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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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loszuziehen… jetzt habe ich diese Dose mit…«
    »Ananas«, grinste ich.
    »Nein.« Er betrachtete das Etikett. »Pfirsiche.« Wieder beugte er sich über den Korb. »Irgendwo muß es aber auch Ananas geben. Wie ich die Sache sehe, wird jedoch ohne Büchsenöffner beides gleich schmecken.«
    Wir könnten versuchen, die Dose mit dem Bootshaken zu öffnen, dachte ich und grinste in mich hinein. Das hatten sie in Drei Mann in einem Boot auch getan und dabei George fast umgebracht. Nur sein Strohhut hatte ihn gerettet.
    »Vielleicht sollten wir es mit einem Taschenmesser probieren«, sagte Terence.
    »Nein«, erwiderte ich. Bevor sie es mit dem Bootshaken versuchten, hatten sie ein Taschenmesser benutzt. Davor eine Schere und einen großen Stein. »Wir werden ohne die Dose auskommen müssen«, sagte ich weise.
    »Hör mal, Ned, hast du nicht zufällig einen Büchsenöffner in deinem Gepäck?«
    Wie ich Finch kannte, hatte ich wahrscheinlich einen. Ich entwirrte meine Beine, die eingeschlafen waren, ging zu den Weiden hinüber und begann, das Gepäck zu durchsuchen.
    Der Rucksack enthielt drei kragenlose Hemden, eine Garnitur Abendkleidung, die viel zu klein für mich war und einen viel zu großen schwarzen Bowlerhut. Es war gut, daß ich mich nur auf dem Fluß aufhielt.
    Ich nahm mir den Korb vor. Hier begann es vielversprechend. Ich fand ein paar große Löffel und ein Sortiment anderer Gerätschaften, darunter etwas, das einer scharfen Sichel glich, und etwas mit zwei langen Griffen und einer revolverartigen Mündung, die durchlöchert war. Möglicherweise war einer dieser beiden Gegenstände der Büchsenöffner. Oder eine Waffe.
    Cyril kam herbei, um zu helfen.
    »Du weißt auch nicht, wie ein Büchsenöffner aussieht, was?« fragte ich und betrachtete ein flaches Gitterding mit langem Griff.
    Cyril schaute in den Rucksack und ging dann zu dem geschlossenen Korb.
    »Ist er da drin?« fragte ich, löste die Schlaufen und Ösen, die den Deckel zuhielten, und öffnete den Korb.
    Prinzessin Arjumand schaute mit grauen Augen zu mir auf und gähnte.

»Katzen bleiben, wie man so richtig sagt, Katzen, daran ist einfach nicht zu rütteln.«
    P. G. Wodehouse
     
8. Kapitel
     
     
    Die Büchse der Pandora • Unterwäsche als Gesprächsthema im victorianischen Zeitalter • Mein Irrtum • Befehle im Umgang mit Katzen • König Johanns Irrtum • Die Wichtigkeit eines ausgiebigen Nachtschlafs • Dosenöffnen • Katzenrufen • Ein Schwan • Mrs. O’Learys Kuh • Hänsel und Gretel • Das vollkommene Ende eines vollkommenen Tages
     
     
    »Was machst denn du hier?« fragte ich.
    Dabei sah doch ein Blinder, was sie hier machte. Dunworthy hatte sie mit mir durchs Netz geschickt, und ich sollte sie nach Muchings End zurückbringen, bevor ihr Verschwinden irgendwelche Konsequenzen nach sich zog.
    Leider war ich drei Tage zu spät und vierzig Meilen von Muchings End entfernt angekommen. Und durch die Zeitkrankheit zu verwirrt, um zu begreifen, was ich hätte tun sollen. In der Zwischenzeit war Mrs. Mering nach Oxford gereist, um ein Medium zu konsultieren, Tossie hatte Terence und Count de Vecchio getroffen und Terence Maud verpaßt.
    Und die Inkonsequenz war nicht beseitigt worden. Sie war hier, genau vor mir, und schaute zu mir auf.
    »Du solltest nicht hier sein«, murmelte ich betäubt.
    Die Katze starrte mich aus grauen Augen an, deren vertikale Pupillen geschlitzt und grün gesprenkelt waren. Ich hatte nicht gewußt, daß Katzen solche Augenfarben hatten, sondern immer angenommen, alle Katzenaugen seien gelb und glühten in der Dunkelheit.
    Ebenso hatte ich angenommen, daß Hunde Katzen jagten, aber Cyril hockte einfach da und schaute mich mit einem Ausdruck bitterster Enttäuschung an.
    »Ich wußte nicht, daß sie hier ist«, verteidigte ich mich.
    Doch wie konnte ich das nur nicht gewußt haben? Weshalb sonst hätte Finch mir in letzter Sekunde einen Korb – einen geschlossenen Korb! – bringen sollen? Um einen runden Käse darin zu transportieren? Weshalb sonst hatte er gesagt, er hielte es für keine gute Idee, mich zu schicken, weil ich so verwirrt sei?
    Nun, er hatte völlig recht gehabt. Ich hatte nicht einmal reagiert, als Terence mir erzählte, daß Tossie ihre Katze vermißte. Oder als Verity mich fragte, wo die Katze sei. Idiotisch, idiotisch, idiotisch.
    Ich hätte Verity die Katze mitgeben können. Oder sie Tossie geben. Ich hätte so tun können, als ginge ich zum Boot zurück und mir dann eine

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