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Die Farben der Freundschaft

Titel: Die Farben der Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linzi Glass
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am Ende dieses trostlosen Wochentunnels.
     
    Am späten Samstagnachmittag fuhr Vater mich durch die unbekannten Straßen von Randburg, in der ersten Viertelstunde mehr oder weniger schweigsam. Er war zwar inzwischen mit meiner neu gefassten Freundschaft einverstanden, aber beunruhigend fand er die Sache trotzdem.
    »Ihr Vater hat sie also allein erzogen?«
    »Ja. Ihre Mutter ist gestorben, als Loretta fünf war.« Ich spielte an dem Smiley herum, der auf meine Jeans appliziert war.
    »Und sie hat einen älteren … Bruder, nicht wahr?« Zum hundersten Mal blickte er in den Rückspiegel. Ich wusste, dass er sich versichern wollte, dass uns niemand folgte.
    »Ja, er ist ein Jahr älter. Abschlussklasse. Wie ich.«
    »Und ihr Vater … was macht der noch mal genau?«
    Auf einmal riss er das Steuer herum und bog mit einer scharfen Wendung in eine breite, von Bäumen gesäumte Straße, die Hans Strijdom Drive hieß. »Verdammt, jetzt wäre ich fast vorbeigefahren.« Vater warf einen Blick auf die Wegbeschreibung, die Loretta mir heute Morgen durchgegeben hatte.
    »Er hat ein Architekturbüro, in dem sie hauptsächlich mit Regierungsaufträgen zu tun haben«, sagte ich schnell und bedauerte im selben Augenblick, dass ich das Wort »Regierung« erwähnt hatte.
    Vater schnaubte verächtlich. »Ha! Regierungsaufträge …« Dann schüttelte er den Kopf.
    Ich hatte das Gefühl, mich für Lorettas Vater entschuldigen zu müssen, wusste aber nicht genau, warum eigentlich, also sagte ich nichts, und wir legten das letzte Stück schweigend zurück.
    »Da sind wir, 5653 Groenwald Road.« Vater bog in eine kreisrunde Einfahrt und blieb vor einem einstöckigen beigefarbenen Haus mit Flachdach stehen.
    Ich spürte, wie mein Herz unter dem elastischen Gewebe meines Baumwolltops heftig schlug. »Ja, da sind wir.« Ich holte tief Luft und pflanzte Vater noch schnell einen Kuss auf die Wange. »Danke. Vielen Dank.«
    Er drückte mir die Hand. »Ich warte, bis du drin …« Bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, öffnete Loretta die Haustür und empfing uns mit ihrem breiten herzlichen Lächeln.
    Während sie die graue Schiefertreppe herunter- und auf uns zukam, fand ich sie sehr viel hübscher als in meiner Erinnerung. Ich weiß nicht, ob es an dem geblümten sonnengelben Kleid lag, das ihr locker von den Schultern hing, oder einfach daran, dass jeder ohne Schuluniform besser aussah, aber ich weiß, dass sie Wärme und Herzlichkeit ausstrahlte, ganz egal, was sie trug.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Sir.« Sie streckte den Arm durch Vaters offenes Fenster und gab ihm die Hand. Mir fiel auf, dass unsere Telefongespräche bereits eine deutliche Wirkung zeigten: Das Englische kam ihr viel müheloser über die Lippen als früher.
    »Ganz meinerseits.« Vater lächelte ihr zu, und ein Ausdruck von Erleichterung huschte über sein Gesicht. »Ich komme gegen neun Uhr, um Ruby abzuholen, wenn es recht ist.«
    »Sie ist herzlich willkommen und kann bleiben so viel Zeit sie mag.« Sie hatte ihren Fehler schnell bemerkt. » Askies , ich meine, solange sie mag.«
    »Danke, Loretta.« Vater legte den Gang ein.
    Während er aus der Einfahrt fuhr, drehte er sich noch einmal um und winkte. Ich war froh, dass er Loretta kennengelernt hatte, vielleicht würde das die Sorgen, die er sich wegen meiner neuen Freundin machte, verringern.
    Loretta hielt meine Hände fest in ihren. »Du bist also wirklich hier! Nicht zu glauben … ja. Endlich! Komm!«
    Wir gingen die große, mit glatten Steinplatten belegte Treppe hinauf, und ich fühlte mich so glücklich wie lange nicht mehr.
    Als Loretta die Haustür öffnete, stieg mir der Duft von Steaks in die Nase, die offenbar draußen auf einem braai gegrillt wurden. »Boetie, ich meine, mein Bruder grillt gerade Steaks und wors zum Abendessen. Du magst doch Fleisch?«
    »O ja!«, bestätigte ich.
    Bei unserem Gang durch das modern gebaute Haus merkte ich, dass hier eine Frau fehlte. In den meisten Räumen lagen entweder dunkle schokoladenbraune Teppiche, oder die Böden waren dunkel gefliest. Das Wohnzimmer wurde beherrscht von übergroßen Ledersofas, die um einen rechteckigen Kaffeetisch aus schwerem Eichenholz standen. Ein Zebrafell lag vor einem Kamin, in dem kein Feuer brannte, und über dem Kaminsims hing ein vorspringender Elefantenstoßzahn. Im Esszimmer fiel mir eine wuchtige Vitrine mit Glaseinsätzen auf, in der eine Anzahl glänzender Silberpokale stand.
    Loretta folgte meinem Blick. »Die gehören

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