Die Farbe des Himmels
zuletzt gesehen?«
»Das kann ich nicht genau sagen, es muss schon einige Wochen her sein.« Sie knüllte das Taschentuch zu einer Kugel.
Thea betrachtete Antonia Linders Gesicht. Sicher war sie früher sehr schön gewesen, doch die Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. Das üppige rotbraune, mit dünnen grauen Strähnchen durchzogene Haar war streng nach hinten gekämmt, und die blauen Augen schauten Thea abweisend, fast feindselig an.
»Komisch, ich dachte, Sie seien befreundet gewesen. Sogar sehr eng befreundet«, fragte Messmer.
»Wir sind seit unserer Jugend gute Freunde«, sagte Antonia Linder kühl.
»Wie gut, Frau Linder?« Messmer gab sich nicht so leicht geschlagen.
»Was meinen Sie damit? Ich kenne Wolf seit mehr als dreißig Jahren. Aber wir sahen uns eher selten. Ist das verboten?« Ihre Stimme wurde schneidend wie Stahl.
»Natürlich nicht«, sagte Thea. »Kein Mensch beschuldigt Sie. Aber als Zeugin haben Sie gewisse Pflichten, und eine davon ist, die Wahrheit zu sagen.«
»Herr Kommissar, ich wüsste nicht, was ich Ihnen noch erzählen könnte.«
Thea spürte das feine Beben in Antonia Linders Stimme. Sie beobachtete ihre gepflegten Hände, die das Glas auf dem Tisch hin und her drehten, und war sicher, dass Wolf Hausers Jugendfreundin ihnen etwas verschwieg.
»Sie hatten doch mit Wolf Hauser seit Jahren ein Liebesverhältnis«, sagte sie unvermittelt.
Antonia Linders Augen verengten sich. »Erzählen Sie keinen Schwachsinn. Ich sagte bereits, dass wir gute Freunde gewesen sind!«
»Wir wissen es aber etwas besser«, sagte Thea. Beharrlichkeit war eine ihrer Stärken, da musste ihr Messmer nichts vormachen.
Antonia Linder maß Thea mit einem aufsässigen Blick. »Das geht Sie doch überhaupt nichts an.«
»Da irren Sie sich gewaltig«, mischte Messmer sich ein. »In einem Mordfall geht uns so manches etwas an. Ganz besonders, warum Sie uns so hartnäckig ins Gesicht lügen.«
»Diese Unterstellungen sind eine Frechheit. Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten über Sie beschweren.« Antonia Linders Stimme überschlug sich. »Wenn ich etwas wüsste, hätte ich es Ihnen längst gesagt. Aber ich habe keine Ahnung, wer Wolf umgebracht hat.«
»Sie selbst vielleicht?« Thea sah Antonia Linder in die Augen.
»Na, hören Sie mal! Herr Kommissar, sagen Sie Ihrer Assistentin, sie soll lieber überlegen, bevor sie solche Anschuldigungen hervorbringt.«
»Ich bin sicher, dass sich meine Kollegin ihre Frage gut überlegt hat. Also antworten Sie bitte.«
Thea merkte, dass Messmer wütend wurde.
»Und wenn Sie noch so oft fragen, mehr kann Ihnen nicht sagen.« Sie trank das Glas leer und stand auf. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich möchte allein sein.«
»Wo waren Sie gestern Morgen zwischen sieben und acht Uhr morgens?«, fragte Thea, die keine Anstalten machte, aufzustehen.
»Ich sage kein Wort mehr ohne einen Anwalt«, fauchte Antonia Linder.
»Das ist Ihr gutes Recht. Ihnen sollte aber klar sein, dass wir uns natürlich fragen, warum Sie sich so unkooperativ verhalten.« Messmer nahm ein Formular aus seinem Aktenkoffer. »Sind Sie bereit, eine Speichelprobe zu Vergleichszwecken abzugeben? Das ist eine Routinesache und dauert keine Minute. Die Proben werden nach Abschluss des Verfahrens vernichtet.«
Antonia Linder schoss das Blut ins Gesicht. »Den Teufel werde ich tun! Ich kenne meine Rechte und muss mich nicht wie eine Verbrecherin behandeln lassen. Suchen Sie lieber Wolfs Mörder, anstatt mich derart zu belästigen!«
»Wie Sie wollen. Sollte sich aber ein Tatverdacht gegen Sie ergeben, kommen wir mit einem richterlichen Beschluss wieder. Halten Sie sich auf jeden Fall für weitere Fragen zur Verfügung und verreisen Sie in den nächsten Tagen bitte nicht. Ich bin sicher, dass wir noch mal miteinander reden werden.« Messmer stand auf und bedeutete Thea durch ein Kopfnicken, dass es für heute genug sei. Er grüßte kurz und wandte sich zum Gehen. Unter der Tür zog er den Kopf ein, obwohl der Rahmen hoch genug war und für ihn keine Gefahr bestand, sich am Balken zu stoßen. Thea schüttelte insgeheim den Kopf über diese Demonstration von Größe.
»Ich finde selbst hinaus«, murmelte sie, als Antonia Linder Anstalten machte, ihr in den Flur zu folgen.
Mit einem Schlag knallte die Tür hinter den beiden ins Schloss.
»Die weiß doch was«, sagte Messmer, startete den Wagen und gab Gas, dass der Motor wie ein verwundetes Tier aufheulte.
»Auf jeden Fall hat sie
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