Die Farben der Finsternis (German Edition)
Boulevardzeitungstyp gehalten«, sagte Cass cool und nonchalant. Mr Bright erschütterteihn bis ins Mark, aber das würde er ihm natürlich nicht verraten.
»Dein Sinn für Humor hat mir immer schon gefallen.« Mr Bright lächelte. »Es ist wichtig, den Humor nicht zu verlieren. Ich habe versucht, mir diesen Sinn zu bewahren.« Er warf einen Blick auf die Zeitung. »Selbstmord, was für eine schreckliche Sache. Manchmal denke ich, man sollte die Toten einfach in Ruhe lassen, findest du nicht auch?«
»Meistens habe ich das Gefühl, dass sie selbst nicht zur Ruhe kommen.« Cass ließ den Blick zum anderen Ende des Raums schweifen, wo sich zwei Büros um einen kalten modernen Kamin gruppierten. An beiden Türen waren bronzene Namensplaketten angebracht, und auch wenn sie zu weit weg waren, als dass er sie hätte entziffern können, konnte er den Umriss der Namen sehr gut erkennen. Auf der einen stand Mr Bright, auf der anderen Mr Solomon.
»Wenn Sie so scharf darauf sind, können Sie damit anfangen, ihn zur Ruhe zu betten. Wir haben schließlich beide gesehen, wie der verrückte Scheißkerl gestorben ist.«
Für den Bruchteil einer Sekunde verwandelte sich das Funkeln in Mr Brights Augen in einen harten Diamanten, aber dann lächelte er. Er strahlte geradezu mit seinen perfekten weißen Zähnen.
»Ich war eine Zeit lang nicht hier. Glaub mir, es steht ganz oben auf meiner Liste, jemanden für dieses Büro zu finden.« Er spreizte die Hände und deutete ein feines Schulterzucken an. »Ich hatte, wie gesagt, zu tun. Es hört einfach nicht auf.«
Cass hatte keine Lust mehr auf dieses leere Geplänkel. Je weniger Zeit er mit Mr Bright verbrachte, desto besser.
»Sie haben doch sicher etwas damit zu tun, dass die ATD auf einmal glaubt, ich sollte bei der Suche nach dieser Porter helfen, oder?«
»Es hätte wenig Sinn, das zu leugnen, nicht wahr?«
»Was bedeutet das Wort ›Interventionist‹?«
Mr Brights Pupillen weiteten sich kaum merklich und strahlendes Gold verdrängte zuckend das Funkeln seiner üblichen Augenfarbe.
Es war blitzschnell vorbei, und so froh Cass über diese Reaktion war, behielt er es lieber für sich, dass er sie bemerkt hatte. Was auch immer es mit dem Leuchten auf sich hatte – Castor Bright hatte seines unter Kontrolle. Vielleicht hatte er genau deswegen so verdammt viel davon. Doch auf diese Weise hatte er Cass’ Frage schon halb beantwortet. Das rätselhafte Wort hatte etwas mit dem Netzwerk zu tun, wie er vermutet hatte.
»Ich möchte, dass du das Mädchen findest, das David Fletcher sucht.« Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung stand Mr Bright auf. »Ich will wissen, wer dahintersteckt. So schwierig kann es eigentlich nicht sein. Du sollst mich nur auf dem Laufenden halten, wenn du etwas erfährst, von dem du glaubst« – er lächelte wieder und zwinkerte ihm kurz zu – »dass es mich interessieren könnte.«
»Warum sind Sie auf mich angewiesen? Haben Sie die Dinge nicht mehr im Griff ?«
»Es wäre ein schwerer Fehler, das zu denken.« Er schlenderte zum Fenster, wo er sich wieder zu Cass umdrehte. »Ich vertraue dir, Cassius Jones, auch wenn es dir nicht gefällt, und aus Gründen, die du noch nicht verstehst. Die anderen haben nie eingesehen, wie wichtig du bist. Ich dagegen habe schon immer darauf gesetzt, meinen Vorteil zu suchen und mich nach allen Seiten abzusichern.«
»Wovon reden Sie überhaupt, zum Teufel?«, knurrte Cass. Wenn er Mr Bright traf, brannte nach einer gewissen Zeit stets seine Haut, so wütend, frustriert und fassungslos war er. Er wollte zurück in die verrotzte Wirklichkeit, woMenschen lebten und starben und es allen anderen scheißegal war.
»Ich brauche jemanden von außen, der auch ein bisschen über das Innere weiß. Jemand, der nicht dumm ist – jemanden, der zu allem dazugehört – und das kannst natürlich nur du sein, Cassius Jones. So war es schon immer.«
»Wenn das so ist, haben Sie sich gründlich getäuscht. Ich denke nicht daran, Ihnen zu helfen – eher hacke ich mir die rechte Hand ab.«
Als Mr Bright lachte, klang es wie Eiswürfel, die in einem warmen Drink klirrten. »Hoffen wir mal, dass ich dich nicht darauf festnagle.« Er seufzte. »Selbstverständlich wirst du mir helfen. Ich hätte dich nicht darin verwickelt, wenn ich mir dessen nicht sicher gewesen wäre.«
»Und wie kommen Sie darauf ?«
»Weil du Luke«, hier lächelte Mr Bright fröhlich, »ohne mich nie finden wirst.«
Cass’ Blut gefror zu Eis und die
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