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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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konnt e ihn nicht heiraten. Ihre Liebe hatte ihre Gefühle, ihre Zweifel verschleiert, ihr Verhalten durcheinandergebracht. Während sie sich die Haut von den Armen kratzte, hatte sie feststellen müssen, dass Jordan ihr nicht zugehört hatte. Er selbst dachte, dass er sie verstanden und so ihre Sorgen und Ängste zerstreut hätte. Und weil sie ihm glauben wollte, hatte sie zugelassen, dass seine Zuversicht, was diese Hochzeitsfeier betraf, auch sie beruhigte.
    „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte er. Er machte eine hilflose Geste und ließ dann die Hände sinken.
    Alix schüttelte den Kopf und schob aus Angst, sich wieder zu kratzen, ihre Hände tief in die Hosentaschen. „Deine Mutter wird schon wissen, was man in so einem Fall tut“, erwiderte sie.
    Er presste die Lippen aufeinander. Alix ahnte, dass die Aussicht, seiner Mutter die Neuigkeiten beibringen zu müssen, ihn nicht eben fröhlich stimmte.
    „Ich denke nicht, dass es ein großes Problem darstellt, die Hochzeitsfeier abzusagen. Mach dir keine Sorgen. Deine Familie wird die Wogen glätten können.“ Mit diesen Worten verließ sie das Büro.
    Jordan ging ihr nicht hinterher.
    Alix stieg in den Bus und fuhr lange ziellos und in ihren Schmerz versunken herum.
    Aus einem Impuls heraus stieg sie in den Bus einer anderen Linie, fuhr hinaus zum Sea-Tac Airpor t und wollte dann zum nahe gelegenen Star Lake spazieren, wo Jordans Großmutter Sarah Turner wohnte. Da die Hochzeit nun offiziell abgesagt worden war, wusste Alix nicht, ob sie die alte Dame jemals wiedersehen würde. Der Gebetsschal war fertig, und sie wollte ihn Sarah eigentlich übergeben. Unglücklicherweise hatte sie ihn nicht bei sich.
    Es war ein ziemlich langer Fußmarsch von der Straße bis hin zum Wohngebiet am See, doch die körperliche Anstrengung tat Alix gut.
    Sie erkannte das Haus wieder, in dem sie Weihnachten und bei ihrem Besuch mit Jordan im Januar gewesen war.
    Als sie die staubige Auffahrt hinauflief, sah sie Grandma Turner, die im Garten arbeitete. Die alte Dame hielt eine große Gießkanne in der Hand, trug einen Overall und Gummistiefel, und ihr dichtes weißes Haar wurde von einem rotblauen Kopftuch zurückgehalten. Sie richtete sich auf und straffte die Schultern, als sie Alix entdeckte.
    „Hallo, Grandma“, sagte Alix, obwohl sie wusste, dass es vermessen war, die Mutter von Pastor Turner so zu nennen – vor allem weil sie nicht länger zur Familie gehörte.
    „Alix? Bist du das?“
    Sie nickte.
    „Wo ist Jordan?“
    Alix zuckte die Schultern. „Arbeiten, denke ich.“
    Grandma stellte die Gießkanne beiseite und ging zum Haus, um den Wasserhahn abzustellen. „Komm mit hinein und trink ein Glas Eistee mit mir. Ich freue mich, dass du da bist.“
    Ihre Begrüßung war so warmherzig, dass Alix beinahe die Tränen kamen.
    Gehorsam folgte sie Jordans Großmutter ins Haus.
    „Ich habe den Garten gewässert und mich um die Rhododendren gekümmert“, erzählte Sarah, während sie aus ihren Stiefeln schlüpfte, sie auf die Hintertreppe stellte und dann weiter ins Haus lief. „Sie sind einfach bezaubernd dieses Jahr. Ist dir das aufgefallen?“
    Alix hörte sie kaum. Während Grandma in die Küche ging, stand sie im Flur, die Hände in den Taschen, und wusste, dass sie etwas sagen musste. „Ich hätte nicht kommen sollen“, murmelte sie.
    „Unsinn“, sagte Grandma Turner munter. Als wollte sie ihren Standpunkt untermauern, holte sie zwei Gläser aus dem Küchenschrank.
    Alix betrat die Küche und nahm die schlichte Schönheit um sich herum in sich auf – den verschrammten Eichentisch, blank poliert, die Tiegel mit Kräutern, die handgewebten Vorhänge und den geflochtenen Teppich. Sie liebte dieses Haus und sie liebte Jordans Großmutter.
    Zu ihrem eigenen Entsetzen begann sie zu weinen.
    Schniefend fuhr sie sich mit dem Ärmel ihrer Jacke übers Gesicht. „Ich … wollte Ihnen erzählen, dass ich einen Schal für Sie gestrickt habe.“ Irgendwie gelang es ihr, die Worte herauszubringen, aber sie war sich nicht sicher, ob sie auch verständlich waren.
    Jordans Großmutter drehte sich um und blinzelte. „Wo habe ich nur meine Brille liegen lassen?“ In einem fruchtlosen Versuch, die Brille zu finden, begann sie, zwischen einigen Gegenständen auf dem Tisch zu suchen. „Ich höre besser, wenn ich meine Brille trage.“
    Trotz ihres Elends musste Alix lächeln. Sie entdeckte die Brille auf der Anrichte, ging weiter in die Küche hinein und reichte sie der alten

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