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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Platz.
    Zumindest saß sie nicht neben Verity, aber neben Count de Vecchio und das hieß, sie hatte eine Hand frei. Und neben mir, was hieß, den Tisch anzuheben würde noch schwieriger werden.
    »Es ist viel zu hell«, sagte sie. »Es muß ganz dunkel…« Sie schaute sich im Salon um. »Wo ist mein Kabinett?«
    »Ja, Baine«, sagte Mrs. Mering. »Ich sagte Ihnen doch, Sie sollten es ins Wohnzimmer bringen.«
    »Gewiß, Madam.« Baine verbeugte sich. »Eine der Türen schloß nicht mehr richtig, deshalb habe ich es in die Küche gebracht, um es zu reparieren. Es ist wieder in Ordnung. Soll ich es holen?«
    »Nein!« sagte Madame Iritosky. »Das ist nicht nötig.«
    »Wie Sie wünschen.«
    »Ich spüre, daß es heute abend keine Manifestationen geben wird«, sagte sie. »Die Geister wollen lediglich zu uns sprechen. Reichen Sie sich die Hände«, befahl sie und drapierte ihre ausladenden Ärmel auf dem Tisch.
    Ich griff nach ihrer rechten Hand und packte sie fest.
    »Nein!« Sie entwand sich. »Ganz leicht.«
    »Oh, Entschuldigung«, sagte ich. »Ich kenne mich nicht so gut aus.«
    Sie legte ihre Hand in meine zurück. »Baine, löschen Sie das Licht«, sagte sie. »Die Geister können nur bei Kerzenschein zu uns kommen. Bringen Sie eine Kerze und stellen Sie sie hierhin.« Sie wies auf einen Blumenständer nahe ihrem Ellbogen.
    Baine zündete die Kerze an und löschte die Lampen.
    »Drehen Sie die Lichter nicht eher wieder hoch, bis ich es sage«, befahl sie. »Versuchen Sie nicht, die Geister oder das Medium zu berühren. Es könnte schlimm ausgehen.«
    Tossie kicherte und Madame Iritosky begann zu husten. Sie ließ meine Hand los. Ich nutzte die Gelegenheit, um die Drähte aus dem Ärmel zu ziehen und unter der Tischplatte zu verhaken.
    »Entschuldigen Sie bitte. Mein Hals…« sagte Madame Iritosky und schob ihre Hand wieder in meine. Und wenn Baine die Lampen wieder hochgedreht hätte, wäre es in der Tat schlimm ausgegangen. Ich hätte meinen Kopf verwetten können, daß man dann plötzlich Count de Vecchios Hand in meiner entdeckt hätte. Ganz zu schweigen von meiner Gaunerei.
    Rechts von mir raschelte es leise. Es war Verity, die ihr Strumpfband in Position brachte.
    »Ich war noch nie bei einer Seance«, sagte ich laut, um es zu übertönen. »Wir werden doch keine schlechten Nachrichten erhalten, oder?«
    »Die Geister sprechen, wie sie wollen«, erwiderte Madame Iritosky.
    »Ist das nicht aufregend?« Das war Mrs. Merings Stimme.
    »Ruhe«, befahl Madame Iritosky im Grabeston. »Geister auf der Anderen Seite, wir rufen euch. Kommt zu uns und erzählt uns unser Schicksal.«
    Die Kerze ging aus.
    Mrs. Mering stieß einen Schrei aus.
    »Ruhe«, befahl Madame Iritosky. »Sie kommen.«
    Eine lange Pause entstand, während der einige der Anwesenden husteten, und dann trat mir Verity gegen das Schienbein. Ich ließ ihre Hand los, griff nach unten und nahm den Deckel vom Korb.
    »Ich spüre etwas«, sagte Verity, was nicht stimmte, denn Prinzessin Arjumand strich um meine Beine herum.
    »Ich auch«, sagte Reverend Arbitage nach einem Moment. »Es ist wie ein kalter Wind.«
    »Oh!« rief Tossie. »Ich habe es auch gespürt.«
    »Ist ein Geist anwesend?« fragte Madame Iritosky, und ich beugte mich vor und hob meine Handgelenke.
    Erstaunlicherweise bewegte sich der Tisch. Nur ein bißchen zwar, aber genug, um Tossie und Mrs. Mering zu einem ihrer kleinen Schreichen zu veranlassen und Terence zu einem: »Na, aber…!«
    »Geist, wenn du da bist«, sagte Madame Iritosky mit irritierter Stimme, »sprich zu uns. Klopfe einmal für Ja, zweimal für Nein. Bist du uns freundlich gesonnen?«
    Ich hielt den Atem an.
    Klick, machte die Veilchenschachtel und gab mir den Glauben an Detektivromane zurück.
    »Bist du Gitcheewatha?« fragte Madame Iritosky.
    »Das ist ihr Führer«, erklärte Mrs. Mering. »Es ist ein Indianerhäuptling.«
    Klick, klick.
    »Bist du der Geist, den ich letzte Nacht sah?« fragte Mrs. Mering.
    Klick.
    »Wer bist du?« Madame Iritoskys Stimme war eisig.
    Schweigen. »Sie möchte, daß wir das Alphabet aufsagen«, sagte Verity, und sogar im Dunkeln konnte ich den mörderischen Blick spüren, den Madame Iritosky ihr zuwarf.
    »Geist, willst du, daß wir durch das Alphabet mit dir in Verbindung treten?« fragte Mrs. Mering aufgeregt.
    Klick. Und dann ein anderes Geräusch, das klang, als ließe jemand die Finger knacken.
    »Du willst nicht durch das Alphabet mit uns kommunizieren?« fragte Mrs. Mering

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