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Die Farbe der See (German Edition)

Die Farbe der See (German Edition)

Titel: Die Farbe der See (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan von der Bank
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als für den armen Tore.
    Eine ganze Weile passierte nichts.
    Als ihre Bewacher auch nach einer halben Stunde noch keine Anstalten machten, auf den Tod ihres Gefangenen zu reagieren, stand Lina auf und sprach sie an.
    »Wir können ihn hier nicht einfach so liegen lassen.«
    »Wieso? Der tut doch keinem mehr was.«
    Der Schnellbootfahrer, der geantwortet hatte, war ein rothaariger, pickliger Jüngling von vielleicht zwanzig Jahren. Feixend über seinen eigenen Scherz warf er seine Zigarettenkippe auf den Toten.
    »Hier, siehste? Ganz friedlich ist der!«
    Mit finsterem Gesicht wischte Lina den brennenden Stummel von der Decke.
    »Ich will Korfmann sprechen, sofort!«
    »Hast du gehört, sie will Korfmann sprechen, sofort!«, wandte sich der Rothaarige an den zweiten, älteren Schnellbootmann. Auch dieser begann nun hämisch zu grinsen.
    Jetzt wurde es Ole zu bunt.
    »Hört mal her, ihr beiden Vollidioten!«, sagte er und wunderte sich selber, woher er diesen scharfen, hochfahrenden Ton nahm. »Ihr kapiert vermutlich nicht, was hier vor sich geht. Aber wir haben ihm was zu sagen, das wichtig ist!«
    Er überlegte fieberhaft.
    »Darüber, wo der andere Teil der verdammten Pläne ist!«
    Das Lachen der beiden Schnellbootmänner verstummte. Auch Lina hob den Kopf und sah ihn überrascht an.
    Ole erwiderte ihren Blick und zuckte unmerklich die Achseln. Er hatte keine Vorstellung, was er mit dieser frechen Lüge bezwecken wollte. Wollte er Richard tatsächlich sehen? Was hatte er außer Hohn und Spott von ihm zu erwarten?
    Oder war es bloß sein friesischer Dickschädel gewesen, der aufbegehrte und sich weigerte, einfach so über die Respektlosigkeit dem Toten gegenüber hinwegzugehen.
    »Dann bring ihn halt rüber«, grummelte der Ältere der beiden Marinesoldaten. »Mit dem Verräter und dem Mädchen werde ich auch alleine fertig!«
    Demonstrativ entsicherte er die Maschinenpistole, die über seiner Schulter hing.
    Der Rothaarige führte Ole zu einem anderen Schuppen, der unmittelbar neben dem Hafen gelegen war. Dort klopfte er artig an die schäbige Holztüre.
    »Was ist?«, fragte Richard von drinnen.
    »Verzeihung, Herr Sturmbannführer«, rief Oles Bewacher gegen die Tür. »Aber einer der Gefangenen will Sie sprechen. Der Deutsche!«
    Es dauerte einen kurzen Augenblick, bevor Richard antwortete.
    »Soll reinkommen!«
    Oles Bewacher öffnete die Tür und schob ihn mit dem Gewehrlauf im Rücken in den Schuppen.
    »Sie warten draußen!«, befahl Richard, als er sah, dass der Schnellbootmann ebenfalls den Raum betreten wollte.
    Der Rothaarige blieb irritiert stehen.
    »Aber, soll ich nicht lieber …?«
    »Raus!«, unterbrach Richard ihn grob.
    Der Soldat klackte erschrocken die Absätze zusammen, drehte auf dem Absatz um und machte, dass er hinauskam.
    Tatsächlich war Richard alleine im Raum. Er stand am anderen Ende an einer Art Werkbank unter dem Fenster. Womit er dort beschäftigt war, konnte Ole im ersten Augenblick nicht erkennen.
    Natürlich hatte auch er eine Pistole am Gürtel, aber darüber hinaus hielt er Ole, dessen Hände vor dem Körper gefesselt waren, offensichtlich auch nicht für gefährlich genug, als dass er einen zweiten Mann gebraucht hätte. Ja, er drehte sich noch nicht einmal um, als sie alleine waren, so sicher fühlte er sich.
    »Was willst du?«
    Ole schwieg. Wenn er das wüsste? Richard zog, wie schon des Öfteren, aus seinem Schweigen den falschen Schluss.
    »Wenn du kommst, weil du um Gnade betteln willst, Storm, dann kann ich dir diesmal keine Hoffnungen machen.«
    Ole runzelte die Stirn. Natürlich hatte er das nicht vorgehabt, aber wenn Richard das dachte, sollte es ihm recht sein.
    »Ich habe schon einmal für dich interveniert. Wir waren quitt, wie du dich vielleicht erinnerst.«
    Nun drehte Korfmann sich zu ihm um und sah ihn an, die Arme verschränkt und vorwurfsvoll den Kopf schüttelnd, als habe er einen missratenen Schulbengel zu tadeln.
    »Selbst wenn du Strasser nicht erschossen hast, sondern deine schwedischen Freunde, du hast dich eindeutig auf die falsche Seite geschlagen!«
    Jetzt konnte Ole erkennen, was Richard auf der Werkbank zu schaffen gehabt hatte. Unter dem Fenster stand die Schatulle mit Hülsmeyers Plänen. Sie war offen. Ein paar der Papiere waren auf dem Tisch ausgebreitet, daneben lagen ein Fotoapparat und einige Dosen mit Rollfilmen. Ganz offensichtlich war Richard damit beschäftigt, die Pläne fotografisch zu vervielfältigen.
    Plötzlich spürte Ole, wie

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