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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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weggeschubst habe, um sich zu wehren.« Bei der Erinnerung runzelte sie leicht die Stirn. »In dem Moment konnte ich mir genau vorstellen, wie es gelaufen war – als wäre die ganze Affäre auf dem Küchenboden ausgebreitet gewesen. Ich hatte die ganzeZeit mit ihr zusammengewohnt und sie hatte kein Sterbenswörtchen gesagt. Und das sollte meine Freundin sein! Wir haben viel geredet und sie hat mir nichts erzählt.«
    »Hast du ihr davon erzählt?« Rachel zeigte auf die Blätter zu ihren Füßen.
    »Das ist was anderes.« Sie kniff die Lippen zusammen. »Was ganz anderes. Das war Mädchensache – eine Sache unter Mitbewohnerinnen – etwas, was man seiner Freundin erzählt. Sie hatte mich die ganze Zeit ausgelacht und ich habe es nicht mal mitgekriegt.«
    »Sie hat dich sicher nicht ausgelacht. Sie war nicht …«
    »Schnauze. Was weißt du schon?« Zwei Schritte näher.
    »Was hast du getan, Amanda?« Rachel hatte eine schreckliche Ahnung, worauf das Ganze hinauslief – dies war das Mädchen, das eine Katze gequält hatte. Die arme Angie und auch der arme, dumme Mr Cage – sie hatten keine Chance gehabt.
    »Ich habe alles geregelt. Angie wollte aufstehen, da bin ich zu ihr, hab sie an den Haaren gepackt und mit dem Hinterkopf an die Arbeitsplatte gedonnert«, berichtete Amanda selbstzufrieden. »Danach ist sie nicht wieder hochgekommen. Cage stand einfach da, dem fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. Ich bat ihn um das Messer. Ich glaube, ich habe ihr die Pulsadern aufgeschnitten, ohne lange zu überlegen – das war ja auch nicht schwer. Diese dummen Studenten, die sich reihenweise umbrachten, und dazu die kleine Angie mit ihrer albernen heimlichen Schwärmerei. Danach würden bestimmt alle gerne mit mir befreundet sein. Jeder möchte etwas über den Tod erfahren. Jeder. «
    »Mir war gar nicht klar, dass du so einsam warst.«
    »Ach, spar dir dein Mitleid für dich selbst. Cage flennte nur noch und fragte die ganze Zeit, was ich da eigentlich machte – dabei sah das doch ein Blinder! Er war sichtlicherleichtert, weil sie ihn jetzt nicht mehr nerven konnte. Ich habe ihn nach Hause geschickt, weil ich nicht wollte, dass er sich das Blut überall hinschmiert und in Verdacht gerät. Dann habe ich ihm noch gesagt, er solle ›Chaos im Dunkel‹ in ihr Schließfach schreiben und dass ich mich melden würde, sobald wieder etwas Ruhe eingekehrt wäre.« Amanda lächelte. »Damals wusste ich noch gar nicht, was ich von ihm wollte – eigentlich weiß ich es immer noch nicht, aber die Macht zu haben, war schon ganz schön.«
    Bei geschlossener Tür war an Flucht nicht zu denken, aber Amanda sprach auch schon weiter.
    »Es war so still im Haus, als ich mit ihr allein war. Wir hatten keine Uhr, auf der man ihre letzten Sekunden hätte vergehen sehen, doch ich glaube, ich konnte es hören. Vielleicht war es aber auch nur ihr Herzschlag, der immer langsamer wurde. Es war ganz anders als bei Mum. Viel schneller. Ich fand es toll«, sagte sie, »trotz der Schweinerei. Ich glaube, sie sah mich einen Augenblick lang direkt an, völlig verwirrt. Stell dir vor, du stirbst und weißt nicht warum. Wie schrecklich, mit so einem Rätsel vor Augen zu sterben. Na, das wird dir immerhin nicht so gehen.«
    »Du bist verrückt«, sagte Rachel und wich zurück. »Warum solltest du mich umbringen, wenn die Polizei ohnehin schon hinter dir her ist?«
    »Warum nicht?«
    Amanda stürzte sich auf sie.

    »Rachel?« Cass schlug hart an die Haustür. »Rachel, sind Sie da?« Er trat einen Schritt zurück und musterte die Erdgeschosswohnung. Keine der beiden jungen Frauen hatte ein Auto, deshalb konnte er nicht erkennen, ob jemand zu Hause war. »Amanda?« Wieder schlug er an die Tür. Niemand kam.
    »Mist.« Er rief noch mal bei Rachel an, aber ohne das Handy ans Ohr zu halten. Das Klingeln auf der anderen Seite der Tür war deutlich zu hören.
    Cass hatte zwar in den letzten Wochen begriffen, dass er vom Leben junger Leute eigentlich keine Ahnung mehr hatte, aber wenn er eins wusste, dann, dass sie das Haus nie ohne Handy verließen.
    »Rachel?«, rief er noch mal. Auf einmal splitterte Glas irgendwo in der Wohnung. Scheiße! Er hatte keine Zeit, auf die Verstärkung zu warten. Er trat fest gegen die Tür. Schockwellen liefen von der Anstrengung durch seinen Körper. Die Tür bewegte sich nicht. Er trat erneut zu. Es handelte sich um einen heruntergekommenen Umbau in einer schäbigen Straße, billig hergerichtet für Studenten und Leute, die

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