Die Farben der Zeit
wunderbare Albinobrasse«, sagte Professor Peddick. »Hatte außergewöhnliche Rückenflossen.«
»Werden eine neue für Sie fangen«, sagte Colonel Mering. »Baine, gehen Sie und schauen Sie nach, ob Sie noch etwas von dem Boot und den Habseligkeiten darin bergen können. Wo ist die Laterne?«
Es war ein Wunder, daß Baine nicht Marx las, so unterdrückt wie er war. Nein, Marx arbeitete ja noch an seiner Theorie. Im Lesesaal des Britischen Museums.
»Ich werde eine holen, Sir.«
»Nein, das werden Sie nicht«, sagte Mrs. Mering. »Es ist zu spät für Teichexkursionen. Ich bin sicher, daß die Herren…« – die Temperatur fiel wie ein Senkblei -»nach ihrem Abenteuer müde sind. Bootfahren! Mitten in der Nacht! Es ist ein Wunder, daß Sie nicht über ein Wehr geschwemmt wurden und allesamt ertranken.« Sie blickte uns an, als wünschte sie sich genau das. »Ich bin sicher, diese Gentlemen sind erschöpft.«
»Ganz richtig«, sagte der Kurator. »Ich werde mich auch empfehlen. Gute Nacht, Mrs. Mering.«
Mrs. Mering streckte die Hand aus. »Oh, Reverend, es tut mir so leid, daß es heute keine Manifestationen gab.«
»Sicher werden wir nächstes Mal erfolgreicher sein«, sagte der Reverend zu Mrs. Mering, aber sein Blick hing an Tossie. »Ich freue mich schon auf unseren nächsten Ausflug ins Metaphysische. Und natürlich darauf, Sie beide übermorgen zu sehen. Ich bin überzeugt, daß es mit Ihrer Hilfe und der Ihrer liebreizenden Tochter ein überwältigendes Ereignis wird.«
Er schaute schmachtend auf Tossie, und ich überlegte, ob er der geheimnisvolle Mr. C. sein könnte.
»Wir freuen uns, in irgendeiner Weise helfen zu können«, sagte Mrs. Mering.
»Tischtücher sind recht knapp.«
»Baine, holen Sie sofort ein Dutzend Tischtücher aus dem Wäscheschrank«, sagte Mrs. Mering.
Kein Wunder, daß Baine in seiner knapp bemessenen Freizeit zum Haustiermörder geworden war. Totschlag unter mildernden Umständen.
»Ich freue mich, Ihrer aller Bekanntschaft gemacht zu haben«, sagte der Kurator, der den Blick nicht von Tossie losreißen konnte. »Und falls die Herren übermorgen noch in der Gegend sind, würde ich meine Einladung auch…«
»Ich befürchte, die Herren werden nicht so lange bleiben«, sagte Mrs. Mering.
»Aha. Nun dann, gute Nacht.«
Baine reichte ihm seinen Hut, und der Kurator verließ das Zimmer.
»Du hättest Reverend Arbitage ebenfalls gute Nacht wünschen sollen«, sagte Mrs. Mering zu Tossie, und aus war’s mit meiner Theorie.
»Professor Peddick, Sie müssen sich heute nacht wenigstens noch meinen kugeläugigen perlmuttfarbenenen Ryunkin ansehen«, sagte Colonel Mering. »Baine, wo bleibt die Laterne? Eine unglaubliche Farbe…«
»Iiigiitt!« rief Mrs. Mering.
»Was ist?« sagte Terence, und alle drehten sich um und schauten zur Verandatür, als erwarteten sie einen weiteren Geist, aber es war niemand dort.
»Was ist denn?« Verity griff nach dem Riechsalz.
»Dort!« Mrs. Mering zeigte aufgeregt auf Cyril, der sich am Feuer wärmte. »Wer hat dieses gräßliche Geschöpf hereingelassen?«
Cyril erhob sich mit beleidigter Miene.
»Ich… ich war’s«, sagte Terence und beeilte sich, Cyril am Halsband zu packen.
»Das ist Cyril«, erklärte Verity. »Der Hund von Mr. St. Trewes.«
Unglücklicherweise brach sich gerade in diesem Augenblick Cyrils Hundenatur freie Bahn. Vielleicht fühlte er sich auch nur, wie wir anderen auch, durch Mrs. Mering genervt. Er schüttelte sich so heftig, daß seine Lefzen schlackerten.
»Oh, was für ein fürchterlicher Hund!« rief Mrs. Mering und warf die Hände hoch, obwohl Cyril auf der anderen Seite des Zimmers war. »Baine, bringen Sie ihn sofort hinaus!«
Baine näherte sich dem Hund, und mir kam der Gedanke, daß er eine Art Serienmörder von Haustieren sein könnte. »Ich bringe ihn hinaus«, erbot ich mich.
»Nein, ich«, sagte Terence. »Komm, Cyril.«
Cyril blickte ihn fassungslos an.
»Tut mir furchtbar leid.« Terence zog an Cyrils Halsband. »Er war im Boot, als es umschlug und…«
»Baine, zeigen Sie Mr. St. Trewes den Stall. Hinaus!« sagte Mrs. Mering zu Cyril, und er schoß wie eine Kanonenkugel zur Verandatür, Terence, der das Halsband hielt, hinter sich herziehend.
»Siehst du? Böses Wauwauchen ist jetzt fort. Miezmiez muß keine Angst mehr haben«, zirpte Tossie.
»Oh, das ist alles zu viel für mich!« Mit dramatischer Gebärde legte Mrs. Mering die Hand auf die Stirn.
»Hier«, sagte Verity und hielt
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