen, als ich ein Kind war. Ich hatte gar kein Talent. Ich hab das schon lange aufgegeben.«
    »Also haben Sie andere Wege gefunden, um sich auszudrücken?«
    Hicks' Blick versteinerte. Er antwortete mit einer Gegenfrage: »Wie zum Beispiel was?«
    »Ich weiß nicht. Sie müssen doch Hobbys haben.«
    »Ich hab sehr viel zu tun. Schule, Arbeit, wissen Sie.«
    Kessler kam wieder ins Büro. Er hatte sich umgezogen, trug jetzt grüne Hosen und einen rosa Sweater, offensichtlich bereit für den Feierabend. »Tut

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