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Die Farben der Finsternis (German Edition)

Die Farben der Finsternis (German Edition)

Titel: Die Farben der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Pinborough
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Schild ihn innehalten ließ. Er las es noch mal. Der Name »Encore Facilities« war in großen fetten Buchstaben eingraviert, aber darunter stand in kleiner Schrift »The Flush5 Group«. Er ließ den Blick über die Straße schweifen, auf der er gerade hierhergefahren war. The Strand. Sein Blut rauschte. The Strand lag nahe, sehr nahe an der U-Bahn-Station Temple.
    Die elegant gekleidete junge Dame am Empfang erläuterte ihm, dass er Dr. Shearman in der zweiten Etage antreffen würde. Nachdem er eine Besucherplakette beschriftet und sich in die Besucherliste eingetragen hatte, schickte sie ihn mit einem Lächeln zum Aufzug. Seine Haut kribbelte und er hatte Herzklopfen. Er hatte gedacht, er wäre wegen Luke hier, aber plötzlich schossen ihm noch ganz andere Möglichkeiten durch den Kopf. Als er im zweiten Stock ausstieg, gelangte er in einen kleinen, sehr stillen Empfangsbereich mit eleganten weißen Sesseln und einem niedrigen weißen Beistelltisch mit Glasplatte. Zwei Türen gingen von diesem Raum ab, die man nur betreten konnte, wenn man eine Karte durchzog.
    »Ich würde gern mit Dr. Shearman sprechen bitte.« Er lächelte die Frau hinter dem Empfangstisch an.
    »Es tut mir leid, aber Dr. Shearman kommt erst heute Abend um sechs. Haben Sie einen Termin?«
    »Nein.« Als Cass ihr seine Polizeimarke zeigte, trat die übliche Wirkung ein. Sie hörte auf zu lächeln und bedachte ihn mit einem härteren, verächtlichen Blick. Es machte ihm nichts aus, aber er amüsierte sich stets knurrend darüber, dass alle die Polizei nur in der Nähe haben wollten, wenn es ihnen in den Kram passte. Hauptsache, die anderen bekamen Ärger und nicht man selbst.
    »Keine Sorge, wirklich«, log er in aller Seelenruhe. »Ichwollte mit ihm darüber sprechen, ob er in einem bestimmten Fall als Sachverständiger vor Gericht aussagen könnte. Sie betreiben hier doch Phobienforschung, nicht wahr?«
    Er beobachtete, wie die Frau ihre Schultern unwillkürlich entspannte. Das war klar, schließlich hatte er ihr eine Erklärung geliefert, die ihr viel sinnvoller erschien als der Verdacht, der gute Arzt könnte in etwas Unrechtmäßiges verwickelt sein – wie den Diebstahl eines Babys oder etwas, was mehrere junge Studenten veranlasst hatte, sich das Leben zu nehmen.
    »Ganz recht, auf diesem Gebiet ist der Herr Doktor Fachmann. Wenn Sie wissen wollen, wie das Ganze funktioniert, müssen Sie ihn fragen – ich bin nur die Sekretärin und habe keine Ahnung von Medizin –, aber ich glaube, er arbeitet mit einer Mischung aus Hypnose und Aversionstherapien. Er ist der Überzeugung, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Chemikalien im Gehirn produzieren. Jedenfalls werden hier jede Menge Gehirnscans gemacht. Faszinierend, nicht wahr? Wie es kommt, dass wir so oder so ticken?«
    »Wie weit ist es von hier zur U-Bahn-Station Temple?«, fragte er.
    »Oh, höchstens zwei, drei Minuten zu Fuß. Wieso? Ist das wichtig?«
    Cass ignorierte ihre Frage. Phobien, die Temple-U-Bahn und die Tatsache, dass der Arzt nur abends arbeitete. Cass glaubte nicht an Zufälle. Hier kam einfach zu viel zusammen. Doch konnte der Mann, der geholfen hatte, das Kind seines Bruders verschwinden zu lassen, auch in die Selbstmorde verwickelt sein? Das war doch nun wirklich ein Zufall, oder? Sein Blut gefror. Es gibt keine Zufälle . Das hatte ihm ein Mann mit silbernen Haaren erklärt.
    »Würden Sie bitte einige Patientenakten für mich prüfen?Ich möchte wissen, ob die folgenden Studenten hier wegen ihrer Phobien behandelt wurden: James Busby wäre der erste, dann Katie Dodds, Cory Denter und Jasmine Green.«
    »Ich dachte, Sie bräuchten Dr. Shearman als Sachverständigen vor Gericht.« Da war sie wieder, die Geringschätzung, noch verschlimmert durch die Erkenntnis, dass sie dummerweise Informationen preisgegeben hatte.
    »So ist es«, erwiderte Cass. »Als Sachverständigen erster Güte.«
    »Ich fürchte, ich kann nicht …«
    »Dann will ich Ihnen mal etwas erklären. Entweder sagen Sie mir, ob diese Studenten hier behandelt wurden, oder ich besorge mir einen Durchsuchungsbefehl, und in null Komma nichts durchkämmt die Polizei das ganze Labor. Im Übrigen bin ich sicher, dass ich in dem Besucherverzeichnis dort unten jeden dieser Namen unter einem Termin bei Dr. Shearman finden würde. Sie kommen mir wie eine anständige, zivilisierte Bürgerin vor, also bleiben wir doch bitte anständig und zivilisiert, ja?« Er lächelte wieder. »Außerdem brauche ich die

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