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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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Schnurrbart einfach umwerfend wirkte. Kein Wunder, daß es Tantchen so eilig gehabt hatte, Maud aus meiner Sichtweite zu scheuchen.
    Bei näherem Hinsehen war mein Schnurrbart etwas schief, und meine Augen hatten diesen besonderen verschwommenen Blick des Zeitkranken, aber sie würden sich alsbald davon erholen und im großen und ganzen war meine Erscheinung überaus erfreulich, wenn ich so sagen darf, sogar…
    »Was stehst du denn hier wie ein Schaf?« fragte Terence und packte mich am Arm. »Los jetzt!« Er führte mich über die Carfax Street und die St. Aldate’s hinunter. Währenddessen plauderte er unentwegt fröhlich vor sich hin. »Paß auf die Bahnschienen auf. Ich bin letzte Woche erst über eine gestolpert. Übrigens auch schlecht für die Droschken. Haben genau die richtige Breite, damit die Räder sich darin verfangen und hopp, schon kippen sie um. Na ja, ich stolperte und fiel hin, aber glücklicherweise kam nur ein Bauernkarren mit einem Maulesel, alt wie Methusalem, des Weges, sonst hätte ich mich bei meinem Schöpfer wiedergefunden. Glaubst du an Glücksfälle?«
    Er überquerte die Straße und wandte sich nach rechts. Und dort sah ich Die Bulldogge mit dem gemalten Wirtshausschild, auf dem wütende Proktoren einen Studenten jagen, und die goldenen Mauern der Christ Church mit dem Großen Tom. Und den ummauerten Garten des Dekan, aus dem Kinderlachen schallte. Alice Lidell und ihre Schwestern?Mein Herz tat einen Sprung, als ich mich zu erinnern versuchte, wann Charles Dodgson Alice im Wunderland geschrieben hatte. Nein, das war früher gewesen, in den Sechzigern. Aber dort drüben, auf der anderen Straßenseite, war der Laden, in dem Alice Süßigkeiten von einem Schaf [26] gekauft hatte.
    »Noch gestern hätte ich dir gesagt, daß ich nicht an Glücksfälle glaube«, fuhr Terence fort und strebte dem Pfad nach Christ Church Meadow zu. »Aber nach dem gestrigen Nachmittag glaube ich daran. Es sind so viele Dinge passiert – Professor Peddick hat die Züge verwechselt, und dann bist du plötzlich da. Ich meine, du hättest ja auch andere Pläne haben können oder gar nicht das Geld, um das Boot zu mieten, oder du hättest ja auch überhaupt nicht hier sein können, und was wäre dann aus Cyril und mir geworden?›Das Schicksal hält die Fäden, indes der Mensch, der so gelenkt, nicht ahnt, daß alles Gute ihm von oben wird geschenkt.‹.« [27]
    Eine zweispännige Droschke hielt neben uns. »Salzen hinge’n, Sch’n’möh?« fragte der Kutscher in einem völlig unverständlichen Dialekt.
    Terence schüttelte den Kopf. »Bis wir das ganze Gepäck aufgeladen haben, sind wir schneller gelaufen. Wir sind sowieso gleich da.«
    So war es. Da war die Follybrücke und eine Kneipe und der Fluß, an dessen Ufern die verwahrlostesten Boote vertäut lagen.
    »›Nun walte Schicksal! Was sein soll, muß geschehen; so mag’s sich zeigen‹«, [28] sagte Terence und ging über die Brücke. »Wir gehen unserer Bestimmung entgegen.« Er betrat die Stufen, die zum Anleger hinabführten. »Jabez«, rief er dem Mann zu, der am Ufer stand. »Ihr habt doch unser Boot nicht anderweitig vermietet, oder?«
    Jabez glich einer Gestalt aus Oliver Twist. Er trug einen struppigen Bart und wirkte ausgesprochen mißgelaunt. Seine Daumen waren in einem Paar unglaublich schmutziger Hosenträger eingehakt, und seine Hände waren womöglich noch schmutziger.
    Zu seinen Füßen döste eine riesige braunweiße Bulldogge, die häßlichen Lefzen auf die Pfoten gelegt. Sogar aus der Entfernung konnte ich erkennen, wie kolossal ihre Schultern und ihr kriegerischer, zurückgeschobener Unterkiefer waren. Bill Silkes in Oliver Twist hatte doch auch eine Bulldogge, oder?
    Ich konnte nirgends ein Anzeichen von Terences Freund Cyril entdecken, und ich fragte mich, ob Jabez und sein Hund ihn nicht vielleicht ermordet und in den Fluß geworfen hatten.
    Terence lief ungerührt weiter plaudernd zum Ufer hinunter auf das Boot zu. Und auf das Untier. Ich folgte, mich vorsichtig im Hintergrund haltend, und hoffte, der Hund möge uns genauso wie der vorm Bahnhof ignorieren, aber sobald er uns sah, setzte er sich witternd auf die Hinterpfoten.
    »Hier sind wir«, rief Terence freudig, und die Bulldogge sprang auf und rannte auf uns los.
    Ich ließ den Rucksack und die Schachtel mit einem dumpfen Schlag fallen, riß den geschlossenen Weidenkorb wie ein Schild vor die Brust, und schaute mich wild nach einem Stock um.
    Das große Maul der Bulldogge

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