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Die Farbe Der Leere

Die Farbe Der Leere

Titel: Die Farbe Der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Webb
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brauchte, Nein zu sagen. Aber der Zorn, den sie empfand, verflog nicht, nachdem sie aufgelegt hatte. Zorn auf Barry, Zorn auf Mendrinos, Kummer über den toten Jungen, ihre Sorge um Brian. Es lief alles zusammen, und es schien ganz unmöglich, dass sie jemals nicht mehr besorgt, wütend und traurig sein würde.
    Sie nahm eine Dusche, sie putzte das Badezimmer, und es waren immer noch Stunden bis zum Schlafengehen und noch mehr Stunden bis zum Morgen. Alles schien endlos und nutzlos.
    Sie las einen Artikel im Law Journal, den sie lesen zu müssen glaubte. Dann las sie lauter Artikel, in die sie normalerweise keinen Blick geworfen hätte. Patentrecht, Sicherheitsrecht. Sie verstand nur einen kleinen Prozentsatz von dem, was sie da las, aber sie las unverdrossen weiter. Sie las eine lange Zeit und hoffte, dass es sie genug langweilen würde, um schläfrig zu sein, wenn sie ins Bett ging. Sie war erschöpft, aber nicht müde, und unter allem lag eine tiefe, matte Traurigkeit.
    Doch ungeachtet ihrer Befürchtungen fiel sie in einen festen, schweren Schlaf, sobald sie die Zeitschrift weggelegt hatte und ins Bett gekrochen war. Als ob sie von einer Klippe fiel. Auch ihre Träume waren schwer und dunkel.
    Sie hatte das Thermostat heruntergedreht und den Raum für die Nacht kühl gehalten, aber sie erwachte mit nassen Haaren, feuchtem Nacken und durchgeschwitztem T-Shirt.
    Zuerst dachte sie, ihre düsteren Träume hätten sie aufgeweckt, doch dann vernahm sie den Klang von brechendem Glas. Sie war sofort hellwach und alle ihre Sinne in Alarmzustand.
    Jemand brach durch ihr Küchenfenster ein.
    Sie tastete nach ihrem Nachttisch, auf dem sie gewöhnlich nachts den Panikknopf ablegte, aber er war nicht da. Ihre Gedanken rasten verzweifelt. Sie hatte ihn abgenommen, während sie mit Mendrinos telefonierte, und ihn in ihrer Wut und Gedankenlosigkeit auf dem Küchentresen liegen lassen.
    Es gab kein Telefon in ihrem Schlafzimmer. Sie spürte den panischen Drang, um Hilfe zu rufen, doch es war klar, dass der Eindringling längst bei ihr wäre, bevor die Hilfe käme. Die Schlafzimmertür schloss nicht richtig – sie war unfachmännisch nachbearbeitet worden, um sie dem Rahmen anzupassen –, also konnte sie sie nicht abschließen, um etwas Zeit zu gewinnen.
    Das kleine Schlafzimmerfenster direkt unter der Decke war zulackiert. Sie hatte das bemerkt, als sie einzog, und beschlossen, sie könne sich im Frühjahr darum kümmern. Sie erwog, die Scheibe einzuschlagen und in den Innenhof zu flüchten. Dazu würde sie etwas Schweres brauchen, vielleicht die Lampe. Aber dann? Durch die Glasscherben auf das schmale Fensterbrett kriechen, das ziemlich hoch über dem Boden lag? Es gab an der Außenmauer nichts, worauf man stehen oder woran man sich festhalten konnte, und die Höhe war beträchtlich.
    Und das alles müsste sie auch noch bewältigen, bevor ihr ungeladener Gast die Geräusche vernahm und herbeikam, um sie zu erwischen. Nein, sie musste sich etwas anderes einfallen lassen.
    Ein Versuch, die Wohnungstür zu erreichen, würde in unangenehmer Reichweite von wem auch immer an der Küche vorbeiführen. Es war dennoch das Beste, was ihr einfiel. Die beste Alternative dazu, im Bett liegen zu bleiben und darauf zu warten, dass sie geschlachtet wurde.
    So musste es also ein Spurt in Richtung Haustür sein. Sie hörte nichts aus der Küche. Es war schon seit einer ganzen Weile still. Wie schön wäre es, sich einreden zu können, dass das alles reine Einbildung gewesen war, eine Folge ihrer schlechten Träume. Ins warme Bett zurückkriechen und wieder einschlafen. Aber dies geschah wirklich, und es geschah ihr.
    Er konnte sich schon im Flur befinden, auf dem Weg zu ihrem Schlafzimmer. Aber wenn das so war, bewegte er sich ausgesprochen lautlos. Sie zog ihr dickes Sweatshirt aus dem Haufen am Fußende ihres Bettes und streifte es über. Eine vage Hoffnung auf Schutz ihrer bloßen Haut vor Messern. Sie musste beinahe grinsen. Netter Versuch, ihr Sicherheitsbedürfnis mit einem Sweatshirt zu befriedigen.
    Auf der anderen Seite des Bettes schnarchte Miss Bennett leise. Du bist mir ein schöner Wachhund, dachte sie. Wenn Katherine sie weckte, konnte Miss Bennett den Eindringling vielleicht verjagen oder wenigstens erschrecken. Aber Miss Bennett hatte noch nie jemanden gebissen und höchstens Katzen angeknurrt. Schmusen und sich massieren lassen war mehr ihr Ding. Auf eine plötzliche Charakterwandlung zu bauen schien übertrieben optimistisch.

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