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Die Farbe Des Zaubers

Die Farbe Des Zaubers

Titel: Die Farbe Des Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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liebt. Darüber bin ich sehr froh. Diese Reise war nicht leicht.«
    Die beiden umarmten sich. Abarsis' war noch stark — das heißt, der Geist war es. Tempus machte einen Schritt zurück, um etwas zu sagen, doch Schwermut schnürte ihm die Kehle zu. Was sagte man zu einem Toten? Doch bestimmt nicht >Leben!< — der Gruß der Stiefsöhne untereinander ...
    Doch Abarsis sagte es zu Tempus, wie er es vor langer Zeit in Freistatt zu ihm gesagt hatte, wohin er zum Sterben gekommen war. »Leben, Geheimnisvoller, und immerwährender Ruhm. Und dein Freund — unser Freund —, Theron von Ranke, sei gegrüßt.«
    Daß er seinen Namen hörte, riß Theron aus seiner Angst. Doch der alte Recke brachte keinen Laut hervor und zitterte merklich.
    Als Tempus das erkannte, fing er sich. »Du hast uns halb zu Tode erschreckt. Ist dies deine Finsternis?« Tempus deutete auf den Himmel. »Wenn ja, kommen wir sehr gut ohne sie zurecht. Sie erschreckt die Hiesigen. Wir versuchen hier eine Militärherrschaft zu errichten, nicht einen Bruderkrieg auszulösen.«
    Ein Schatten huschte über das schöne Gesicht des Schlächterpriesters, und Tempus, der es sah, wollte fragen: »Bist du wirklich? Bist du wiedergeboren? Bist du gekommen, um zu bleiben?«
    Der Geist sah ihm fest in die Augen, und dieser Blick drang in seine Seele und erschütterte sie.
    »Nein, nichts dergleichen, Geheimnisvoller. Ich bin gekommen, um eine Botschaft zu bringen und um einen Gefallen zu bitten — für bereits getane und doch noch zu geschehende Gefallen.«
    »Ah, Tempus, würdest du uns bekannt machen? Schließlich ist dies mein Palast«, knurrte der Kaiser. Er täuschte Ärger vor, bemühte sich um seine Fassung und warf verstohlene Blicke auf die Pferde, die still in ihrem Zaumzeug standen und die Ohren nach vorn gelegt hatten, während Dampf von ihren Nüstern aufstieg,
    »Gefallen«, wiederholte Theron, »bereits getan und doch noch zu tun ...«
    »Theron, Kaiser von Ranke, General der Armeen, dies ist Abarsis, Schlächterpriester, ehemals Hoherpriester Vashankas, ehemals ...«
    »Ehemals lebender Verbündeter«, unterbrach ihn Abarsis glatt wie eine gewetzte Klinge, »und immer noch Verbündeter, Theron. Wir haben ein Problem, und dieses Problem liegt in Freistatt. Durch Priester zu sprechen ist etwas für Götter, mein Auftrag ist anders. Tempus, den wir beide lieben, muß auf Götter hören, doch in diesem Fall bin ich — nun, imstande ...« Sein Lächeln blitzte wie einst im Leben. »... zu dolmetschen.« Dann wandte er sich an Tempus und blickte ihn eindringlich an. »Die Botschaft lautet: Die Kugeln der Nisibisi Macht müssen zerstört werden; die Götter werden frohlocken, wenn das vollbracht ist. Zerstört in Freistatt, wo gemarterte Seelen deiner und meiner Leute befreit werden müssen. Der Gefallen ist: Erfülle Nikos Wunsch, was die Kinder betrifft - deiner und UNSERER.«
    Unserer? Der tote Hohepriester Vashankas war so weit gekommen, dieses Wort auszusprechen! Tempus, dem die Dinge immer weniger gefielen, setzte sich auf die Tischkante und dachte: Deshalb kommt er zu mir? Großartig! Und was jetzt?
    Denn Tempus, der nein zu einem Gott sagen und einem Erzmagier Steine in den Weg legen konnte, wußte, als er Abarsis anblickte, daß er 133 nicht imstande war, ihm etwas abzuschlagen. Es war eine alte Schuld, eine gemeinsame Verantwortung, die weit über Leben und Tod hinausreichte. Es hatte mit Seelen zu tun, und Tempus' Seele war sehr alt. So alt, daß sich der Mann, den man den Geheimnisvollen nannte, plötzlich sehr müde fühlte, als er Abarsis auf eine Weise noch jung, noch unbefleckt im Geist und in seiner Ehre vor sich sah, wie Tempus selbst es nicht mehr war.
    Und Tempus, der nie schlief — der nicht mehr schlief, seit er vor drei Jahrhunderten von einem Erzmagier verflucht worden war und Trost im Schutz eines Gottes gefunden hatte —, begann sich schläfrig zu fühlen. Seine Lider wurden schwer und Abarsis' Worte laut und auf unverständliche Weise hallend, als unterhielten sich Theron und Abarsis in einem weit entfernten Gemach.
    Kurz ehe Tempus auf den Tisch sackte und in einen tiefen Schlaf fiel, der dauern würde, bis das Wetter sich am nächsten Tag änderte, hörte er Abarsis ganz deutlich sagen: »Und für dich, Tempus, den ich mehr als alle anderen Menschen liebe, habe ich dieses besondere Geschenk - es ist nichts Großes, nur eine Aufmerksamkeit —, für diesen einen Abend konnte ich den Göttern eine angenehme Ruhe für dich

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