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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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sie heute selbst daran gedacht, eine aufzusetzen.
    »Hoffentlich verliert Herr Merkle nicht das Vertrauen in die Stuttgarter Polizei, wenn wir bei ihm anrücken wie Bonnie und Clyde.« Messmer fädelte sich in den Verkehr auf der B 27 ein.
    Als sie an der Ampel am Hauptbahnhof standen, schlug er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Mist, ich war heute mit meinem Sohn zum Schwimmen verabredet. Hab völlig vergessen, ihm abzusagen. Der sitzt bestimmt schon auf seinem gepackten Rucksack und wartet.« Er tippte eine Nummer in sein Handy, das in einer Halterung am Armaturenbrett steckte, und schaltete den Lautsprecher an. Thea erinnerte sich daran, dass er einmal gesagt hatte, mit einem Head-Set fühle er sich wie ein Hubschrauberpilot, daher habe er sich für eine Freisprecheinrichtung entschieden.
    Bereits nach zwei Rufzeichen wurde abgenommen. »Messmer«, meldete sich eine weibliche Stimme.
    »Hallo, Uli, ich bin’s, Micha.«
    »Na endlich! Wo bleibst du denn? Matthias wartet schon seit dem Frühstück auf dich.«
    »Deswegen rufe ich ja an. Du weißt, der Job. Ich kann heute beim besten Willen …«
    »… nicht kommen. Wie immer. Na wunderbar«, beendete seine Ex-Frau den Satz für ihn.
    »Ulrike, wir ermitteln in einem Mordfall …«
    »Komisch, um die Toten kümmerst du dich immer sofort und vergisst darüber die Lebenden. Wie soll ich das dem Jungen diesmal erklären?«
    »Das tue ich schon selbst. Gib ihn mir.« Die Ampel sprang auf Grün, und Messmer fuhr an. »Gott schuf die Frauen, damit es den Männern nicht zu wohl wird«, murmelte er vor sich hin.
    »Hi, Papa.« Thea fuhr zusammen, als sie die Stimme des Jungen hörte. Als Papa hatte sie sich Messmer noch nie vorgestellt.
    »Hallo Großer, wie geht’s?«
    »Mama hat es mir gerade gesagt.«
    »Es tut mir echt Leid, aber ich muss wieder mal den Schimanski spielen.«
    »Ist schon okay. Ich ruf Nico und Kevin an, vielleicht kommen sie mit ins Inselbad.«
    »He, Großer, was hältst du davon, wenn wir mal ins Kino am Schlossplatz gehen und anschließend auf der Königstraße bummeln? McDonald’s hat gerade eine Burger-Aktion.«
    »Gute Idee, Paps. Und mach dir keine Gedanken, wenn Mama so giftig zu dir ist.«
    »Das halte ich aus.« Thea bemerkte ein gerührtes Lächeln auf Messmers Lippen, das sie noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Hast du für morgen schon was vor?« Messmer trat in letzter Sekunde auf die Bremse, er hatte beinahe die Auffahrt zur Bopserwaldstraße übersehen.
    »Ich hab mich mit ein paar Kumpels zu einer Radtour am Neckar verabredet. Wir wollen es mindestens bis zum Max-Eyth-See schaffen.«
    »Das hört sich gut an. Ist dein Fahrrad in Ordnung?«
    »Klaro, du hast es mir doch erst zum Geburtstag geschenkt.«
    »Das kommt mir vor, als wäre es ewig her. Weißt du was, wenn dieser Fall abgeschlossen ist, gehen wir mal wieder zusammen ins Daimler-Stadion zum VfB, einverstanden?«
    »Das wäre klasse!«
    »Gut, Matthias. Ich melde mich, okay?«
    »Okay, Paps. Willst du noch mit Mama sprechen?«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn ich ein andermal mit ihr rede. Grüß sie von mir.«
    »Klaro. Tschüss, Paps!«
    »Mach’s gut, mein Großer.« Messmer steckte das Handy in die Halterung zurück und lenkte den Wagen in eine Parklücke vor dem Haus des alten Herrn Merkle.
    Der Fußweg, der durch einen gepflegten Garten zur Villa führte, war behindertengerecht betoniert, der Hauseingang ebenerdig und ohne Stufen.
    Eine freundliche Frau in mittleren Jahren öffnete die Tür. »Die Herrschaften von der Kripo? Herr Merkle erwartet Sie bereits.« Im Haus war es angenehm kühl. Eine geschwungene Treppe führte zum ersten Stock hinauf. Thea fiel der moderne Treppenlift auf, der an der obersten Stufe auf seinen Benutzer wartete.
    »Herr Merkle ist in der Bibliothek.« Die Haushälterin öffnete eine schwere Eichentür und ließ Thea und Messmer eintreten.
    Alphons Merkle saß in seinem elektrischen Rollstuhl in der Nähe des Fensters. Seine Haut war hell und wirkte wie Pergament. Die geschmackvolle Kleidung und die elegante Goldrandbrille konnten über seine Gebrechlichkeit nicht hinwegtäuschen.
    »Guten Tag, Herr Merkle. Wir möchten Ihnen unser herzliches Beileid aussprechen. Danke, dass Sie trotz Ihres Verlustes so kurzfristig Zeit gefunden haben, uns zu empfangen«, sagte Thea.
    »In meinem Alter ist Zeit das geringste Problem«, lächelte er. »Ich habe mich schon vor längerer Zeit weitgehend aus dem Geschäft zurückgezogen. Um genau zu

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