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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Auffahrt, wo das Ponyreiten stattfand und fragte Terence, ob er mich einige Minuten bei der Schatzsuche ablösen könne.
    »Was muß ich da tun?« wollte er mißtrauisch wissen.
    »Den Leuten eine Schaufel aushändigen und ihnen zwei Penny abknöpfen«, sagte ich. Die Sache mit Eglantine ließ ich unter den Tisch fallen.
    »Mach’ ich«, sagte Terence und band das Pony an einen Baumstamm. »Im Vergleich zu dem hier scheint es wirklich ein Leichtes zu sein. Seit heute morgen werde ich unaufhörlich getreten.«
    »Von dem Pony?« fragte ich und beäugte es argwöhnisch.
    »Von den Kindern.«
    Ich zeigte ihm, wo die Schatzsuche aufgebaut war und gab ihm die Schaufel. »In einer Viertelstunde bin ich wieder zurück«, versprach ich.
    »Laß dir ruhig Zeit«, erwiderte er.
    Ich dankte ihm und machte mich schleunigst zum Sommerhaus auf. Beinahe hätte ich es geschafft. Am Rand der Fliederbüsche jedoch fing mich der Kurator ab und sagte: »Gefällt Ihnen das Fest, Mr. Henry?«
    »Überwältigend«, erwiderte ich. »Ich…«
    »Haben Sie sich schon die Zukunft vorhersagen lassen?«
    »Noch nicht. Aber ich…«
    »Dann müssen Sie das sofort machen«, sagte er, packte meinen Arm und führte mich zurück zum Zelt der Wahrsagerin. »Das und der Basar sind die Glanzlichter unseres Festes.«
    Er schob mich durch einen rotvioletten Eingang in ein winziges Zelt, in dem Mrs. Mering mit der Kristallkugel saß, die Felpham und Muncaster’s offenbar unter Androhung schlimmster Folgen doch noch rechtzeitig geliefert hatten.
    »Setzen Sie sich«, sagte sie. »Sie müssen meine Hand zuerst mit Silber gnädig stimmen.«
    Ich reichte ihr die einzige goldene Münze, die sie mir gelassen hatten, worauf sie mir einige Silbermünzen zurückgab und dann die Hände über die Kristallkugel breitete.
    »Ich sehe…« sagte sie mit Grabesstimme, »… ein langes Leben.«
    Das scheint nur so, dachte ich.
    »Ich sehe… eine lange, eine sehr lange Reise… auf der Sie etwas suchen. Vielleicht einen sehr wertvollen Gegenstand?« Sie schloß die Augen und strich sich mit der Hand über die Stirn. »Die Kugel ist trübe… ich kann nicht erkennen, ob Ihre Suche erfolgreich sein wird.«
    »Können Sie nicht sehen, wo er sich befindet?« Ich beugte mich vor, um in die Kugel blicken zu können. »Der Gegenstand?«
    »Nein.« Wieder legte sie die Hände über die Kugel. »… Die Dinge sind nicht, was sie scheinen. Ich sehe… Schwierigkeiten, das Glas wird noch trüber… im Zentrum sehe ich… Prinzessin Arjumand!«
    Es riß mich fast vom Sitz.
    »Prinzessin Arjumand! Du ungezogene Katze!« sagte Mrs. Mering und griff unter ihre Robe. »Hier hast du nichts zu suchen, du böses kleines Ding! Mr. Henry, bitte seien Sie so freundlich und bringen Sie die Katze zu meiner Tochter zurück. Sie verdirbt hier die ganze Atmosphäre.«
    Sie gab mir Prinzessin Arjumand, die mühsam von ihrer Robe abgepflückt werden mußte. »Kein Tag ohne Probleme mit dir«, sagte sie.
    Ich trug Prinzessin Arjumand hinüber zum Stand, wo das Gerümpel verkauft wurde und bat Verity, auf die Katze aufzupassen. Verity wollte wissen, was ich bei Dunworthy herausgefunden hatte.
    »Noch gar nichts. Mrs. Mering hat mich aufgehalten«, sagte ich. »Allerdings weissagte sie mir eine lange Reise, was heißen könnte, daß ich jetzt endlich fort kann.«
    »In meiner Zukunft sah sie eine Hochzeit«, meinte Verity. »Wollen wir hoffen, daß es sich dabei um Tossie und Mr. C handelt.«
    Ich schob mich hinter den Stand, gab ihr Prinzessin Arjumand und schlich dann geduckt hinten hinaus, rannte zum Treidelpfad hinunter und hinüber zum Gartenpavillon, wo ich mich hinter den Fliederbüschen verbarg und wartete, bis sich das Netz öffnete.
    Es dauerte eine Ewigkeit, während der ich Angst hatte, daß entweder Eglantine oder der Kurator mich entdecken könnten, und dann, als es endlich zu schimmern begann, wegen Lady Schrapnell.
    Ich kam in der Hocke an, bereit loszusprinten, sollte Lady Schrapnell im Labor sein. Sie war aber nicht da, zumindest nicht in dem Bereich, den ich sehen konnte. Das Labor sah aus, als sei es in ein militärisches Hauptquartier verwandelt worden. Vor der Wand, an der ich vor – vor wie vielen Tagen eigentlich? – gesessen hatte, türmte sich eine Computeranlage, neben der die Netzkonsole fast verschwand. Der gesamte Platz, der nicht vom Netz eingenommen wurde, war mit einer langen Reihe aufeinandergestapelter Monitore und dreidimensionaler Bildschirme ausgefüllt.
    An

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