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Die Farben der Magie

Die Farben der Magie

Titel: Die Farben der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Auge gezerrt wurde, hob Rincewind den Ikonographen schützend vors Gesicht, und gleichzeitig hörte er die Stimme des Bilderkobolds: »Sie sind jetzt fast soweit. Ich kann sie nicht länger zurückhalten. Bitte alle recht freundlich…«
    Es folgte ein…
… Blitz, so weiß und grell…
… daß er mehr war als nur Licht.
Bel-Shamharoth schrie – ein Geräusch, das irgendwo im Ultraschallbereich begann und in Rincewinds Magengrube endete. Die Tentakel versteiften sich kurz und schleuderten ihre verschiedenen Lasten durch den Raum, um schützende Bündel vor dem Auge zu bilden. Die ganze Masse versank in der Grube. Einige Dutzend Fangarme packten die Steinplatte und zerrten sie mit einem Ruck auf die Öffnung, wobei mehrere Tentakel eingeklemmt wurden.
    Hrun fiel, rollte sich ab, prallte an die Wand und sprang mit einem Satz auf die Beine. Er fand sein Schwert und begann sofort damit, hingebungsvoll auf die hilflosen Tentakel einzuschlagen. Rincewind lag auf dem Boden und versuchte, nicht den Verstand zu verlieren. Als er ein dumpfes hölzernes Geräusch vernahm, drehte er vorsichtig den Kopf.
    Die Truhe war auf ihrem gewölbten Deckel gelandet. Sie schaukelte nun hin und her, während die kleinen Beine zornig nach leerer Luft traten.
    Besorgt hielt Rincewind nach Zweiblum Ausschau. Der Tourist ruhte zusammengekrümmt an einer Wand, aber wenigstens stöhnte er. Der Zauberer kroch mühsam über den Boden. »Bei allen Göttern!« stieß er hervor. »Was war das?«
    »Warum sind sie so hell gewesen?« murmelte Zweiblum. »Oh, mein Kopf…«
    »So hell?« wiederholte Rincewind und sah zu dem Käfig auf dem Bildkasten. Die Eidechsen darin schienen nun wesentlich kleiner zu sein und beobachteten ihn interessiert.
    »Die Salamander«, brummte Zweiblum. »Das Bild ist bestimmt überbelichtet…«
    »Es handelt sich um Salamander?« fragte Rincewind ungläubig.
    »Natürlich. Das Standardzubehör für den Ikonographen.«
    Der Zauberer stand auf, wankte zum Kasten und hob ihn auf. Natürlich hatte er schon früher Salamander gesehen, aber seine Erfahrungen beschränkten sich auf kleinere Exemplare. Außerdem hatten sie sich in einem Einmachglas befunden, im kuriosbiologischen Museum der Unsichtbaren Universität – im Bereich des Runden Meers gab es keine lebenden Salamander mehr.
    Er versuchte, sich an die wenigen Einzelheiten zu erinnern, die er über sie wußte. Die Eidechsen dieser Art gehörten zu den magischen Geschöpfen. Ihnen fehlte ein Maul, da sie sich allein von den proteinreichen oktarinen Wellenlängen im Sonnenlicht der Scheibenwelt ernährten. Natürlich nahmen sie auch den Rest des Lichts auf und verstauten ihn in einem speziellen Sack, der auf normale Weise entleert wurde. Eine von Scheibenwelt-Salamandern bewohnte Wüste strahlte des Nachts so hell wie ein Leuchtturm.
    Rincewind stellte den Käfig ab und nickte grimmig. Angesichts des intensiven oktarinen Lichts an diesem magischen Ort hatten sich die Eidechsen vollgefressen, und anschließend nahm die Natur ihren Lauf.
    Der Ikonograph stakte auf dem Dreibein beiseite. Rincewind trat danach und verfehlte ihn. Seine Antipathie intelligentem Birnbaumholz gegenüber nahm immer mehr zu.
    Etwas Kleines berührte ihn an der Wange; er strich es verärgert beiseite.
    Ein leises Knirschen veranlaßte Rincewind, sich umzudrehen. Gleichzeitig vernahm er eine Stimme, die wie ein Schnitzmesser klang, das durch Seide schnitt. »Das ist würdelos«, sagte sie.
    »Klappe halten«, erwiderte Hrun. Er benutzte Kring, um die obere Hälfte des Altars aufzuhebeln, sah Rincewind an und grinste. Der Zauberer hoffte jedenfalls, daß die Fratze ein Grinsen sein sollte.
    »Mächtige Magie«, kommentierte der Barbar und drückte mit einer Prankenhand auf das klagende Schwert. »Jetzt teilen wir den Schatz, ja?« Rincewind verzog das Gesicht, als ihn ein kleiner harter Gegenstand am Ohr traf. Außerdem glaubte er, einen leichten Windstoß zu spüren. »Woher willst du wissen, daß dort drin ein Schatz liegt?« fragte er.
    Hrun hebelte erneut, und es gelang ihm, die Finger unter den schweren Stein zu schieben. »Man findet Würgäpfel unter einem Würgapfelbaum«, antwortete er. »Man findet Schätze unter Altären. Logisch.«
    Er knirschte mit den Zähnen. Die Platte kippte und donnerte zu Boden.
    Diesmal fiel etwas auf Rincewinds Hand. Rasch griff er danach und betrachtete das Objekt: ein Steinsplitter mit fünf plus drei Seiten. Er blickte zur Decke hinauf. Sollte sie so

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