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Die Farben der Freundschaft

Titel: Die Farben der Freundschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linzi Glass
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unterbrochen vom Klirren aneinanderstoßender Gläser. Und ich erkannte jede der vergnügten Stimmen. Mutter, ein verhaltenes, glucksendes Lachen, Vater, ein tief aus dem Bauch heraufrollendes, schallendes Gelächter, Dashel, ein hohes meckerndes Wiehern, und Thandi, ein Auf und Ab erdig gutturaler Jauchzer, unterstrichen von lautem Schenkelklatschen. In der Tür zögerte ich plötzlich – etwas in mir sträubte sich, hineinzugehen und sie zu unterbrechen. Ich wünschte, ich könnte ihre Ausgelassenheit in ein hübsches Porzellantöpfchen füllen, ein wundervolles Gefäß, das man öffnen und dessen konservierte Fröhlichkeit man inhalieren könnte wie duftendes Parfüm, wenn es weit und breit nichts zu lachen gab.
    »Und der Polizist war so felsenfest davon überzeugt, dass sie vor mir kniete, um … ihr wisst schon! Ich meine, hätte nicht noch die Nadel mit dem Faden an meinem Hosenknopf gehangen …« Dashel leerte sein Glas, als ich den Raum betrat. »Ah … hier kommt ja unser aller Liebling! Setz dich und feiere mit uns!« Liebevoll legte Dashel einen Arm um mich und zog mich an sich. »Onkel D ist frei!«
    Mutter kam zu mir und drückte mir einen überschwänglichen Kuss auf die Wange.
    »Ich habe in der Schule angerufen, damit du die gute Nachricht gleich erfährst … hat man es dir gesagt?«
    »Nein«, antwortete ich. »Ich habe mir den ganzen Tag Sorgen gemacht … kann mir mal jemand sagen, was eigentlich passiert ist?«
    Mit wiegenden Hüften tanzte Thandi auf mich zu, ihre bunten Haarbänder flatterten ihr um die Schultern wie die Tentakel einer Qualle. Sie nahm meine Hände und wollte mich zum Mittanzen bewegen, aber ich rührte mich nicht vom Fleck. Als sie mir zulächelte, kam die breite Lücke zum Vorschein, in der eigentlich ihre zwei Schneidezähne sitzen sollten.
    »Also: Baas Dashel zieht sich gerade an, um in die Galerie zu gehen. Das Hausmädchen Sookie näht noch eben einen Knopf an, der von seiner Hose abgerissen war.«
    »Aber er hat sie schon an, seine Hose, verstehst du?« Vater grinste und füllte Dashels leeres Glas wieder mit Champagner.
    »Und was keiner von uns wusste, Schätzchen: Dein guter Onkel D ist beobachtet worden! Mit einem Fernglas ausspioniert von einem schmucken sportlichen Polizisten!« Theatralisch schwenkte Dashel den Champagner in seinem Glas, bevor er daran nippte.
    »Verstehst du, sie haben auch Dashel überwachen lassen«, erklärte Mutter.
    »Ihn auch?«, sagte ich. »Nicht nur die Galerie?«
    Thandi schob mich auf Mutters apricotfarbene Couch und drückte mir einen Sektkelch in die Hand. Ich schüttelte den Kopf – er schwirrte mir schon jetzt vor aufsteigenden Blasen, in denen riesige Fragezeichen standen.
    »Das verstehe ich nicht. Warum ist er denn erst verhaftet und dann freigelassen worden?« Fragend blickte ich von Mutter zu Vater.
    »Weil dieser schmucke Polizist zu sehen glaubte, dass eine schwarze Frau zwecks Fellatio vor mir, einem weißen Mann, kniete! Dabei war die gute Sookie nur vor mir auf die Knie gegangen, um mir den Knopf an die Hose zu nähen!«
    »Zwecks Fellatio?«, fragte ich.
    »Oraler Sex.« Vater hüstelte und blickte zu Boden.
    »Der Polizist konnte durch sein Fernglas nur meinen nackten Oberkörper sehen. Gerade als Sookie mit dem Nähen fertig war, platzte er herein und verhaftete uns beide – samt der verräterischen Nadel in meiner Hosenschlitzgegend. Abscheulich, die ganze Sache war einfach nur abscheulich!« Dashel legte eine Hand an die Stirn. »Erst hat er mich gezwungen, mein Hemd anzuziehen, und dann, nur weil ich mich gegen die Handschellen wehrte, hat er es zerrissen und mich hier an der Schulter verletzt. Dieser ungehobelte Klotz!«
    Ich saß auf der Couch, den Kopf an Onkel Ds unverletzte Schulter gelehnt, und Vater erzählte die restlichen Einzelheiten der Geschichte. Es tat uns allen gut, in Mutters stiller Galerie zusammenzusitzen, und ich wünschte nur, Julian wäre auch bei uns. Dann wäre unsere unkonventionelle Familie komplett gewesen.
    Vater erklärte, dass ein weißer Mann und eine schwarze Frau, die miteinander Sex hatten, sich zwar vor dem Gesetz strafbar machten, dass sie aber, um überführt werden zu können, auch tatsächlich auf frischer Tat ertappt werden mussten. Der junge, allzu eifrige Polizist war in Dashels Schlafzimmer gestürmt, weil er offenbar vermutet hatte, dass die beiden gerade gegen das Gesetz verstießen. Von seinem Vorgesetzten auf der Polizeiwache nach den Einzelheiten seiner

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