Die Farben der Zeit
Als Eglantine einmal nicht hinsah, vergrub ich das Porzellankrokodil in Feld neun.
Der Nachmittag zog sich in die Länge. Ein paar Besucher wählten Feld vier, einundzwanzig und neunundzwanzig und fanden schließlich zwei der Schillinge. Eglantine gab den Rest ihres Geldes umsonst aus und stapfte schmollend davon. Irgendwann kam Baine und ließ Prinzessin Arjumand in meine Arme plumpsen.
»Könnten Sie ein bißchen auf sie aufpassen, Mr. Henry?« fragte er. »Mrs. Mering wünscht, daß ich die Wurfbude leite, und ich befürchte, man kann Prinzessin Arjumand nicht für eine Sekunde aus den Augen lassen!«
»Der kugeläugige perlmuttfarbene Ryunkin?« fragte ich.
»Ja, Sir.«
Eine Riesenschachtel Sand schien aber auch kein besonders guter Platz für eine Katze zu sein. »Warum kannst du nicht wie diese Madraskatze friedlich den ganzen Tag am Galanteriewarenstand auf einer Häkeldecke schlafen?« fragte ich.
»Miau«, machte sie und rieb ihr Näschen an meinem Handrücken.
Ich streichelte sie und dachte, wie schade, daß sie nicht ertrunken und zur Unwichtigkeit geworden war, damit das Netz sich wumms! geschlossen hätte, als ich sie zurückzubringen versuchte. Dann hätte ich sie behalten können.
Doch das wäre mir gar nicht geglückt. Irgendein Millionär hätte sie mir weggeschnappt. Außerdem konnte eine einzige Katze keine Spezies ersetzen, egal wie oft man sie klonte. Auf jeden Fall aber, dachte ich und kraulte sie hinter den Ohren, ist sie eine wirklich niedliche Katze. Wenn man einmal von dem perlmuttfarbenen Ryunkin absah. Und von Professor Peddicks doppelkiemigem blauem Döbel.
Dann kam Finch. Er schaute sich verstohlen um, beugte sich dann zu mir und sagte: »Ich habe Neuigkeiten von Mr. Dunworthy. Ich soll Ihnen sagen, er habe mit der Gerichtsmedizinerin gesprochen. Sie hat das Datum entziffern können. Es ist der…«
»Mama sagt, Sie sollen mich noch dreimal graben lassen«, krähte Eglantine, die wie aus dem Nichts auftauchte. »Sie wird Ihnen die fünf Penny nach dem Fest geben.«
Finch schaute nervös auf das Mädchen. »Können wir uns irgendwo unter vier Augen unterhalten, Sir?«
»Eglantine«, sagte ich. »Was hältst du davon, die Schatzsuche für ein paar Minuten zu beaufsichtigen?«
Sie schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich möchte graben. Wer die Aufsicht hat, darf nicht graben. Ich setze auf Feld zwei.«
»Tut mir leid«, sagte ich. »Dieser Herr hier war vor dir da. Finch, welches Feld möchten Sie?«
»Feld?« fragte Finch.
»Zum Graben.« Ich wies auf die Sandschachtel. »Da es dreißig Felder sind, wählen die meisten Leute ein Datum. Falls es hier dabei ist.« Mir war eingefallen, daß das Datum ja auch der einunddreißigste sein konnte. »Haben Sie auch ein besonderes Datum im Sinn, Finch?«
»Ah«, sagte Finch, dem es langsam dämmerte. »Ein Datum. Ich möchte Feld…«
»Er hat nicht bezahlt«, mischte sich Eglantine ein. »Sie müssen erst zwei Penny bezahlen.«
Finch suchte in seinen Taschen nach Geld. »Ich fürchte, ich habe kein…«
»Butler brauchen nicht zu bezahlen«, sagte ich. »Welches Feld?«
»Das ist ungerecht«, jammerte Eglantine. »Warum brauchen Butler nicht zu bezahlen?«
»Das ist bei Kirchfesten immer so«, erklärte ich.
»Mrs. Merings Butler haben Sie nicht umsonst graben lassen.«
»Der hatte seinen Freiversuch an der Wurfbude«, sagte ich und gab Finch die Schaufel. »Welches Datum, Finch?«
»Fünfzehn, Mr. Henry«, sagte er rasch.
»Fünfzehn? Sind Sie sicher?«
»Sie können Feld fünfzehn nicht nehmen«, sagte Eglantine. »Das war schon dran. Ebenso sechzehn und siebzehn. Sie können keine Felder wählen, in denen bereits gegraben wurde. Das ist gegen die Regeln.«
»Fünfzehn«, sagte Finch entschlossen.
»Aber das ist unmöglich«, entgegnete ich. »Der fünfzehnte ist morgen.«
»Und auf Feld sechs oder einundzwanzig dürfen Sie auch nicht graben«, sagte Eglantine, »weil ich da graben will.«
»Ist sie ganz sicher?« fragte ich.
»Ja, Sir.«
»Und der Monat? Könnte es Juli gewesen sein? Oder August?« Aber ich wußte, daß das nicht stimmen konnte. Verity hatte mir an jenem Tag in Iffley gesagt, daß der Ausflug nach Coventry im Juni stattgefunden hatte.
»Ich würde an Ihrer Stelle die Ecken nehmen«, sagte Eglantine. »Dreißig oder eins.«
»Sind Sie sicher, daß es der fünfzehnte ist? Morgen?«
»Ja, Sir«, sagte Finch. »Dunworthy schickte mich deshalb sofort zu Ihnen.«
»Das muß ich Verity sagen.
Weitere Kostenlose Bücher