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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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befand sich nicht in der Kathedrale.

»Nein«, sagte Harris. »Wenn man Erholung und Abwechslung sucht, gibt es nichts Besseres als eine Bootsfahrt.«
    »Drei Mann in einem Boot«
Jerome K. Jerome
     
25. Kapitel
     
     
    Zurück im Turm • Das Faß Sherry • In der Spülküche, der Küche, im Stall und noch mehr Probleme • Jane weiß von überhaupt nichts • Der Gefangene von Zelda • Eine Ohnmacht, doch diesmal nicht von Mrs. Mering • Terence und sein neues Verständnis für Poesie • Eine letzte Ohnmacht, die Mobiliar in Mitleidenschaft zieht • Eine noch größere Überraschung
     
     
    Aller guten Dinge sind nicht immer drei. Das Netz schimmerte, und wieder wurde es stockfinster um uns herum. Das Dröhnen war verschwunden, doch es roch immer noch stark nach Rauch. Außerdem war es mindestens zwanzig Grad kälter. Ich löste einen Arm von Verity und fühlte vorsichtig seitwärts. Meine Hand traf auf Stein.
    »Beweg dich nicht«, sagte ich. »Ich weiß, wo wir sind. Hier war ich schon mal. Es ist der Glockenturm der Kathedrale. Im Jahre 1395.«
    »Blödsinn«, sagte Verity und schickte sich an, die Stufen hochzusteigen. »Es ist der Weinkeller von Merings.«
    Sie öffnete die Tür, die zwei Stufen höher lag, einen Spalt, und Licht fiel herein, enthüllte eine hölzerne Treppe und Regale, gefüllt mit von Spinnweben bedeckten Flaschen.
    »Es ist Tag«, flüsterte Verity. Sie öffnete die Tür etwas weiter und streckte den Kopf durch den Spalt, nach beiden Seiten Ausschau haltend. »Dieser Gang führt zur Küche. Hoffen wir mal, daß es immer noch der sechzehnte ist.«
    »Hoffen wir mal, daß es immer noch 1888 ist«, sagte ich.
    Sie spähte noch einmal hinaus. »Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Zum Pavillon gehen, wo das Netz ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keiner kann wissen, wo wir dann enden. Oder ob wir überhaupt von hier wegkommen.« Ich betrachtete ihr zerrissenes, rußgestreiftes Kleid. »Du mußt aus diesen Klamotten raus. Besonders aus dem Regenmantel aus dem Jahr 2057. Gib ihn mir.«
    Sie wand sich heraus.
    »Meinst du, du kannst dein Zimmer erreichen, ohne daß dich jemand sieht?«
    Sie nickte. »Ich benutze die Hintertreppe.«
    »Ich versuche, herauszufinden, welches Datum wir haben. Wir treffen uns in einer Viertelstunde in der Bibliothek, dann machen wir gemeinsam weiter.«
    Verity gab mir den Regenmantel. »Und wenn wir bereits eine Woche fort waren? Oder einen Monat? Oder fünf Jahre?«
    »Dann behaupten wir, wir seien auf der Anderen Seite gewesen«, sagte ich, aber sie lachte nicht, sondern fragte beklommen: »Und wenn Tossie und Terence bereits verheiratet sind?«
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte ich. »Hoffe ich jedenfalls.«
    Sie lächelte mich an, eines jener herzbewegenden Lächeln, gegen die mich auch noch so viel Erholung nicht immun machen würde. »Danke, daß du mich gefunden hast«, sagte sie.
    »Stets zu Diensten, Miss«, erwiderte ich. »Geh und zieh dir was Sauberes an.«
    Sie nickte. »Warte hier nur ein paar Minuten, damit wir nicht zusammen gesehen werden.«
    Sie öffnete die Tür und schlüpfte schnell hinaus, und mir fiel plötzlich ein, was ich ihr unbedingt hatte sagen wollen und weshalb ich den ganzen Weg ins vierzehnte Jahrhundert und zurück hinter mich gebracht hatte.
    »Ich weiß jetzt übrigens, warum Tossies Tagebuch…«
    Aber sie war bereits im Korridor verschwunden und dabei, die Treppe hinaufzusteigen.
    Ich zog den Overall aus, der mein Jackett und meine Hosen ziemlich gut geschützt hatte, aber meine Hände – und wahrscheinlich auch mein Gesicht – waren verdreckt von Ruß und Staub. Ich wischte sie am Overall ab. Schade, daß es in Weinkellern keine Spiegel gab! Dann rollte ich den Overall mitsamt dem Regenmantel zusammen und stopfte das Bündel hinter ein Rotweinregal, bevor ich vorsichtig aus der Tür schaute und auf den Gang hinaustrat. Von den fünf Türen, die ich sah, führte eine ins Freie, aber welche? Die letzte Tür war grün gefriest, führte also in den Wohnbereich des Hauses. Ich öffnete die erste Tür.
    Es war die Spülküche. Stapel schmutziger Teller, Berge von Töpfen, eine Reihe ungeputzter Schuhe, wie bei Aschenputtel. Daß die Schuhe dort standen, mußte eigentlich bedeuten, daß ich mich zeitlich irgendwo zwischen Schlafengehen und der Stunde, wo die Familie aufstand, befinden mußte, was insofern günstig war, als daß Verity auf ihrem Weg nach oben nicht zufällig mit jemand zusammentreffen würde, aber bei

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