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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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anfühlte wie der des Fremden, war auch schon alles.
    Nachdem Huck sich das Kondom übergestreift hatte, nahm er wieder seine Position zwischen ihren Schenkeln ein. Aurelia hatte sich keinen Zentimeter vom Fleck gerührt. Er lächelte sie zärtlich und fast entschuldigend an, als er in sie eindrang. Dann beknabberte er mit feuchten Lippen ihr Ohrläppchen.
    Nach einer Weile begann er sich in ihr zu bewegen. Aurelia versuchte, sich zu entspannen und sich auf das wunderbare Gefühl einzulassen, einen Mann in sich zu spüren, auch wenn es diesmal so ganz anders war, so mechanisch. Ihr Herz fand keinen Kontakt zu ihrer Möse, und kein Knistern, kein Kribbeln lief durch ihre Adern, kein Prickeln erfasste ihre Glieder.
    Huck flüsterte ihr zärtliche Worte ins Ohr, aber Aurelia achtete nicht auf ihn, sondern konzentrierte sich darauf, verschüttete Empfindungen freizulegen und zum Leben zu erwecken. Sein Tabakatem störte sie gewaltig, und dann begann er auch noch zu schwitzen, und seine Haare kitzelten sie an der Wange. Und zu all dem das monotone Rein-Raus, mit dem er auf ihr herumrutschte.
    Es schien kein Ende nehmen zu wollen.
    Huck entging ihre mangelnde Begeisterung nicht. »Alles okay für dich?«, fragte er.
    »Ja. Mach weiter.«
    »Wirklich?« Seine Bewegungen wurden langsamer.
    Tausend Bilder blitzten vor ihrem inneren Auge auf.
    »Fester«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?«
    Sie warf die Arme zur Seite. »Halt mich an den Handgelenken fest, du kannst ruhig grob sein, wenn du willst.« Erinnerungen an das, was sie in der Ausstellung gesehen hatte, wirbelten ihr durch den Kopf.
    Er packte sie, aber seine Bewegungen waren nicht überzeugend. Sie war schon drauf und dran, ihn zu bitten, ihr auf den Hintern zu klatschen, ihr auch ruhig richtig wehzutun, aber sie traute sich nicht. Peinlich berührt versuchte sie, die Erinnerungen, die sich ihr aufdrängten, aus dem Kopf zu verbannen und die schäbige Umgebung des billigen Motelzimmers zu vergessen.
    Sie schaute zu Huck auf. Ihre Blicke trafen sich.
    »So geht das nicht«, sagte Aurelia, machte sich von ihm los und begann, sich anzuziehen.
    »Was habe ich denn falsch gemacht?«, fragte Huck und griff ebenfalls nach seinen Kleidern. Sein Penis war schon wieder schlaff geworden.
    »Nichts.«
    »Was meintest du denn mit ›fester‹?«, bettelte er um eine Erklärung.
    »Ach, unwichtig«, wehrte sie ab.
    Er warf ihr einen wütenden Blick zu.
    »Mädchen wie dich verstehe ich einfach nicht«, sagte er.
    »Was meinst du denn mit ›Mädchen wie mich‹?«
    »Mädchen, die wollen, dass man ihnen wehtut. So was kann ich nicht. Ich dachte immer …«
    »Was dachtest du?« Aurelia streifte sich ihr weißes T-Shirt über.
    »Hier in der Bay Area sind viele Mädchen kinky drauf. Aber du kommst doch aus England, und da habe ich gedacht …« Er blickte zu Boden.
    »Ich bin nicht kinky«, brüllte Aurelia. Wütend stürmte sie zur Tür hinaus.
    Ein Taxi war nicht aufzutreiben, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als zu Fuß zur Ballettschule zurückzulaufen. Den ganzen Weg, für den sie anderthalb Stunden brauchte, kämpfte sie mit den Tränen. Sie wusste, dass sie sich in ihrem Innern veränderte; und das lag nicht bloß daran, dass Siv verschwunden oder dieses merkwürdige Herz aufgetaucht war. Irgendetwas Schräges passierte.
    Als sie die Straßenecke erreichte, beschlich sie wieder das merkwürdige Gefühl, dass ihr jemand folgte. Ganz bestimmt war es nicht Huck – den würde sie sicher nie wiedersehen. Sie schaute sich um, aber es war niemand zu sehen, bloß Herbstblätter, die im Wind tanzten. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. Sie konnte sich nicht vorstellen, noch einen Abend allein in Sorge um ihre Freundin zu verbringen, sah aber auch keinen Grund, Edyta zu behelligen. Also ging sie nur kurz ins Haus und kritzelte eine Nachricht auf einen Zettel, den sie auf ihrem Bett zurückließ: »Habe Siv gefunden. Bin ein paar Tage weg. Kein Grund zur Sorge. Melde mich.«
    Sie wusste selbst nicht, was sie zu dieser Lüge veranlasste. Vielleicht eine Art Aberglaube, dass es wahr werden würde, sobald sie es einmal hingeschrieben hatte.
    Ein leichter Nebel begann sich herabzusenken. Im letzten Augenblick lief Aurelia noch einmal ins Haus zurück, packte frische Unterwäsche und ein sauberes T-Shirt ein und nahm ihren Schal vom Haken an der Tür, den sie sich fest um die Schultern wickelte. Es war derselbe Schal, den sie auf dem Rummelplatz getragen hatte, fiel ihr mit

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