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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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ich.
    »Hoffentlich erinnert er sich daran, wo er es gelassen hat.« Terence ließ sich am Ufer nieder.
    Ich hockte mich neben ihn, und Cyril legte sich hin, rollte sich sofort auf die Seite und begann zu schnarchen. Ich wünschte inbrünstig, es ihm gleichtun zu können.
    Nun mußten wir den Professor den ganzen Weg nach Oxford zurückrudern, was mindestens drei Stunden in Anspruch nehmen würde, aber das nur, wenn wir ihn davon abhalten konnten, wegen jedem Fisch und jeder Wiese anzuhalten.
    Aber vielleicht war das sogar das Beste. Verity hatte gesagt, ich solle Terence von Muchings End fernhalten, und das war damit sicher zu erreichen. Bis wir Oxford erreichten, würde es dunkel sein. Wir mußten dort die Nacht verbringen, und morgen früh konnte ich Terence vielleicht dazu überreden, flußaufwärts nach Parson’s Pleasure zu fahren. Oder nach London oder zu einem Pferderennen. An welchem Tag fand immer das Derby statt?
    Oder vielleicht kehrte ihm nach einer ausgiebigen Nachtruhe der Verstand zurück und er erkannte, was für ein schnatterndes Gänschen Tossie war. Verblendung war ähnlich wie Zeitkrankheit nur ein Ungleichgewicht der Körperchemie, das von einem guten Nachtschlaf geheilt wurde.
    Der Professor war immer noch verschwunden. »Er hat eine neue Sorte Döbel gefunden und uns vergessen«, sagte Terence, aber gerade da sahen wir das Boot um die Spitze der Insel herumfahren. Professor Peddicks Ärmel bauschten sich im Wind wie schwarze Segel, während er ruderte.
    Das Boot glitt flußabwärts zu uns, und wir liefen holterdiepolter den Treidelpfad hinunter zu ihm, Cyril schwabbelnd hinter uns her.
    Ich wandte mich um und drängte ihn zur Eile. »Hopp, Cyril«, sagte ich und prallte genau auf Terence, der wie angewurzelt dastand und auf das Boot starrte.
    »Sie können sich nicht vorstellen, was ich für wunderbare Entdeckungen gemacht habe«, sagte Professor Peddick. »Diese Insel ist das genaue Abbild des Ortes, wo die Schlacht von Dunreath Mow stattfand.« Er hielt die Pfanne hoch. »Ich möchte Ihnen den doppelkiemigen blauen Döbel zeigen, den ich gefunden habe.«
    Terence starrte immer noch sprachlos auf das Boot.
    Ich konnte keine Kratzer oder Schrammen entdecken außer denen, die bereits dagewesen waren, als Jabez uns das Boot vermietet hatte, und ich sah auch keine Löcher. Alles wirkte trocken. Heck und Bug…
    Die Bänke im Heck. Und der Bug. »Terence…«
    »Professor Peddick«, sagte Terence mit gepreßter Stimme. »Was ist mit unseren Sachen passiert?«
    »Sachen?« Professor Peddicks Stimme klang verwundert.
    »Dem Gepäck. Neds Portmanteau, den Körben und…«
    »Ah ja«, sagte der Professor. »Unter der Salix babylonica auf der anderen Seite der Insel. Ich werde Sie hinüberrudern wie Charon die Seelen über den Styx.«
    Ich kletterte ins Boot und half Terence, Cyril hineinzubugsieren, indem ich die Vorderbeine des Hundes über die Ruderpinne legte, während Terence die Hinterbeine über den Bootsrand hob. Dann stieg er selbst ein.
    »Herrlicher Kiesgrund«, meinte Professor Peddick und begann über den Fluß zu rudern. »Prima Platz für Weißfische. Und was für eine Menge Mücken und Fliegen! Ich fing eine Forelle mit einem roten Kammkiemenschlitz. Haben Sie ein Netz dabei, St. Trewes?«
    »Ein Netz?«
    »Zum Einfangen. Ich möchte die Mäuler nicht mit einem Haken malträtieren.«
    »Es ist nun wirklich nicht die Zeit zum Angeln«, sagte Terence. »Wir müssen so schnell wie möglich unser Gepäck wieder verstauen und zurückrudern.«
    »Blödsinn. Ich habe einen ausgezeichneten Platz zum Übernachten entdeckt.«
    »Übernachten?« fragte Terence.
    »Es lohnt sich nicht, erst nach Hause zu rudern und dann wieder hierher. Döbel beißen am besten kurz vorm Sonnenuntergang.«
    »Aber was ist mit Ihrer Schwester und deren Gefährtin?« Terence zog seine Taschenuhr heraus. »Es ist beinahe fünf. Wenn wir jetzt zurückrudern, wären Sie rechtzeitig zum Abendessen bei den beiden.«
    »Erledigt«, sagte der Professor. »Ich habe einen meiner Schüler beauftragt, die beiden abzuholen.«
    »Ich war dieser Schüler, Professor.«
    »Blödsinn. Dieser Schüler ruderte die Themse entlang, während ich an meiner…« Er beäugte Terence durch sein Monokel. »Bei König George, Sie sind es tatsächlich.«
    »Ich war um zehn Uhr fünfundfünfzig am Bahnhof«, erklärte Terence. »Aber Ihre Schwester und ihre Begleiterin waren nicht da, also müssen sie mit dem Zug um drei Uhr achtzehn

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