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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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trink was, Zlorf. Laß uns vernünftig über diese Sache reden. Ich dachte, wir hätten uns bereits geeinigt: Du stiehlst nicht, und ich bringe niemanden um.« Er zögerte kurz. »Zumindest nicht gegen Bezahlung.«
    Zlorf griff nach einem Krug Bier.
»Na schön«, erwiderte er. »Ich töte ihn. Und anschließend stiehlst du ihm alles. Der komische kleine Kerl dort drüben?«
    »Ja.«
    Zlorf musterte den freundlich lächelnden Zweiblum und hob die Schultern. Nur selten verschwendete er Zeit mit Überlegungen, warum gewisse Leute ihre Mitbürger ins Jenseits befördern wollten. Für ihn spielte das keine Rolle: Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit dem Tod.
    »Übrigens: Wer ist denn dein Auftraggeber?« fragte Ymor.
    Zlorf hob die Hand. »Ich bitte dich!« protestierte er. »Hast du meine Berufsehre vergessen?«
    »Oh, ich verstehe. Da fällt mir ein…«
    »Ja?«
    »Ich glaube, im Flur stehen zwei meiner Wächter.«
    »Sie standen dort.«
    »Und zwei weitere warten vor dem Haus auf der anderen Straßenseite.«
    »Jetzt nicht mehr.«
    »Und die beiden Bogenschützen auf dem Dach?«
Zweifel kroch über Zlorfs Gesicht wie das letzte Licht der untergehenden Sonne über einen schlecht gepflügten Acker.
    Erneut flog die Tür auf – sie gewöhnte sich allmählich daran – und schmetterte den daneben stehenden Meuchelmörder an die Wand. »Hört auf damit!« donnerte Breitmann, der noch immer hinter einem Tisch hockte.
    Zlorf und Ymor starrten zu dem Mann auf der Schwelle. Er war klein, dick und trug teure Kleidung. Sehr teure Kleidung. Hinter ihm ragten einige große breite Gestalten auf. Es handelte sich um sehr große und ausgesprochen gefährlich wirkende Gestalten.
    »Wer ist das?« fragte Zlorf.
    »Ich kenne ihn«, erwiderte Ymor. »Er heißt Rerpf. Ihm gehört die Taverne Stöhnender Teller unten an der Messingbrücke. Schmeiß ihn raus, Stren!«
    Rerpf hob eine üppig mit Ringen geschmückte Hand. Stren Withel zögerte auf halbem Weg zur Tür, als sich zwei ziemlich massige Trolle durch die Tür schoben, auf beiden Seiten neben dem Dicken stehenblieben und im Licht zwinkerten. Melonengroße Muskeln wölbten sich in ihren mehlsackdicken Armen. Jeder Troll hielt eine zweischneidige Axt in der Pranke. Genauer gesagt: zwischen Daumen und Zeigefinger Breitmann verließ sein Versteck, das Gesicht rot vor Zorn.
    »Ich kann Trolle nicht ausstehen!« brüllte er. »Schafft sie weg!«
    Niemand rührte sich, und von einem Augenblick zum anderen herrschte völlige Stille. Breitmann sah sich erschrocken um, als ihm dämmerte, was er gerade gesagt hatte – und zu wem. Ein leises Wimmern drang ihm aus der Kehle, froh darüber, entkommen zu sein.
    Er erreichte die Tür zum Keller, als einer der Trolle wie beiläufig die haxengroße Hand hob und seine Axt warf. Das Geräusch der hinter dem Wirt zufallenden Tür ließ sich kaum von dem lauten Krachen unterscheiden, als das Wurfbeil dicke Holzbohlen zermalmte.
    »Verdammt und zugenäht!« platzte es aus Zlorf Flanellfuß heraus. »Was willst du?« fragte Ymor.
    »Ich bin im Auftrag der Gilde aller Kaufleute und Händler hier«, antwortete Rerpf gelassen. »Um unsere Interessen wahrzunehmen, sozusagen. Damit meine ich den kleinen Fremden.«
    Ymor furchte die Stirn.
»Entschuldige bitte«, murmelte er, »hast du gerade von der Kaufmannsgilde gesprochen?«
    »Auch die Händler gehören zu ihr«, bestätigte Rerpf. Hinter ihm standen nicht nur weitere Trolle, sondern auch einige Menschen, die Ymor bekannt vorkamen. Er glaubte, sie schon einmal gesehen zu haben, hinter Theken und Ladentischen. Kaum mehr als Schatten und Schemen, denen man für gewöhnlich kaum Beachtung schenkte, die man rasch vergaß. Irgendwo im Hinterkopf breitete sich ein unangenehmes Gefühl aus. Er dachte daran, wie es sein mochte, ein Fuchs zu sein, der einem wütenden Schaf begegnete – einem Schaf, das es sich leisten konnte, Wölfe in seine Dienste zu nehmen.
    »Seit wann gibt es diese, äh, Gilde, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich der Diebesherr.
»Seit heute nachmittag«, erwiderte Rerpf. »Ich bin der Vizegildenmeister, zuständig für Tourismus.«
    »Und was hat es mit dem Tourismus auf sich?«
    »Nun, tja, wir sind nicht ganz sicher…«, begann Rerpf. Ein älterer bärtiger Mann reckte den Kopf über die Schulter des Gildenmeisters und schnatterte: »Ich spreche im Namen der Weinverkäufer von Morpork: Tourismus ist gut fürs Geschäft. Kapiert?«
    »Und?« fragte Ymor kühl.
»Und wir

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