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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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ich von denen. Sie verstehen, der Junge war ja schon weg, als ich hier anfing.
    Sieht so aus, als war Lamar einer der wenigen, die später ganz gut zurechtkamen. Also eigentlich besser als ganz gut. Er ist hier vor etwas über zwei Jahren weg. Seit seinem Highschoolabschluss hat er immer Arbeit gehabt und dazu Abendkurse am College belegt. Er sagte wohl, dass er vorhätte, Strafrecht zu studieren. Der Sozialpädagoge glaubt, dass er das hinkriegt.«
    »Haben Sie mit dem Hausvater gesprochen, der zu Lamars Zeit dort war?«
    »Nee, die Agentur versucht immer noch vergeblich, ihn aufzustöbern. Wissen Sie, Leute, die das hier endgültig hinter sich gelassen haben, lassen sich meist nicht so gern wieder davon einholen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Einer Eingebung folgend fragte sie: »Sie kennen diese Jungs doch ziemlich gut. Nach allem, was Sie jetzt über Lamar gehört haben, was halten Sie von ihm?«
    »Sie wollen von mir die Einschätzung eines Jungen, dem ich nie begegnet bin? Also ich weiß, was ich gern für wahr halten würde. Ich hätte gern, dass er ein guter, aufrechter Bürger wird. Ich will, dass er eins von den Kids ist, die rechtfertigen, was wir hier tun.«
    Steve Green rief wenig später an, um ihr Meldung zu machen. Er war ziemlich entmutigt, hatte es aber trotzdem noch nicht aufgegeben, das Archiv weiter nach Lamar Hicks' abgelegter Akte zu durchwühlen. Katherine war ehrlich froh, dass er es war, der zwischen diesen dunklen, schimmeligen Kästen herumkriechen musste, und nicht sie.
    Stunden später kam Katherine zu dem einzigen Ergebnis des Tages, nämlich dass sie an diesem Abend nichts Brauchbares mehr finden würde. Sie konnte morgen in aller Frische weitermachen. Außerdem musste sie allmählich los, um Jose abzuholen.
    Annie war weg, und Katherine war so auf ihre Arbeit konzentriert gewesen, dass sie ihr Gehen nur ganz am Rande wahrgenommen hatte. Als sie auf die Uhr sah, wurde ihr klar, dass sie schon sehr lange alleine im Büro saß. Aber als sie lauschte, vernahm sie von irgendwo immer noch gedämpfte Lebenszeichen. In diesem Stockwerk waren also auch andere noch zugange.
    Annie hatte was von Tee gesagt, kurz bevor sie ging. Katherine hatte irgendeine Antwort gemurmelt, war aber nicht wirklich bei der Sache gewesen. Wie auch immer, Annie musste es als Ja verstanden haben, denn auf einem relativ stabil wirkenden Aktenstapel auf ihrem Schreibtisch stand ein Becher, an dessen Seite ein Teebeutelfaden herabhing.
    Süß von Annie, aber der Tee musste längst eiskalt sein. Sie wollte trotzdem einen schnellen Schluck nehmen und blickte in die Flüssigkeit, während sie die Tasse zum Mund führte. Erschrocken stieß sie sie zurück, bevor ihre Lippen sie berührt hatten. Braunes Nass spritzte über den Rand und hinterließ einen großen feuchten Fleck auf dem Aktendeckel. Sie betrachtete den kleinen Papieranhänger am Teefaden zwischen ihren Fingern. Er war selbstgemacht, ›versenken und ziehen lassen‹ stand in kleinen ordentlichen Druckbuchstaben darauf. Sie zog den Beutel hoch, und eine kleine billige Plastikbabypuppe tauchte aus dem Tee auf und baumelte an dem Faden um ihren Hals.
    Sie starrte das Püppchen an, erstarrt in seiner Babykrabbelhaltung. Der Fall Anderson. Das war eine Anspielung auf den Fall Anderson, den Diane den ›Kochbaby-Fall‹ nannte. Die Mutter hatte das Kind in eine Wanne voll kochend heißem Wasser gesteckt, und an den Folgen war es gestorben. Annie machte wirklich Fortschritte. Komischerweise machte das Katherine traurig.
    Als sie diesmal im Gruppenhaus Watson & Green ankam, war es überfüllt mit lärmenden Jungs, so wie sie es von früher in Erinnerung hatte. Jonathan war fort, aber das Leben ging weiter, ohne dass sich etwas änderte.
    George Jackson stand in einer Ecke des Wohnzimmers und führte ein ernstes Gespräch mit zwei Jungs. Er entdeckte Katherine und winkte ihr zu. Armer Kerl. Als er sich für diesen Job verpflichtete, hatte er bestimmt gewusst, dass es hart werden würde, aber nicht, dass jemand anfangen würde, die Jungs in seiner Obhut zu ermorden. Die Agentur hatte besondere Vorsichtsmaßnahmen verhängt, die Polizei half dabei mit, aber letztlich war George für dieses Heim verantwortlich. Sie wünschte ihm, dass er irgendwann hier aufhören konnte, um sein Studium abzuschließen, ohne auch noch die Bürde von noch mehr verlorenen Leben mit sich herumschleppen zu müssen.
    Dieser Gedanke kam ihr erneut, als sie und Jose in ihrem Auto saßen und

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