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Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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eintreffen.«
    »Kam einfach nicht«, sagte der Professor, den Blick ins Wasser gewandt. »Prima Gras für Barsche.«
    »Ich weiß, daß sie einfach nicht kamen«, insistierte Terence, »aber wenn sie mit dem Zug um drei Uhr achtzehn…«
    »Ich rede nicht von meiner Schwester«, sagte Professor Peddick. Er schob den Ärmel seiner Robe hoch und steckte die Hand ins Wasser. »Ich meine ihre Begleiterin. Rannte einfach auf und davon, um zu heiraten.«
    »Heiraten?« fragte ich. Die Frau auf dem Bahnsteig hatte von jemandem gesprochen, der gerade heiratete.
    »Trotz aller Bemühungen meiner Schwester. Traf ihn in der Kirche. Klassisches Beispiel einer individuellen Handlung. Persönlichkeiten formen die Geschichte. Statt dessen brachte sie meine Nichte mit.«
    »Ihre Nichte?« fragte ich.
    »Hübsches Mädchen.« Er zog ein Stück schleimiges brauntriefendes Gras aus dem Wasser. »Kann ausgezeichnet Proben beschriften. Schade, daß Sie nicht dort waren, als die beiden ankamen, dann hätten Sie sie sehen können.«
    »Ich war da, aber die beiden nicht«, sagte Terence.
    »Sind Sie sicher?« Professor Peddick reichte mir das Gras. »Maudie erwähnte in ihrem letzten Brief die genaue Uhrzeit.« Er klopfte seine Jackentaschen ab.
    »Maudie?« Ich hoffte, mich verhört zu haben.
    »Maud. Wurde nach ihrer lieben verstorbenen Mutter benannt.« Professor Peddick durchwühlte seine Taschen. »Wäre ein prima Naturwissenschaftler, wenn sie ein Junge wäre. Muß den Brief irgendwie verloren haben, als Overforce mich umzubringen versuchte. Ich bin mir sicher, es war der Zug um zehn Uhr fünfundfünfzig. Vielleicht jedoch der von morgen. Welcher Tag ist heute? Ah ja, hier sind wir also. Schließlich doch noch im Paradies angelangt, wenn man so sagen will.«
    Das Boot stieß so hart ans Ufer, daß Cyril von dem Ruck erwachte, aber das war nichts gegen den Schock, der mich gerade ereilt hatte. Maud. Ich hatte verhindert, daß Terence seine ›ältlichen Wittfrauen‹ traf. Hätte es mich nicht gegeben, wären Professor Peddicks Schwester und seine Nichte weiter auf dem Bahnsteig sitzengeblieben, bis Terence schließlich aus dem Bahnhofsgebäude geschlittert wäre. Und wenn ich ihm nicht erzählt hätte, daß keiner, auf den seine Beschreibung paßte, im Zug gewesen sei, hätte er die beiden noch auf ihrem Weg zum Balliol einholen können. Doch er hatte von ältlichen Wittfrauen gesprochen. Er hatte gesagt, sie seien eindeutig vorsintflutlich.
    »Hältst du mal das Seil, Ned?« fragte Terence, den Bug des Bootes auf die Uferböschung schiebend.
    Begegnungen sind überaus sensible Punkte im komplexen chaotischen Verlauf der Geschichte. Lord Nelson und Emma Hamilton. Heinrich der Achte und Anne Boleyn. Crick und Watson. John Lennon und Paul McCartney. Und Terence hätte eigentlich Maud auf dem Bahnsteig des Oxforder Bahnhofs treffen sollen.
    »Ned?« sagte Terence. »Nimmst du mal das Seil?«
    Ich machte mit dem Seil in der Hand einen riesigen Satz auf die glitschige Uferbank und vertäute das Boot, wobei ich dachte, daß ich eigentlich nichts weniger als das tun sollte.
    »Sollten wir nicht besser nach Oxford zurückkehren, um Ihre Nichte zu treffen? Und Ihre Schwester?« fügte ich hinzu. Die beiden würden zwar nicht mehr auf dem Bahnsteig stehen, aber zumindest würden sie Terence treffen. »Wir können das Gepäck hier lassen und später holen. Zwei Damen, die allein reisen… Sie werden jemanden brauchen, der ihnen mit ihrem Gepäck hilft.«
    »Blödsinn«, erwiderte Professor Peddick. »Maudie ist durchaus imstande, das Gepäck aufzugeben und eine Droschke zu mieten, die sie ins Hotel bringt. Sie ist außerordentlich vernünftig. Nicht so zimperlich wie andere Mädchen. Sie würde Ihnen gefallen, St. Trewes. Haben Sie Mehlwürmer dabei?« Er setzte sich in Richtung Weidenbäume in Bewegung.
    »Kannst du ihn nicht überzeugen?« fragte ich Terence.
    »Nicht, wenn Fische dabei im Spiel sind. Oder Geschichte. Das beste ist, wir schlagen unser Lager auf, bevor es dunkel wird.« Er ging zu dem mächtigen Weidenbaum, unter dem unsere verschiedenen Koffer und Kartons aufgetürmt waren und begann, in ihnen zu wühlen.
    »Aber seine Nichte…«
    »Du hast ihn doch gehört. Vernünftig. Intelligent. Sie ist wahrscheinlich eines dieser schrecklichen modernen Mädchen, die Flausen im Kopf haben und meinen, Frauen sollten in Oxford studieren dürfen.« Er zog einen Tiegel und ein paar Konservendosen aus dem Gewühl. »Eine ganz abscheuliche

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