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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Jane.«
    »O«, sagte ich. »Entschuldigung. Ich muß mich verhört haben. Ich dachte, Ihr Name sei Colleen.«
    Sie knetete die Schürze noch mehr. »Nein, Sorrr. Mein Name ist Jane.«
    »Na dann, vielen Dank, Jane.«
    Ihr Gesichtsausdruck zeigte Erleichterung. »Gute Nacht, Sorrr«, sagte sie und knickste wieder und wieder, bis sie schließlich aus dem Zimmer war und sich die Tür hinter ihr schloß.
    Ich stand da und schaute das Bett beinahe ehrfurchtsvoll an. Ich konnte kaum glauben, daß ich endlich wirklich das bekam, weshalb ich eigentlich ins victorianische Zeitalter gekommen war – einen ausgiebigen Nachtschlaf. Es schien zu schön, um wahr zu sein. Weiches Bett, warme Zudecke, gesegnete Bewußtlosigkeit. Keine Steine, keine vermißten Katzen, die man suchen mußte, kein Regen. Keine Wohltätigkeitsbasare, keine Vogeltränke, keine Lady Schrapnell.
    Ich setzte mich aufs Bett. Es federte unter mir und roch leicht nach Lavendel. Die Entropie ergriff die Oberhand. Ich war plötzlich sogar zu müde, um mich auszuziehen. Ich überlegte, wie peinlich berührt Colleen – nein, Jane – sein würde, wenn sie morgen früh ins Zimmer kam und mich in Kleidern schlafend auf dem Bett vorfand.
    Zwar machte ich mir immer noch Gedanken über Inkonsequenzen und darüber, was ich Verity erzählen sollte, aber das mußte warten. Morgen früh würde ich ausgeruht, verjüngt und endlich von den Symptomen der Zeitkrankheit geheilt sein und imstande, vernünftig über alles nachzudenken. Falls es überhaupt noch ein Problem gab. Vielleicht hatte Prinzessin Arjumand, glücklich an den berüschten Busen ihrer Besitzerin zurückgekehrt, die Balance wieder hergestellt und die Inkonsequenz bereits begonnen, sich selbst zu heilen. Und falls nicht, na ja. Nach einer ungestörten Nachtruhe würde ich besser imstande sein, nachzudenken, imstande, einen Plan zu entwickeln.
    Der Gedanke daran verlieh mir die Kraft, dem Mädchen Peinlichkeiten zu ersparen. Ich zog meine feuchte Jacke aus, hängte sie über den Bettpfosten, setzte mich auf den Bettrand und begann, meine Stiefel auszuziehen.
    Ich schaffte nur einen. Gerade als ich den durchweichten Socken halb vom Fuß gestreift hatte, klopfte es an der Tür.
    Es ist das Mädchen, dachte ich hoffnungsvoll. Sie bringt mir eine Wärmflasche oder einen Federhalterwischer oder sonst etwas. Und falls sie sich an einem halb bestrumpften Fuß stört, kann ich ihr nicht helfen. Keinesfalls würde ich den Stiefel wieder anziehen.
    Es war nicht das Mädchen. Es war Baine. Er trug die Reisetasche. »Ich war unten am Fluß, Sir«, sagte er. »Leider konnte ich nur einen Ihrer Körbe, Ihr Portmanteau und diese Reisetasche retten, die unglücklicherweise leer und zerfetzt ist.« Er zeigte auf die Schlitze, die ich für Prinzessin Arjumand in die Tasche geschnitten hatte. »Sie muß sich in einer Fischreuse verfangen haben, bevor sie ans Ufer geschwemmt wurde. Ich werde die Tasche für Sie reparieren, Sir.«
    Ich wollte nicht, daß er sie näher inspizierte und verdächtige Katzenhaare darin fand. Darum sagte ich: »Nein, danke, Baine. Es ist in Ordnung«, und griff nach der Tasche.
    »Glauben Sie mir, Sir«, sagte Baine, »genäht wird die Tasche so gut wie neu sein.«
    »Vielen Dank, Baine. Ich werde mich darum selbst kümmern.«
    »Wie Sie wünschen, Sir.«
    Er ging zum Fenster hinüber und zog die Vorhänge zu. »Wir halten immer noch nach dem Boot Ausschau«, sagte er. »Ich habe den Wärter der Schleuse bei Pangbourne verständigt.«
    »Danke«, erwiderte ich, von seiner Tüchtigkeit beeindruckt, und wünschte, er würde endlich das Zimmer verlassen, damit ich zu Bett gehen konnte.
    »Ihre Kleidung aus dem Portmanteau wird für Sie gewaschen und gebügelt, Sir. Ich habe auch Ihren Strohhut retten können.«
    »Danke, Baine«, sagte ich.
    Ich überlegte, ob Baine etwas Bestimmtes von mir erwartete, womit ich ihn entlassen sollte und was das sein könnte. Man gab doch Butlern kein Trinkgeld, oder? Ich versuchte mich daran zu erinnern, was die Sublimationskassetten zu diesem Thema enthalten hatten. »Das ist alles, Baine«, sagte ich schließlich.
    »Ja, Sir.« Er verbeugte sich leicht und wollte das Zimmer verlassen, zögerte aber an der Tür wieder, als hätte er noch etwas zu sagen.
    »Gute Nacht«, sagte ich in der Hoffnung, daß es damit getan war.
    »Gute Nacht, Sir«, erwiderte er und ging hinaus.
    Ich setzte mich aufs Bett. Dieses Mal hatte ich nicht einmal den Schuh ausgezogen, als es wieder

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