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Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition)

Titel: Die Farbe des Todes: Ein Veronica-Sloan-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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einen leichten Klaps auf den Arm. »Wag es bloß nicht, meine Mutter anzurufen.«
    »Ich glaube, sie mochte mich ganz gern.« Er zuckte mit den Augenbrauen, wohl wissend, dass er eingebildet klang.
    »Sie mag jeden, der so aussieht, als könnte er mich zähmen und mich dazu bringen, ein paar Enkelkinder für sie in die Welt zu setzen.«
    Ronnie bekam einen roten Kopf und hielt sich wieder die Hand an die Schläfe, doch diesmal nicht wegen der Schmerzen, hatte Sykes den Eindruck, sondern weil er ihre Verlegenheit nicht sehen sollte. Sie hatte das gerade eben nicht sagen wollen, doch in seiner Gegenwart ließ sie manchmal alle Vorsicht außer Acht, und er wusste, dass sie sich darüber maßlos ärgerte.
    »Dabei sollte man meinen, sie hätte inzwischen kapiert, dass ich mich nicht als Mutter eigne«, zischte Ronnie, als sei sie wütend auf sich selbst.
    »Ich weiß nicht«, sinnierte er. »Ich sehe dich vor mir, wie du ein paar taffe kleine Hosenscheißer aufziehst, die regelmäßig von der Schule fliegen, weil sie die Rüpel zusammenschlagen, die auf dem Spielplatz andere Kinder schikanieren.«
    Ronnies Hand blieb an der Schläfe liegen und verdeckte ihr Gesicht, aber den rauen Ton in ihrer Stimme konnte sie nicht verbergen, als sie antwortete: »Nie. Niemals .«
    Sykes reagierte nicht mit einem neckenden Spruch wie: Vielleicht ist dir der richtige Mann noch nicht begegnet . Er hörte aus ihren Worten heraus, dass sie sich endgültig entschieden hatte, unwiderruflich. Und weil er Ronnie schon ein wenig kannte, nahm er an, dass sie einen Grund dafür haben musste.
    Und den hatte sie, wie sich herausstellte.
    »Wusstest du, dass ich bei den Aufräumarbeiten auf dem Gelände des Air & Space Museums eingesetzt war?«
    Er ahnte, was nun kommen würde. »Nein.«
    »Nachdem das Gelände von Sprengkörpern geräumt und freigegeben worden war, haben Daniels und ich sechs Tage lang da gearbeitet. Dann wurden wir dem Sammelraum zugeteilt, wo die Rechtsmediziner versuchten, alles zusammenzusetzen, was noch zu finden gewesen war.« Ronnie ließ die Hand sinken und drehte ihren Bürosessel zu Jeremy herum. Ihre dunklen, gequälten Augen sagten ihm alles Weitere, bevor sie es aussprach. »Der 20. Oktober war ein Freitag, erinnerst du dich?«
    »Na klar.«
    »Der Freitag ist ein beliebter Tag für Schulausflüge. Und das Air & Space war in der Museumsmeile das beliebteste Ziel für Kinder.«
    Oh Gott.
    »Weißt du, wenn du Eltern siehst, die vor Kummer schreien und dabei den blutverkrusteten Schuh in der Hand halten, den sie vor einer Woche ihrem Sechsjährigen am Fuß zugebunden haben, dann heilt dich das von sämtlichen Träumereien über eine glückliche Familie.«
    Sykes griff nach ihrer Hand. Sie zog die Hand nicht weg, machte auch keine schnippische Bemerkung, sondern ließ einfach zu, dass er die Finger mit ihren verschränkte und sie einen langen Moment mitfühlend festhielt.
    »Du warst damals schon in New York, nicht?«, flüsterte sie, offenbar in Erinnerung an ihr Gespräch in Texas.
    »Ja. Ich war sieben Monate vorher aus Washington weggegangen.«
    Sie hatten sich zwar schon darüber unterhalten, aber noch nicht über alles geredet, noch nicht das vollständige Gespräch geführt, das Amerikaner oft führten, wenn es um das Thema ging.
    Wo warst du, als es passiert ist? Weißt du noch, wie du es erfahren hast? Kanntest du Menschen, die umgekommen sind? Erinnerst du dich an den Schock, als du gehört hast, dass Präsident Turner es nicht überlebt hatte? War es nicht ein Segen, dass die First Lady mit ihren kleinen Kindern am Vorabend das Weiße Haus verlassen hatte, um spontan einen Wochenendurlaub zu machen? Hast du die Berichte von den Beerdigungen gesehen? Und von den Prozessen? Warst du dafür, dass die Terroristen öffentlich gehängt wurden? Glaubst du, dass man die übrigen Verschwörer auch noch irgendwann fassen wird?
    Fünf Jahre später, und die Fragen und Antworten waren immer noch die gleichen. Die Trauer war im Bewusstsein des Landes weiter sehr präsent, und fast alle Amerikaner benahmen sich wie Menschen, die einen Krieg überlebt haben und immer wieder die alten Geschichten erzählen, wenn sie zusammenkommen. Vor allem diejenigen, die bei der Polizei arbeiteten. Die Aufarbeitung würde noch Jahrzehnte dauern, stellte Sykes sich vor, bis der letzte Amerikaner, der den Tag erlebt hatte, diese Welt verließ.
    »Aber du bist wiedergekommen.«
    »Natürlich. Ich wurde vorübergehend hierher versetzt, bin drei

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