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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Korridor. Einen Moment später tauchte sie wieder auf, ihr Tagebuch in der Hand. »Gott sei Dank habe ich mein Tagebuch in der Bibliothek versteckt, zwischen all den anderen Büchern, wo es niemand auffällt!«
    Verity und ich warfen uns einen Blick zu.
    »Wußte, daß bei diesem Quatsch mit dem Tischerücken nichts Gutes rauskommen würde«, schnaubte der Colonel. »Wo steckt Baine? Läute nach ihm!«
    Verity wollte gerade zur Klingel gehen, da erschien Baine bereits, in der Hand einen angeschlagenen Tonkrug.
    »Stellen Sie das ab«, befahl Colonel Mering, »und holen Sie den Schutzmann. Mrs. Mering vermißt ihre Rubine.«
    »Und ich meinen Amethystring«, sagte Tossie.
    »Ich habe Mrs. Merings Rubinen sowie den übrigen Schmuck letzte Nacht zum Säubern mitgenommen«, erklärte Baine. »Als die Damen die Schmuckstücke das letzte Mal trugen, erschienen sie mir etwas trübe.« Er griff in den Krug. »Ich habe sie über Nacht in eine Lösung aus Essig und kohlensaurem Natron gelegt.« Er zog die Rubinkette heraus und reichte sie Colonel Mering. »Ich wollte die Stücke gerade in die Schatullen zurücklegen. Ich hätte es Mrs. Mering gegenüber erwähnt, aber sie hatte soviel mit ihren Gästen zu tun.«
    »Ich wußte es!« sagte Mrs. Mering vom Sofa her. »Mesiel, wie konntest du unsere liebe Madame Iritosky bloß so verdächtigen?«
    »Baine, sehen Sie nach, ob das Silber noch da ist«, sagte der Colonel. »Und der Rubens.«
    »Ja, Sir. Wann soll ich die Kutschen vorfahren lassen?«
    »Die Kutschen?« fragte der Colonel. »Wozu?«
    »Wegen Coventry«, erklärte Tossie. »Wir wollen uns die St. Michaelskirche anschauen.«
    »Quatsch!« sagte Colonel Mering. »Nicht der richtige Zeitpunkt, um irgendwo hinzufahren. Diebe in der Nachbarschaft! Kommen vielleicht zurück!«
    »Aber wir müssen hin«, wandte Verity ein.
    »Die Geister haben es so befohlen«, sagte Tossie.
    »Quatsch und nochmals Quatsch!« blaffte Colonel Mering. »Haben das Ganze wahrscheinlich ausgeheckt, damit alle aus dem Haus sind und sie zurückkommen und uns ausplündern können!«
    »Ausgeheckt!« Mrs. Mering erhob sich majestätisch vom Sofa. »Willst du damit etwa andeuten, daß die Nachricht, die wir gestern von dem Geist erhielten, nicht echt sei?«
    Colonel Mering beachtete sie nicht. »Wir brauchen die Kutschen nicht. Baine, sehen Sie besser nach, ob die Pferde noch da sind. Und ob sonst noch etwas…« Er wurde plötzlich aschfahl. »Mein schwarzer Maure!«
    Ich hielt es für ziemlich unwahrscheinlich, daß Madame Iritosky des Colonels Goldfisch stehlen würde, selbst wenn ihr der Zugriff auf die Rubine versperrt worden war, fand es aber gescheiter, Colonel Mering nicht mit meiner Meinung zu konfrontieren. Statt dessen trat ich einen Schritt zurück, damit er an mir vorbei zur Tür hinausschießen konnte.
    Mrs. Mering ließ sich aufs Sofa zurücksinken. »Oh, Tossie! Daß dein Vater Madame Iritoskys Ehrlichkeit anzweifelt! Welch eine Gnade, daß sie nicht mehr hier ist und sich diese gemeinen Anschuldigungen anhören muß!« Da fiel ihr etwas ein. »Welchen Grund hat sie für ihre plötzliche Abreise angegeben, Baine?«
    »Ich habe von der Abreise erst heute morgen erfahren«, sagte Baine. »Anscheinend sind sie mitten in der Nacht aufgebrochen. Ich war äußerst überrascht. Ich hatte Madame Iritosky erzählt, daß ich mir sicher sei, Sie würden heute morgen der ›Society of Physical Research‹ schreiben und sie bitten, bei der kommenden Manifestation anwesend zu sein, und ich nahm natürlich an, daß Madame Iritosky auf jeden Fall deshalb hier bleiben würde, aber vielleicht hat sie anderswo dringende Geschäfte.«
    »Ohne Zweifel«, sagte Mrs. Mering. »Der Aufforderung der Geister muß unbedingt Folge geleistet werden. Aber die ›Society of Physical Research‹ – hier bei uns! Wie aufregend wäre das gewesen!«
    Colonel Mering kam, Prinzessin Arjumand unterm Arm, mit grimmigem Gesicht wieder.
    »Geht es Ihrem Schwarzen Mauren gut, Sir?« fragte ich.
    »Im Moment ja«, erwiderte er und ließ die Katze zu Boden plumpsen. Tossie hob sie auf.
    »Kein Zufall, daß sie gerade jetzt hierher kamen, am Tag, bevor mein rotgepunkteter Silbertancho eintreffen wird«, sagte Colonel Mering. »Baine! Will, daß Sie den ganzen Tag am Fischteich Wache stehen! Wer weiß, wann sie zurückkommen!«
    »Baine fährt mit mir«, sagte Mrs. Mering und erhob sich vom Sofa, mit ihren Zöpfen und dem Kampfesfunkeln in den Augen einer Walküre ähnelnd. »Und

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