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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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verwirrt.
    Klick. Dann ein harter Tritt gegen das Schienbein.
    »Sie will«, sagte ich rasch. »A, B, C…«
    Klick.
    »C«, sagte Tossie.
    »Und?« fragte Mrs. Mering. »Buchstabieren Sie weiter, Mr. Henry.«
    Nicht, solange im Zimmer ein bestimmter Fuß tun und lassen konnte, was er wollte. Ich rutschte etwas im Stuhl vor, streckte mein linkes Bein aus, bis ich damit Madame Iritoskys Rock berührte und preßte meinen Fuß eng an ihren. »ABCDEFGHIJK«, ratterte ich, den Fuß an ihrem. »LMNO…«
    Klick.
    Sie zog ihr Bein zurück, und ich überlegte, was passieren würde, wenn ich mit der Hand ihr Knie umklammerte.
    Es war zu spät. »ABCD…« sagte Mrs. Mering, und das knackende Geräusch ertönte wieder.
    »C-O-D?« fragte Mrs. Mering.
    »Cod«, sagte Professor Peddick. »Gadus callirias. Die interessanteste Abart davon ist der Waliser Weißfisch.«
    »›Beeil dich doch, mach schnelle‹«, zitierte Terence, »›sagt der Weißfisch zur…‹« [61]
    »Cod? Code? Cody?« fragte Reverend Arbitage. »Bist du der Geist von Buffalo Bill Cody?«
    »Nein«, rief ich, noch ehe irgend jemand eine Antwort klicken oder knacken konnte. »Ich hab’s! Es ist kein C, sondern ein G. G und C sehen fast gleich aus.« Ich hoffte, niemand fiel auf, daß die Buchstaben ja gesprochen und nicht geschrieben worden waren und daß sie im Alphabet gar nicht nebeneinander lagen. »G-O-D. Sie will GODIVA buchstabieren. Bist du der Geist von Lady Godiva?«
    Ein ganz entschiedenes Klick, und Verity und ich hatten die Dinge gottseidank wieder im Griff.
    »Lady Godiva?« Mrs. Mering klang unsicher.
    »Ritt sie nicht auf einem Pferd, ganz ohne…?« fragte Tossie.
    »Tocelyn!« unterbrach sie ihre Mutter tadelnd.
    »Lady Godiva war eine Heilige«, sagte Verity. »Sie hatte nur das Beste für ihr Volk im Sinn. Ihre Nachricht muß sehr wichtig sein.«
    »Ja.« Ich preßte mein Bein fest gegen Madame Iritoskys. »Lady Godiva, was willst du uns sagen?« Ich buchstabierte schnell, fest entschlossen, dieses Mal Madame Iritosky keine Zeit zum Einmischen zu lassen. »ABDCEFGHIJK…«
    Ich kam nicht weiter als K. Ein scharfes Geräusch erklang, als knacke ein sehr ärgerlicher Zeh. Auch beim nächsten Durchgang hatte Verity keinen Erfolg. Madame Iritosky stoppte uns bei M.
    »M«, sagte Mrs. Mering. »KM.«
    »Welches Wort beginnt denn mit KM?« fragte Terence.
    »Meint sie vielleicht, KOMM?« überlegte Tossie.
    »Ja, natürlich«, stimmte Mrs. Mering zu. »Aber wohin sollen wir kommen? ABC…« Und diesmal schaffte es Verity auf den Punkt genau, aber ich konnte nicht erkennen, wozu das gut sein sollte. Wir würden es nie bis zum O schaffen, geschweige denn zum V.
    »A…« fing Mrs. Mering an.
    Ich trat heftig auf Madame Iritoskys Fuß, aber es war zu spät. Knack. Diesmal war die Wut hinter dem Geräusch unverkennbar. Es klang, als hätte sie sich einen Zeh gebrochen.
    »C-A…« überlegte Mrs. Mering.
    Ich wartete nicht, bis jemand darauf antwortete, sondern begann zu buchstabieren, so rasch ich konnte. »ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUV…«
    Verity klickte, und Tossie sagte: »C-A-V? Was soll das heißen? Cavalier? Cavallierie? Wir sollen zur Cavallerie gehen?«
    »C-U-V?« half ich nach. »C-O-V?«
    »Coventry«, sagte Mrs. Mering, und ich hätte sie küssen können. »Geist, willst du, daß wir nach Coventry gehen?«
    Ein inbrünstiges Klick.
    »Wohin in Coventry?« fragte ich, den Fuß mit meinem ganzen Gewicht auf Madame Iritoskys Schuh gepreßt, während ich durch das Alphabet ratterte.
    Verity entschied sich glücklicherweise nicht dafür, »St« buchstabieren zu lassen. Sie klickte bei M, I und C, und ich, unsicher, wie lange ich noch Madame Iritoskys Fuß niederpressen konnte, entschied mich: »Michael? St. Michael? Willst du, daß wir die St. Michaelskirche besuchen?« Als ich Veritys Klicken hörte, zog ich meinen Fuß weg.
    »St. Michaelskirche«, sagte Mrs. Mering. »Oh, Madame Iritosky, wir müssen morgen früh sofort aufbrechen…«
    »Ruhe«, sagte Madame Iritosky. »Ich spüre die Anwesenheit eines bösen Geistes.« Verzweifelt angelte ich mit meinem Fuß nach ihrem.
    »Bist du ein böser Geist?« fragte sie.
    Knack.
    Ich wartete, daß Verity klickte, damit es zusammen Nein ergäbe, hörte aber nur heftiges Rascheln. Offenbar hatte sie das eine Strumpfband bereits wieder übers Knie hochgezogen.
    »Wirst du von einem Ungläubigen kontrolliert?« fragte Madame Iritosky.
    Knack.
    »Baine, machen Sie das Licht an«, kommandierte sie. »Hier

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