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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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auch?«, fragte sie die leuchtenden Augen. »Es ist so laut. «
    Er lächelte und der schöne Schein strahlte heller.
    »Was haben Sie mit mir gemacht?«
    »Es wird gleich ruhiger«, antwortete er. »Sie werden sichdaran gewöhnen. Sie lernen, es zu kontrollieren, und dieser Ort wird es Ihnen leichter machen. Wenn Sie bereit sind, möchte ich, dass Sie etwas für mich tun.«
    »Sie haben mich verändert«, flüsterte sie, aber in ihrem Kopf dröhnten die Worte laut.
    »Ich war das nicht«, sagte er leise. » Sie haben das gemacht. Sie wollten etwas haben und ich habe ihnen erlaubt, es zu bekommen. Sie, Miss Porter, sind nur der Zusatznutzen. Sie werden mich stolz machen. Lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie sich. Diese Angst wird aufhören.«
    Abigail gehorchte. Jemand beugte sich über sie und schnallte ihren Kopf fest, und dann war das Leuchten verschwunden. Sie hörte Stimmengemurmel, die eine klang tief, voll und golden. Eine Tür wurde geschlossen.
    Kurz darauf gingen die Deckenlampen aus. Abigail hörte nur noch das Brummen der Maschinen. Die Russin hatte endlich aufgehört zu heulen, doch hin und wieder ging ihr Atem noch stoßweise und sie stöhnte leise. Abigail überlegte, ob sie auch schreien sollte, aber die Vorstellung fühlte sich falsch an. Es gab viele Dinge, die sie zu beweinen hatte, aber sie konnte sich ums Verrecken nicht an sie erinnern. Stattdessen fing sie an, die Bilder in ihrem Kopf zu sortieren: unbekannte Gesichter und Orte, Straßen in der Stadt, Politiker und Sozialhilfeempfänger. Sie merkte, dass ihr die Bilder sogar gefielen, sobald sie die Angst unterdrückte, denn sie kamen in Farbe inmitten einer Welt, die nur mehr schwarz-weiß war. Sie fand sie beruhigend. Wenn bloß diese Musik aufhören würde! Sie gehörte nicht hierher.

    »Sind das die von den toten Studenten? Diesen Namen habe ich doch in der Zeitung gelesen.«
    »Bitte scannen Sie einfach die Karten, Mr Conroy.« Armstrong lächelte den plumpen Mann höflich an.
    Cass verzog das Gesicht. Er musste seinem Sergeant zugestehen, dass er alle fünf Oyster Cards eingesammelt und Mr Conroy von London Transport herbeordert hatte, und zwar mitsamt seinem Scanner, der an ihren Computer angeschlossen werden und sämtliche Informationen dorthin kopieren konnte – und das alles bis halb zehn Uhr morgens –, aber Cass wünschte, er hätte Armstrong das allein zu Ende führen lassen. Er hatte keine Geduld für die lästige Neugier eines Fremden.
    »Sie haben bestimmt genauso viel zu tun wie wir«, murmelte er.
    »Ha! Und ob! Aber in die Zeitung kommen wir dafür noch lange nicht. Ihr Gesicht kenne ich auch.« Conroy nickte Cass zu. »Mit uns kleinen Leuten können sie es machen.«
    »Mit blutet das Herz.« Das war zwar recht grob, aber Cass war müde und an Conroy war nichts »klein«.
    »Das sollte es auch, Kumpel, das sollte es auch. Ich habe schließlich eine Menge Freunde verloren! Wegen dieser Bomben, ja? Und die anderen haben stundenlang der Polizei und den Rettungsdiensten geholfen, die Leute auszugraben. Die haben ganz schön was gesehen, kann ich Ihnen sagen.«
    »Und wo waren Sie?«, fragte Cass.
    »Ich hatte meinen freien Tag.« Conroy schniefte, während er mit den Kabeln zugange war und sie schließlich an den schmalen Laptop anschloss. »Dank der Gnade Gottes und so.«
    »Als ob Gott die Schichteinteilung vornehmen würde. Mein lieber Mann, ihr Typen müsst echt was Besonderes sein.« So viel Ironie musste sein. Cass war verbittert. Seit seiner Begegnung mit Mr Bright wurde er den sauren Geschmack auf der Zunge nicht mehr los. Er hatte schlechtgeschlafen, sich herumgewälzt und unter den Blicken der toten Augen, die ihn aus allen Ecken anglotzten, hin und her geworfen. Als er endlich eingeschlafen war, verfolgten ihn schwarze Halbschuhe mit roten Flecken im Traum. Als er sich endlich zum Wachwerden durchgerungen hatte, hätte es ihn nicht gewundert, Christians Geist auf seiner Bettkante sitzen zu sehen. Doch er war allein im Zimmer. Sein Bruder ließ ihn fürs Erste in Frieden.
    »Sie sehen müde aus«, bemerkte Armstrong. »Hatten Sie eine anstrengende Nacht?«
    »Wie weit können sie die hier zurückverfolgen?«, fragte Cass Conroy, ohne auf die Frage seines Sergeants einzugehen.
    »Bis zu dem Tag, an dem sie die Karten bekommen haben. Wie weit hätten Sie es denn gern?«
    »Sagen wir ein Jahr. Wenn wir nichts finden, können wir immer noch weiter zurückgehen. Sie können die Maschine ruhig hierlassen, dann sparen

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