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Die Farbe der Liebe

Die Farbe der Liebe

Titel: Die Farbe der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vina Jackson
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einem Anflug von Wehmut ein. Wie lange das schon her war! Doch wohin wollte sie nun eigentlich?
    Sie ging zu dem Diner am Ende der Straße und starrte durch die Scheibe auf den Tisch, an dem sie und Siv sich einmal einen Teller Pommes frites geteilt und sich aufgeregt über ihr Tattoo und Sivs Nachmittag als Aktmodell ausgetauscht hatten. Doch auch wenn sie noch ewig durch die Glasscheibe starrte, brachte ihr das die Freundin nicht zurück. Sie musste nachdenken. Wohin konnte Siv gegangen sein?
    Walter.
    Ihr Gefühl sagte ihr, dass ihre Freundin nur bei dem blinden Bildhauer stecken konnte. Zum x-ten Mal durchforstete sie ihr Gedächtnis nach irgendeinem Anhaltspunkt, den Siv vielleicht über seinen Aufenthaltsort gegeben haben könnte. An dem Nachmittag, an dem Siv ihn kennenlernte, hatte sie sich auch die Anmeldeformulare für die Zirkusschule besorgt und erwähnt, dass sein Atelier ganz in der Nähe gewesen sei. Aber sie konnte um diese Uhrzeit ja wohl schlecht dort an sämtliche Türen klopfen.
    Aurelia winkte ein Taxi herbei und nannte dem Fahrer als Zieladresse den Veranstaltungsort der Ausstellung. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Vielleicht hatte sie ja Glück, und es saß ein junger Mann am Eingang, den sie mit ihren langen Beinen bezirzen konnte, sodass er ihr die Information gab, die sie brauchte.
    Das Gemäuer wirkte bei ihrem dritten Besuch nicht mehr annähernd so beeindruckend oder geheimnisvoll wie beim ersten Mal. Es war für sie eigentlich nur noch der Ort, an dem Sivs Verschwinden seinen Ausgang genommen hatte. Am liebsten hätte sie gegen die Wand getreten, aber da ihr das nicht mehr eingebracht hätte als einen verstauchten Fuß, begnügte sie sich damit, wie wild auf die Klingel zu drücken.
    »Himmel noch mal! Es ist geschlossen! Und ich arbeite auch gar nicht hier …«, herrschte sie eine wütende Frau über die Gegensprechanlage an.
    Aurelia hatte bereits die Hoffnung aufgegeben, dass überhaupt jemand reagierte, und war so überrascht, dass sie erst einen Augenblick ihre Gedanken sortieren musste. Da meldete sich eine schwache Erinnerung.
    »Lauralynn?«, fragte sie.
    »Ja?«, kam es zögernd zurück.
    »Mach mir auf, bitte«, bettelte Aurelia. »Du hast doch bei dieser Ausstellung gearbeitet, uns Kostüme ausgesucht … mein Name ist Aurelia, ich war mit einer Freundin hier, die kurz darauf verschwunden ist. Ich muss sie unbedingt sprechen, und ich glaube, sie ist bei Walter, diesem Bildhauer …« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus.
    Die Tür öffnete sich.
    Lauralynn stand direkt dahinter, in jeder Hand eine große Tüte. Sie trug kein Latex mehr, auch nicht mehr die Schulmädchenzöpfe, sondern einen einfachen Pferdeschwanz. Aber auch so war sie eine beeindruckende Erscheinung. In ihren High Heels war sie noch größer als Aurelia, und ihre Beine, die in den hautengen Jeans fast noch besser zur Geltung kamen, schienen länger denn je. Ganz offensichtlich trug sie keinen BH . Unwillkürlich starrte Aurelia auf ihre Brüste. Durch den dünnen weißen Stoff ihres ärmellosen Tops konnte man sehr deutlich die Brustwarzenringe erkennen.
    »Was hast du denn für ein Problem?«, fragte Lauralynn. »Oder hast du es inzwischen vergessen? Du wirkst etwas, äh, abgelenkt.« Frech über beide Ohren grinsend, zeigte sie ihre perlweißen Zähne.
    Aurelia lief knallrot an.
    »Ich war bei der Ausstellung …«, stammelte sie. »Du hast mir ein Kleid geliehen …«
    »Ja, ich erinnere mich an dich«, entgegnete Lauralynn. »Auch daran, dass du großartig ausgesehen hast in dem Kleid.«
    Aurelia hätte nicht gedacht, dass sie noch röter werden könnte, als sie bereits war, aber sie schaffte es irgendwie.
    »Du kannst es haben, wenn du willst«, erklärte Lauralynn und spähte in eine ihrer Tüten, die sie neben sich abgestellt hatte. »Du hast Glück, mich hier anzutreffen. Ich bin nur deswegen gekommen. Ich bringe unsere Klamotten und den ganzen anderen Kram in unser Hauptquartier nach Seattle.« Sie schaute auf ihr Handgelenk, an dem sie aber gar keine Uhr trug. »Du musst dich allerdings beeilen, ich bin auf dem Weg zum Flughafen.«
    »Also, noch mal zurück zu meiner Freundin Siv«, sagte Aurelia. »Ich habe das Gefühl, dass sie bei Walter ist. Weißt du, wie ich ihn erreiche? Oder sie?«
    Lauralynn hob eine Augenbraue. Die Nachricht schien sie eher zu amüsieren als zu überraschen oder zu beunruhigen, was Aurelia als gutes Zeichen nahm. Wenigstens schien es Lauralynn nicht für

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