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Die Farbe des Himmels

Die Farbe des Himmels

Titel: Die Farbe des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britt Silvija und Reissmann Hinzmann
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ist?«
    »Na ja, du bist schließlich eine Ermittlerin, oder?«
    »Warum fragst du nicht das Äffle und das Pferdle?«
    »Wirklich herzig, dein Humor. Wenn du schon damals so viel Spaß verstanden hättest, würdest du mir den kleinen Scherz heute sicher nicht mehr nachtragen.«
    »Ihr hättet den Fall gleich der Kripo melden müssen, und das weißt du auch. Du hast geschlampert, und ich soll es jetzt ausbügeln, hab ich Recht?«
    »Komm, Thea, hilf mir noch ein einziges Mal, aus alter Freundschaft. Ich will das nicht an die große Glocke hängen, und ich weiß, dass du diskret arbeitest. Du kennst doch das Problem, wenn das den falschen Leuten zu Ohren kommt, kann ich meine Beförderung vergessen.«
    »Woher sollte ich das Problem wohl kennen?« Thea versuchte, ganz ruhig zu bleiben. »Als ich noch auf dem Revier war, wurde bei unklaren Todesfällen immer sofort die Kripo gerufen.«
    »Wir haben’s echt verpennt. Mir fiel erst nachher auf, dass der Arzt aus dem natürlichen einen unklaren Tod gemacht hatte.«
    »Ihr habt es nicht vergessen.« Thea merkte, wie ihr allmählich das Blut hochkochte. »Ihr hattet was getrunken, stimmt’s?«
    »Ein winziges Bier und einen Selbstgebrannten auf Toms Beförderung. Er ist endlich PHM geworden. Das ist doch ein guter Grund, oder?«
    »Ein Grund, gleich wieder degradiert zu werden.« Thea fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Ihr Kopf tat weh und sie schwitzte. Sie schaute wütend auf Hannes, der sich einen Zigarillo ansteckte. An der Wand in seinem Rücken hing eine Kopie des Großstadt-Triptychons, dessen Original sie neulich in der Staatsgalerie bewundert hatte. Otto Dix hatte mit dem Mittelteil den idealen Hintergrund für den Lebemann Hannes geschaffen. Im Look der Zwanziger ausgestattet, hätte er perfekt in dieses Bild gepasst. Was war auf der Polizeischule bloß in sie gefahren, sich diesem Luftikus an den Hals zu werfen? Damals hatte sie ihn unwidersteh lich gefunden, bis sie erkannt hatte, dass seine Unbeschwertheit, die sie so anziehend fand, nichts als Oberflächlichkeit war, und das, was sie für Beschützerinstinkt gehalten hatte, nichts anderes als Bevormundung.
    »Du musst den Dienstweg einhalten. Fax mir morgen früh den Tagebucheintrag vom Revier zu. Wo ist die Leiche jetzt?«
    »Am Pragfriedhof«, entgegnete Hannes, nachdem der letzte Schluck Bier seine Kehle passiert hatte. »Sie soll eingeäschert werden.«
    »Schöne Scheiße!« Thea seufzte. »Sobald ich die Unterlagen von dir habe, ruf ich dort an und lasse den Leichnam anhalten. Triberg muss ich auch Bescheid geben. Vielleicht will er eine Sektion anordnen.«
    »Warum sollte er sie obduzieren lassen?«, gluckste Hannes und winkte dem Kellner nach einem neuen Bier. »Meinst du, die hat ihre Handtasche samt dem Wohnungsschlüssel gefressen?«
    »Sehr witzig. Der Handtaschenräuber könnte ja die alte Frau umgebracht haben, bevor er ihr Geld geklaut hat.«
    »Schon klar, Thea. Du verstehst eben immer noch keinen Spaß.«
    »Ich finde diese Dinge nicht spaßig. Ich fand sie früher auf dem Revier nicht spaßig, und jetzt bei der Kripo kann ich immer noch nichts Lustiges dran finden, wenn jemand tot in seiner Wohnung liegt und die Kreditkarte fehlt.«
    »Weißt du was? Ich hab es nie verstanden, wie du diese Arbeit aushältst, wenn du nicht wenigstens ab und zu das Groteske darin siehst. Das tut doch jeder, der täglich mit dem Tod zu tun hat, oder?«
    »Ich bin nicht jeder.«
    »Nein, du hast deine ganz besondere Vergangenheit, mit der du nicht fertig wirst. Weißt du, was ich glaube, warum du wirklich zum Morddezernat gegangen bist?«
    »Ich platze vor Spannung.«
    »Dort triffst du Menschen, die Verluste erlitten und Angehörige verloren haben. Du versicherst dir damit Tag für Tag aufs Neue, dass du nicht die Einzige bist, die leidet. Es ist wie eine Gruppentherapie für dich. Aber meinst du nicht, es ist allmählich an der Zeit aufzuhören, darüber zu trauern, dass du ein Waisenkind bist?«
    Thea schwieg. Sie blickte aus dem Fenster hinaus auf den Akademiegarten und versuchte, ihre Wut in den Griff zu bekommen. Am liebsten hätte sie Hannes in sein vom Alkohol gerötetes Gesicht geschlagen. Sie dachte daran, was Karolin gesagt hatte: »Man kann sich nicht abnabeln, wenn man nicht zuvor angenabelt war.« Doch die Mühe, Hannes das zu erklären, konnte sie sich sparen. Er würde es doch nicht verstehen.
    »Du bist jetzt nicht sauer, oder?«, redete Hannes weiter. »Weißt du noch, auf der Polizeischule

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