Die Farben der Zeit
Finch, machen Sie den Laden hier dicht.«
»Das können Sie nicht machen«, heulte Eglantine. »Ich habe noch drei Versuche.«
»Lassen Sie sie noch dreimal graben und schließen Sie dann die Schatzsuche«, entschied ich, und bevor noch einer der beiden Protest einlegen konnte, war ich schon in Richtung Basar unterwegs, wobei ich hinten herum schlich, damit Mrs. Mering oder die Chattisbournemädchen mich nicht abfangen konnten.
Verity verkaufte einem jungen Mann mit Melone und einem Schnurrbart in Form eines Fahrradlenkers gerade das saitenlose Banjo. Ich nahm ein unidentifizierbares Objekt mit einem großen gezackten Rad und zwei gekrümmten Klingen in die Hand und tat so, als würde ich mich dafür interessieren, bis der junge Mann verschwunden war.
»Ein Mr. Kilbreth«, sagte Verity. »Schreibt sich mit K.«
»Die Gerichtsmedizinerin hat das Datum entziffert«, sagte ich rasch, bevor jemand kommen und uns unterbrechen konnte. »Es ist der fünfzehnte Juni.«
Sie schaute mich entsetzt an. »Aber das ist unmöglich. Das wäre morgen.«
»Sie sprechen mir aus dem Herzen.«
»Woher wissen Sie das? Sind Sie noch mal gesprungen?«
»Nein. Finch kam und erzählte es mir.«
»Und er ist ganz sicher?«
»Ja. Was machen wir jetzt? Wahrscheinlich kann ich nicht einfach so aus dem Stegreif für morgen eine Besichtigungstour in Coventry vorschlagen, oder?«
Verity schüttelte den Kopf. »Der Tag nach einer solchen Aktivität wie dieser hier wird damit verbracht, alles noch einmal mit den Chattisbournes und der Witwe Wallace durchzuhecheln. Das werden sie auf keinen Fall vermissen wollen. Es ist das Beste an dem Fest.«
»Was ist mit Fischen?«
»Fischen?«
»Wir könnten dem Colonel und Professor Peddick sagen, es gäbe dort wunderbare Tiefen oder Untiefen oder Kiesgründe für Brassen oder was auch immer. Liegt Coventry nicht an einem Fluß? Der Colonel und Professor Peddick können nichts widerstehen, was mit Fischen zu tun hat.«
»Ich weiß nicht so recht.« Verity überlegte. »Aber Sie haben mich auf eine Idee gebracht. Sind Sie zufällig imstande, mit den Zehen zu knacken?«
»Wie bitte?«
»So haben es die Schwestern Fox gemacht. Egal, wir können es auch mit…« – sie wühlte in dem Krimskrams auf dem Tisch. »Ah, sie ist noch da«, sagte sie und hielt die Blechschachtel für die gezuckerten Veilchen hoch.
»Hier, kaufen Sie das!« Sie warf sie mir zu. »Ich habe kein Geld dabei.«
»Weshalb?«
»Mir ist ein Gedanke gekommen«, sagte sie. »Kaufen Sie sie. Kostet fünf Penny.«
Gehorsam reichte ich ihr einen Schilling.
»Das wollte ich gerade kaufen«, maulte Eglantine, die wieder aus dem Nichts auftauchte.
»Ich dachte, du bist bei der Schatzsuche und gräbst«, sagte ich.
»War ich auch«, erwiderte sie. »Feld zehn, elf und siebenundzwanzig. Der Hauptgewinn war nicht dabei. Ich glaube, er ist in keinem der Felder. Ich glaube, Sie haben den Schatz überhaupt nicht vergraben.« Sie wandte sich an Verity. »Ich habe Ihnen doch heute morgen gesagt, daß ich diese Schachtel kaufen möchte.«
»Zu spät«, sagte Verity. »Mr. Henry hat sie bereits gekauft. Sei ein braves Mädchen und geh Mrs. Mering für mich suchen. Ich muß mit ihr sprechen.«
»Sie hat genau die richtige Größe für Knöpfe«, beharrte Eglantine. »Und ich sagte Ihnen heute morgen, daß ich sie kaufen möchte.«
»Möchtest du nicht lieber ein Buch?« Verity hielt ihr die Ausgabe von Ein altmodisches Mädchen hin.
»Hier sind zwei Penny«, sagte ich. »Wenn du Mrs. Mering holst, verrate ich dir, wo der Schatz vergraben ist.«
»Das ist gegen die Regeln.«
»Hinweise geben ist nicht gegen die Regeln.« Ich beugte mich und flüsterte in ihr Ohr: »Die Schlacht bei Waterloo.«
»Tag oder Jahr?«
»Das mußt du selbst herausfinden.«
»Werden Sie mir auch einen Hinweis geben, wo der Schilling ist?«
»Nein«, sagte ich. »Geh und hol Mrs. Mering, bevor du mit dem Graben anfängst.«
Sie rannte fort.
»Rasch, bevor sie wiederkommt!« sagte ich. »Was haben Sie sich ausgedacht?«
Verity nahm mir das Blechkästchen ab, entfernte den Deckel und hielt Deckel und Kästchen gespreizt wie ein Paar Kastagnetten. Dann ließ sie beides mit einem kleinen Klack zusammenstoßen.
»Eine Seance«, sagte sie.
»Eine Seance? So sieht Ihre Idee also aus? Dann tut’s mir leid, daß ich Eglantine nicht das Kästchen kaufen ließ.«
»Sie sagten, der Colonel und Professor Peddick könnten nichts widerstehen, was mit Fischen zu tun
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