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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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zurückkommen.«
    »Ich schickte ihn zur Kathedrale hinüber, um Lady Schrapnell so lange aufzuhalten, bis Ned wieder fort ist«, erklärte Dunworthy.
    Wenn er diese Aufgabe ebenso gut erledigte wie seinen Heimweg zum Netz zu finden, faßten wir uns besser kurz.
    »Hat sie Mr. C’s Name entziffert?«
    »Nein. Sie grenzte die Zahl der Buchstaben auf acht ein und entdeckte den Eintrag über Coventry. Nun beschäftigt sie sich mit dem Datum.«
    Na, das war doch immerhin etwas. »Wir brauchen es so bald wie möglich«, sagte ich. »Tossie und Terence haben sich gestern verlobt.«
    »Oh, Gott.« Er blickte sich um, als bräuchte er dringendst eine Sitzgelegenheit. »Verlobungen wurden im victorianischen Zeitalter sehr ernst genommen«, erklärte er T. J. Dann wandte er sich wieder an mich. »Sie haben also beide keine Ahnung, wer Mr. C sein könnte, stimmt’s?«
    »Nein, und das Tagebuch konnten wir auch noch nicht lesen«, erwiderte ich. »Verity hofft, daß Mr. C vielleicht heute beim Kirchfest auftaucht.«
    Ich überlegte, ob es noch irgend etwas gab, was ich erzählen oder die beiden fragen müßte. »Haben Sie nicht etwas von Schlupfverlusten bei Sprüngen nach Hause erzählt, T. J.?«
    »Oh, ja! Miss Warder!« rief er zur Konsole hinüber, wo Miss Warder wie verrückt auf die Tasten hieb. »Haben Sie die Höhe des Verlustes inzwischen herausgefunden?«
    »Ich will gerade…«
    »Ich weiß, ich weiß. Sie wollen gerade Carruthers rausholen«, sagte T. J.
    »Nein!« sagte sie. »Ich hole gerade Finch zurück.«
    »Das hat Zeit«, meinte T. J. »Ich brauche zuerst den Schlupfverlust.«
    »Wie Sie meinen!« Ihre Seraphimaugen sprühten Feuer. Sie hieb eine weitere halbe Minute auf die Tastatur ein. »Drei Stunden, acht Minuten.«
    »Drei Stunden!« Ich war fassungslos.
    »Immer noch besser als bei Veritys letztem Sprung«, sagte Dunworthy. »Da waren es zwei Tage.«
    T. J. streckte mit geöffneten Handflächen die Hände hoch und zuckte die Achseln. »In den Simulationen gab es das nicht.«
    Mir fiel etwas ein. »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Freitag«, sagte T. J.
    »Noch neun Tage bis zur Einweihung.« Dunworthy überlegte. »Sie ist am fünften November.«
    »Neun Tage!« sagte ich. »Großer Gott! Des Bischofs Vogeltränke ist wahrscheinlich nicht inzwischen irgendwo aufgetaucht, oder?«
    Dunworthy schüttelte den Kopf. »Es sieht nicht gut aus für uns, was, Marineleutnant Kiepermann?«
    »Bis auf ein Detail, Sir.« T. J. sprang zum Computer zurück und begann, zu tippen. »Ich habe eine Reihe Szenarios von der Bombardierung Berlins laufen lassen.« Die Bildschirme veränderten sich zu einem leicht veränderten Muster grauer Schatten. »Ziel verfehlt, Flugzeug getroffen, Pilot abgeschossen, oder beides zusammen, doch nichts von alledem änderte etwas an dem Resultat. London wurde in jedem Fall bombardiert.«
    »Na, das ist eine wirklich gute Nachricht«, meinte Dunworthy trocken.
    »Nun ja, immerhin besser als nichts«, sagte ich und wünschte nur, ich könnte meine Worte auch glauben.
    Das Netz schimmerte, und Finch erschien. Er wartete, bis Miss Warder die Schleier angehoben hatte, ging dann sofort zu Dunworthy und sagte: »Ich habe ausgezeichnete Neuigkeiten, was die…« Da sah er mich. »Ich warte in Ihrem Büro, Sir«, setzte er hinzu und eilte aus dem Labor.
    »Ich möchte wissen, auf was Finch aus ist«, sagte ich. »Haben Sie ihn zurückgeschickt, damit er Prinzessin Arjumand ertränkt?«
    »Ertränkt?« T. J. stieß ein Lachen aus.
    »Was hat er vor? Und sagen Sie mir jetzt bloß nicht, es stünde Ihnen nicht frei, es mir zu erzählen.«
    »Es steht mir tatsächlich nicht frei«, entgegnete Dunworthy. »Auf jeden Fall aber kann ich Ihnen versichern, daß Prinzessin Arjumand kein Leid geschieht und daß Sie mit dem Ergebnis von Finchs Auftrag vollauf zufrieden sein werden.«
    »Wenn Henry zurück soll«, rief Miss Warder gereizt von der Konsole her, »muß ich das sofort tun, damit ich dann das halbstündige Intermittent bei Carruthers einstellen kann.«
    »Wir brauchen das Ergebnis der Gerichtsmedizinerin, sobald Sie es haben«, sagte ich zu Dunworthy. »Ich versuche, heute abend oder morgen noch mal durchzukommen.«
    Dunworthy nickte.
    »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, sagte Miss Warder. »Ich will nämlich…«
    »Schon gut.« Ich ging zum Netz hinüber.
    »Zu welcher Zeit wollen Sie ankommen?« fragte Miss Warder. »Fünf Minuten, nachdem Sie gesprungen sind?«
    Hoffnung flammte

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