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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Verwandtschaft könnte auch ein Scherflein dazu beitragen.Allerdings hat er die Züge verwechselt, und ich kann unmöglich einen Vorschuß auf das Taschengeld vom nächsten Vierteljahr nehmen, weil ich das bereits alles beim Derby auf Beefsteak gesetzt habe, und Jabez weigert sich aus unerfindlichen Gründen, Studenten Kredit zu geben.Jetzt stecke ich hier fest wie Mariana im Süden, [18] und Cyril ist dort, ›sitzend wie die Geduld auf einer Gruft, dem Grame lächelnd‹.« [19] Er blickte mich erwartungsvoll an.
    Und seltsam genug, obwohl das viel schlimmer als die Wohltätigkeitsbasare war und ich höchstens jedes dritte Wort und überhaupt nichts von den literarischen Anspielungen verstand, begriff ich doch das Wesentliche an seiner Rede – daß er nämlich kein Geld für das Boot mehr hatte.
    Und das hieß eindeutig, daß es nicht mein Kontaktmann sein konnte. Er war nur ein mittelloser Student. Oder einer von Tantchens Halunken, die auf Bahnhöfen herumstreunten und Leute in Gespräche verwickelten, um ihnen Geld stehlen zu können. Oder Schlimmeres.
    »Hat denn Cyril kein Geld?« fragte ich.
    »O Gott, nein!« sagte er und streckte die Beine aus. »Er hat nie welches. Deshalb überlegte ich mir, ich meine, weil du doch sowieso einen Ausflug auf dem Fluß vorhast wie wir auch, ob wir nicht unsere Ressourcen zusammenwerfen sollten, wie Speke und Burton, [20] obwohl natürlich die Quelle der Themse längst entdeckt ist und wir auch nicht flußaufwärts fahren wollen. Und es gibt auch keine Wilden oder Tsetsefliegen oder dergleichen. Cyril und ich überlegten uns, ob du nicht mit uns kommen möchtest.«
    »Drei Mann in einem Boot«, murmelte ich und wünschte mir, er wäre mein Kontaktmann. Drei Mann in einem Boot war immer eines meines Lieblingsbücher gewesen, besonders das Kapitel, wo sich Harris im Labyrinth von Hampton Court verirrte.
    »Cyril und ich wollen flußabwärts«, sagte Terence gerade. »Wir stellten uns einen gemütlichen Ausflug nach Muchings End vor, aber wir können auch dort halten, wo du willst. Bei Abingdon gibt es ein paar hübsche Ruinen. Cyril liebt Ruinen. Oder die Abtei von Bisham, wo Anne von Cleves auf ihre Scheidung wartete. Oder, falls du dich einfach nur entlanggleiten lassen willst und ›den Bach, der nur mit sanftem Murmeln schleicht‹ [21] genießen, können wir das auch machen.«
    Ich hörte nicht zu. Muchings End, hatte er gesagt, und in dem Moment, als ich es hörte, wußte ich, daß es der Name war, an den ich mich so krampfhaft versucht hatte zu erinnern. »Nehmen Sie Verbindung auf mit…« hatte Dunworthy gesagt, und der junge Mann neben mir war dieser Jemand. Seine Hinweise auf den Fluß und die Anweisungen meines Arztes, sein schiefer Schnurrbart und der identische Blazer konnten keine Zufälle sein.
    Ich fragte mich trotzdem, warum er mir nicht einfach sagte, wer er war. Außer uns befand sich kein Mensch auf dem Bahnsteig. Ich schaute ins Bahnhofsfenster, um festzustellen, ob uns der Vorsteher belauschte, konnte aber nichts entdecken. Vielleicht war mein Kontaktmann nur vorsichtig, weil er sich nicht sicher war, ob ich der Richtige sei.
    Ich sagte: »Ich bin…«, als sich die Bahnhofstür öffnete und ein stattlicher Mann mittleren Alters heraustrat, der einen Bowler auf dem Kopf und einen Zwirbelbart trug. Er tippte kurz mit dem Finger an den Bowler und murmelte etwas Unverständliches, dann ging er zum Fahrplan hinüber.
    »Ich würde sehr gern mit dir nach Muchings End fahren«, sagte ich, den Ortsnamen besonders betonend. »Eine Bootsfahrt wäre eine angenehme Abwechslung von Coventry.«
    Ich suchte in meiner Hosentasche, während ich mich zu erinnern versuchte, wo Finch die Brieftasche hingetan hatte. »Wie viel brauchst du, um das Boot zu mieten?«
    »Sicks’ndrei«, sagte er. »Für eine Woche. Ich habe bereits einen Noinscher hinterlegt.«
    Die Brieftasche war in meiner Jacke. »Ich weiß nicht, ob ich genügend bei mir habe«, sagte ich und drückte Terence eine Banknote und ein paar Münzen in die Hand.
    »Das ist genug, um das Boot zu kaufen«, sagte er. »Oder den Koh-i-noor. [22] Ist das dein Zeug?« Er zeigte auf mein aufgetürmtes Gepäck.
    »Ja«, sagte ich und langte nach dem Portmanteau, aber Terence hatte es bereits mit einer Hand ergriffen und ebenso eine der verschnürten Schachteln. Mit der anderen Hand schnappte er den Rucksack und den Proviantkorb. Ich nahm die zweite Schachtel, die Reisetasche und den geschlossenen Weidenkorb und folgte

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