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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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war sanft, professionell und überaus weiblich.
    »Bitte verbinden Sie mich mit Mr Castor Bright.«
    »Ich fürchte, wir haben hier niemanden, der so heißt, Sir. Könnte Ihnen vielleicht ein anderer Mitarbeiter behilflich sein? Falls Sie allerdings nicht gerade mit der Abteilung Ausland verbunden werden wollen, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass unsere Angestellten größtenteils bereits Feierabend haben.«
    »Richten Sie Mr Bright bitte aus, dass Cass Jones angerufen hat und auf dem Weg zu ihm ist. Ich bin sicher, er erwartet mich.«
    Er beendete den Anruf, bevor sie etwas erwidern konnte. Obwohl es empfindlich kühl war, waren seine Hände schweißnass, als er das Handy wieder in die Tasche steckte. Er betrachtete das Leben in den Londoner Straßen, wo Autos und Busse darum kämpften voranzukommen, und fühlte sich auf einmal sehr weit weg von alldem. Die Bank und Mr Bright warteten auf ihn. Es war Zeit, das Spiel mitzuspielen.

    »Sie sagen was?« Alison McDonnell starrte den Mann über den Tisch hinweg an. Hände in den Hosentaschen, stand er so lässig da, als hätte er ihr gerade gesagt, wie spät es war oder was er zum Frühstück gegessen hatte. Spin-Doctors hatten keine Seele, da war sie sicher. Wenn die Politiker sie nur nicht so dringend bräuchten.
    Er wiederholte: »Sie hätten einen Angriff auf Ihre Person vorgetäuscht, um Ihre Umfragewerte zu steigern.«
    »Aber wie ist das möglich?« Sie schob brüsk ihre Kaffeetasse beiseite. Die Premierministerin war erschöpft und ihrAdrenalinspiegel war hoch. Noch mehr Koffein würde ihr bestimmt nicht helfen, klarer zu denken.
    »Wer würde denn so etwas tun? Wofür halten die mich? Ich habe nicht mal den Alarm ausgelöst!«
    »Ihr Problem ist«, fuhr Desmond Simpson fort, »dass keiner diesen angeblichen Angreifer gesehen hat, niemand von den Zuschauern und schon gar keiner vom Geheimdienst. Das Einzige, was sie gesehen haben, ist, wie die verdammte Abigail Porter Sie zu Boden geworfen und sich auf die Jagd nach einem Phantom gemacht hat.« Er trank einen Schluck Kaffee. »Nicht zu vergessen die zahlreichen Journalisten und Newsleute, die das Ganze gefilmt haben, nur nicht unseren fetten Mann …« Er starrte sie an und senkte den Blick wieder auf die Tasse. »Na ja, Sie sehen selbst, dass wir ein Wunder bräuchten, damit das alles einen Sinn ergäbe.«
    »Okay, und wer sagt es nun?« Die Premierministerin lehnte sich zurück.
    Lucius Dawson sah noch erschöpfter aus, als sie sich fühlte, falls das überhaupt möglich war. Er merkte nicht, dass sie ihn ansah, weil er sich vollkommen auf Simpson konzentrierte. Manchmal fragte sie sich, ob diese Männer wirklich das Land regierten oder ob nicht doch alles von den Schattengestalten im Hintergrund erledigt wurde, die ihr Leben damit verbrachten, alte Wahrheiten als neue zu verkaufen.
    »Es ging irgendwo auf den Hinterbänken los – hübsch anonym. Aber das Gerücht verbreitet sich und Merchant wird es sich zunutze machen und darauf herumreiten, sobald er glaubt, genug Unterstützung zu finden.«
    »Er ist der Oppositionsführer«, sagte McDonnell. »Nie im Leben dürfte er etwas so Ungeheuerliches behaupten.«
    »Und doch würde er es tun, wenn er davon ausgehenkönnte, dass genügend Leute aus Ihrer eigenen Partei hinter ihm stehen.«
    »Und, tun sie das?«
    Als Simpson den Innenminister ansah, folgte sie seinem Beispiel.
    »Ich habe gewisse Leute reden hören«, sagte Dawson schließlich. »Sie machen sich Sorgen, was für Folgen so eine Geschichte haben könnte.«
    »Wir sind noch nicht am Ende.« Simpson setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich weiß, dass sie wegen des Trauerfalls beurlaubt ist, aber wir brauchen Abigail hier. Sie brauchen einen Sündenbock, und das kann nur sie sein. Sie kann sagen, sie habe überreagiert und gedacht, sie habe etwas gesehen, obwohl es gar nicht so war; dass sie eine Panikattacke hatte und einen armen Mitbürger, der zufällig psychisch krank war – ich bin sicher, dass wir da was finden werden –, dazu gebracht hat, sich unter die Bahn zu werfen, weil er dachte, sie würde ihn erschießen. Ist mir egal, ob wir behaupten, sie hätte LSD genommen und einen Zusammenbruch gehabt, solange wir ihr nur die Schuld zuschieben können, damit die Sache nicht mehr an unseren Hacken klebt.« Trotz seiner Wortwahl blieb Simpson ganz ruhig. Er wurde dafür bezahlt, dass er Karrieren – Leben – zerstörte, wenn es im Sinne des Gemeinwohls war, und darin war er verdammt gut.

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