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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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viel schulden Sie ihm noch?«, fragte Ströbele.
    »Ich weiß nicht mehr so genau, ein paar Tausend«, sagte Lichtenberg ausweichend.
    »Und wie viel wollten Sie sich am Donnerstag von ihm leihen?«, fragte Ströbele.
    »Was spielt das noch für eine Rolle? Wolf ist tot! Und ich muss jetzt zusehen, wie ich aus dem Schlamassel rauskomme.« Lichtenbergs Doppelkinn zitterte.
    »Ich fürchte, so schnell werden Sie da nicht rauskommen. Wir behalten Sie heute Nacht im Polizeigewahrsam.« Ströbele hielt Lichtenberg den Haftbefehl vor. »Nachher werden wir Ihre Fingerabdrücke abnehmen, und ein Kollege wird ein paar Fotos von Ihnen machen. Morgen früh werden Sie dem Haftrichter vorgeführt. Bis dahin können Sie sich überlegen, ob Sie vielleicht doch einen Anwalt hinzuziehen wollen.«
     
    »Wenn wir Glück haben, gesteht er bis morgen Abend, und der Fall ist erledigt«, hörte Thea Messmer sagen, als er mit Ströbele vom Polizeigewahrsam zurückkam.
    »Schön wär’s, aber das glaube ich nicht«, antwortete Ströbele. »Wir sollten uns allmählich mit dem Seniorchef unterhalten. Der kann uns sicher auch was zum besten Freund seines Schwiegersohnes erzählen. Und für die Haftrichtervorführung können wir schon noch ein wenig Fleisch auf die Knochen brauchen. Hat schon jemand bei Merkle angerufen?«
    »Rudi hat ihn erreicht, als er gerade aus dem Haus wollte. Heute Abend hat er einen Termin, aber morgen Vormittag können wir vorbeikommen.« Messmer lümmelte sich auf die Ecke von Theas Schreibtisch. »Wie sieht’s aus, Kollegin? Hast du Lust auf eine kleine Spritztour zum Rottannenweg morgen früh?«
     
    *
     
    Das »Grand Café Planie« liegt gegenüber dem Akademiegarten, unmittelbar am Charlottenplatz. Die Tische auf der Terrasse, die auf den Karlsplatz mit dem Reiterdenkmal und das Alte Schloss hinausgehen, waren allesamt besetzt, doch Hannes war nirgends zu finden. Auch drin war es übervoll, und Thea brauchte eine Weile, bis sie ihn an einem kleinen Zweiertisch in der Nähe der Theke entdeckte. Eigentlich erkannte sie ihn in erster Linie an dem großen Weizenbierglas, das vor ihm stand und bereits halb leer war. Er war also schon zwei Minuten da.
    Thea registrierte widerwillig, dass ihr Herz einen Takt schneller zu schlagen begann, und ärgerte sich darüber. Hannes zu verlassen war ihre Entscheidung gewesen, weil sie sich von ihm fremdbestimmt und belächelt gefühlt hatte. Warum reagierte ihr Körper also jetzt so unangebracht?
    »Thea, ich freue mich wirklich, dich zu sehen.« Hannes erhob sich so abrupt, dass er um ein Haar das Weizen zu Fall gebracht hätte.
    »Hallo.« Thea übersah seine ausgestreckten Arme und wich dem angedeuteten Kuss aus. »Ich hoffe, du hast mir etwas Wichtiges zu sagen. Im Moment hab ich meine Zeit ganz und gar nicht zu verschenken.«
    »Jetzt setz dich doch erst mal.« Er schob ihr galant den Stuhl zurecht. Thea war überrascht, weil diese Geste so untypisch für ihn war, und fragte sich flüchtig, ob er vielleicht einen Zwillingsbruder habe, der ihr bis jetzt verborgen geblieben war.
    »Also hör zu, wir wurden zu einer Wohnungsöffnung gerufen. Einer Frau in der Badstraße war aufgefallen, dass sie ihre Nachbarin, mit der sie sonst immer im Treppenhaus schwätzte, seit drei Tagen nicht gesehen hatte und die Zeitung vom Mittwoch immer noch auf der Treppe lag. Tom und ich rückten also an, brachen die Tür auf und fanden die achtzigjährige Frau tot auf dem Sofa. So weit war der Fall Routine.«
    »Ich hoffe, es wird noch interessanter«, seufzte Thea, nachdem sie bei dem in Windeseile vorbeifliegenden Kellner einen Eiskaffee bestellt hatte.
    »Keine Sorge.« Hannes nahm einen kräftigen Schluck Weizenbier und wischte sich den Schaum von der Oberlippe. Diese Geste hat mindestens zu fünfzig Prozent dazu beigetragen, ihn zu verlassen, dachte Thea.
    »Der Notarzt hatte schon eine natürliche Todesursache auf dem Leichenschauschein angekreuzt, als die Tochter auftauchte und sagte, die Handtasche ihrer Mutter mitsamt dem Wohnungsschlüssel, Bargeld und Kreditkarte fehle. Sie würde immer an einem bestimmten Haken an der Garderobe hängen – ihre Mutter sei da sehr pingelig. Wir haben die gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt – sogar den Müll haben wir durchsucht –, aber die Tasche war nicht da, genauso wenig wie der Wohnungsschlüssel.«
    »Und du glaubst jetzt, weil ich bei der Kripo bin, könnte ich dir sagen, wie das Mütterchen ohne ihren Schlüssel in die Wohnung gekommen

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