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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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»Werfen Sie alle Bücher über Spiritismus fort!« Dann zu Mrs. Mering: »Verbiete dir ein für allemal, dich noch mit dieser Madame Idioskovitz zu treffen.«
    »Iritosky«, sagte Mrs. Mering. »Mesiel, das darfst du nicht tun!« Sie umklammerte seine Hand. »Versteh doch! Du warst schon immer ein Skeptiker, aber jetzt mußt selbst du es einsehen. Sie waren hier, Mesiel, in diesem Raum. Ich hatte gerade mit Häuptling Gitcheewatha, Madames Iritoskys Hauptmedium, Kontakt aufgenommen und fragte ihn nach Prinzessin Arjumands Schicksal, und da…« – sie stieß ein Schreichen wie Tossie aus, bevor sie weitersprach – »da waren sie, die Katze in ihren Geisterarmen!«
    »Tut mir schrecklich leid. Beabsichtigte nicht, Sie so zu erschrecken«, sagte Terence, der Colonel Merings Angewohnheit, die Subjekte unter den Tisch fallen zu lassen, übernommen zu haben schien.
    »Wer ist das?« fragte Mrs. Mering ihren Ehemann.
    »Terence St. Trewes, zu Ihren Diensten«, sagte Terence und lüftete seinen Strohhut, in dessen Krempe unglücklicherweise noch ein ziemlicher Schwall Wasser lagerte, das sich dabei, schwupps, über Mrs. Mering ergoß.
    »Oh, oh, oh«, sagte sie. Dann folgte eine Serie kleiner Schreie, während sie vergeblich mit den Händen diese Sintflut abzuwehren versuchte.
    »Tut mir furchtbar leid«, sagte Terence und wollte ihr sein Taschentuch anbieten. Dieses war jedoch noch nässer, und er hielt zum Glück mitten in der Bewegung inne, um es in die Hosentasche zurückzustopfen.
    Mrs. Mering bedachte Terence mit einem eisigen Blick, bevor sie sich wieder ihrem Mann zuwandte. »Jeder sah sie!« Sie drehte sich zu dem Geistlichen um. »Reverend, sagen Sie Colonel Mering, daß Sie die Geister auch gesehen haben!«
    »Äh… ich…« begann der Reverend verlegen.
    »Sie waren über und über mit Tang behangen und leuchteten ätherisch«, fuhr Mrs. Mering fort, des Colonels Ärmel umklammernd. »Sie brachten Nachricht davon, daß unsere arme Prinzessin Arjumand ein nasses Grab gefunden hat.« Sie wies auf die Verandatüren. »Durch diese Türen kamen sie!«
    »Tut mir leid. Hätten besser vorher anklopfen sollen«, sagte Terence. »Beabsichtigten nicht, so hereinzuplatzen, aber unser Boot ging unter und…«
    »Wer ist dieser aufdringliche junge Mann?« fragte Mrs. Mering ihren Gatten.
    »Terence St. Trewes«, erklärte Terence.
    »Deine Geister«, sagte der Colonel.
    »Terence St. Trewes«, sagte Terence. »Und dies ist Mr. Ned Henry und…«
    »Geister!« Der Colonel schnaubte verächtlich. »Hättest du nicht sämtliche Lichter gelöscht und Tischerücken gespielt, hättest du gesehen, daß es sich um Ruderer handelt, die abgesoffen sind. Nasses Grab! Pah!«
    »Prinzessin Arjumand geht es gut, Mama«, sagte Tossie und hielt ihrer Mutter die Katze hin, damit diese sie besser sehen konnte. »Sie ist nicht ertrunken. Mr. St. Trewes fand sie und brachte sie nach Hause. Niss wahr, Juju? Jaaa, jaaa. Iss er nicht tapfer? So tapfer!«
    »Sie haben Prinzessin Arjumand gefunden?« fragte Mrs. Mering.
    »Na ja, eigentlich war es Ned, der…«
    Sie starrte Schweigen gebietend erst auf mich und dann auf Terence, bemerkte unsere nassen Kleider, unser mitgenommenes Äußeres und unsere ungeisterhafte Natur.
    Für einen Moment dachte ich, sie würde erneut in Ohnmacht fallen, und Verity trat einen Schritt vor und entstöpselte vorsorglich das Fläschchen mit dem Riechsalz.
    Mrs. Mering setzte sich auf, fixierte Terence mit einem frostigen Blick und sagte: »Wie können Sie es wagen, sich für einen Geist auszugeben?«
    »Ich… wir… unser Boot ging unter und…« stammelte Terence.
    »Terence St. Trewes!« fuhr sie fort. »Was ist das für ein Name? Irisch?«
    Die Temperatur im Zimmer sank um mehrere Grade, und Terence erzitterte etwas, als er sagte: »Nein, Ma’am. Es ist ein alter Name. Reicht ungefähr zurück bis zum Einfall der Normannen. Ein Ritter, der im Kreuzzeug unter Richard Löwenherz kämpfte, soviel ich weiß.«
    »Er klingt irisch«, sagte Mrs. Mering.
    »Mr. St. Trewes ist der junge Mann, von dem ich dir erzählt habe«, mischte sich Tossie ein. »Den ich auf dem Fluß traf und um Hilfe bei der Suche nach Prinzessin Arjumand bat. Und er fand sie!« Sie zeigte ihrer Mutter die Katze.
    Mrs. Mering ignorierte ihre Tochter. »Auf dem Fluß?« fragte sie, und ihr Blick bestand aus purer Salzsäure. »Sind Sie so eine Art Schiffer?«
    »Nein, Ma’am«, sagte Terence. »Ich bin Student. Zweites Jahr. Ich studiere am

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