Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Farben der Zeit

Die Farben der Zeit

Titel: Die Farben der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
Vom Netzwerk:
der Stiefel. »Zusammenpacken, damit wir morgen früh gleich aufbrechen können.«
    »Das kannst du nach dem Dessert machen«, erwiderte Terence, mich am Arm nehmend. »Komm jetzt endlich.«
    Er führte mich und den aufmerksam nach allen Seiten witternden Cyril zum Lagerfeuer zurück, wo Professor Peddick gerade Tee in die Blechtassen goß.
    »Dum licet nos igitur laetemur amamtes«, sagte er und reichte mir eine Tasse. »Der vollkommene Abschluß eines vollkommenen Tages.«
    Vollkommen. Ich hatte es nicht geschafft, die Katze zurückzubringen, hatte Terence davon abgehalten, Maud zu treffen, es ihm ermöglicht, nach Iffley zu rudern, um Tossie dort zu sehen, und wer weiß, was noch alles schiefgegangen war, von dem ich nichts wußte.
    Doch es hatte keinen Sinn, sich über verschüttete Milch aufzuregen, selbst wenn das eine etwas unglückliche Metapher war, weil man die Milch nicht wieder in die Flasche zurücktun konnte, egal, wie sehr man es auch probierte. Aber würde sich eine andere Metapher besser eignen? Die Büchse der Pandora öffnen? Oder die Katze aus dem Sack lassen?
    Wie auch immer, es war zwecklos, sich darüber aufzuregen oder darüber nachzugrübeln, was hätte sein können. Ich mußte Prinzessin Arjumand so schnell es ging, nach Muchings End zurückbringen und zwar, bevor noch mehr Unheil geschah.
    Verity hatte gesagt, ich solle Terence von Tossie fernhalten, aber sie hatte nichts von der Katze gewußt. Ich mußte das Tier unverzüglich zum Ort seines Verschwindens schaffen. Und dazu erzählte ich Terence am besten, daß ich die Katze gefunden hatte. Er würde überglücklich sein. Er würde darauf bestehen, sofort nach Muchings End aufzubrechen.
    Aber ich hatte Angst davor, noch mehr Durcheinander zu erzeugen. Vielleicht verliebte sich Tossie aus Dankbarkeit, daß er die Katze zurückgebracht hatte, Hals über Kopf in Terence statt in Mr. C. Oder Terence fing an, sich Gedanken darüber zu machen, wieso die Katze so weit von Muchings End gefunden wurde, und bestand darauf, sich auf die Suche nach ihrem Entführer zu machen, auf die gleiche Art und Weise, wie er die Diebe des Bootes gesucht hatte. Und dabei in der Finsternis über eine Fischreuse stolpern und ertrinken. Oder die Katze dabei ertränken. Oder den Burenkrieg auslösen.
    Es war besser, die Katze versteckt zu halten, bis wir in Muchings End waren. Wenn ich es mir überhaupt gelang, sie wieder in den Korb zu verfrachten. Wenn ich sie überhaupt wiederfand.
    »Wenn wir Prinzessin Arjumand fänden«, begann ich vorsichtig, »wie könnten wir sie am besten einfangen?«
    »Ich glaube nicht, daß wir sie einfangen müßten«, sagte Terence. »Nach meinem Dafürhalten wird sie uns dankbar auf den Arm hüpfen, sobald sie uns sieht. Sie ist nicht gewöhnt, für sich selbst zu sorgen. Soweit Toss… Miss Mering mir erzählte, führte sie ein ziemlich behütetes Leben.«
    »Aber nimm mal an, sie hüpft uns nicht auf den Arm. Würde sie herbeikommen, wenn wir sie beim Namen riefen?«
    Terence und der Professor starrten mich beide ungläubig an. »Wir reden hier von einer Katze«, sagte Terence.
    »Wie müßte man es also anstellen, um sie zu fangen, falls sie verängstigt ist und nicht freiwillig kommt? Mit einer Falle oder…?«
    »Ich denke, ein bißchen Futter reicht. Sie muß furchtbar hungrig sein«, meinte Terence und starrte auf den Fluß hinaus. »Meinst du, sie blickt wie ich auf den Fluß, im kühlen Wind des ›Abends, des’ golden Gewand sanft im Dämmerlicht der Nacht verblaßt‹?« [41]
    »Wer?« Meine Augen glitten forschend über die Uferböschung. »Prinzessin Arjumand?«
    »Nein«, sagte Terence irritiert. »Miss Mering. Meinst du, sie blickt auf den selben Sonnenuntergang? Weiß sie wie ich, daß wir füreinander bestimmt sind wie Lancelot und Guinevere?«
    Noch eine Geschichte mit bösem Ende, dachte ich, aber nichts gegen das, was uns erwartet, wenn es mir nicht gelingt, die Katze einzufangen und nach Muchings End zurückzubringen.
    Ich erhob mich und begann, die Teller einzusammeln. »Am besten, wir räumen auf und legen uns dann schlafen, damit wir morgen gleich früh losfahren können.«
    »Ned hat recht«, sagte Terence zu Professor Peddick und wandte seufzend den Blick vom Fluß. »Wir müssen uns früh nach Oxford aufmachen.«
    »Müssen wir unbedingt nach Oxford?« fragte ich. »Professor Peddick kann doch mit uns nach Muchings End kommen. Wir können ihn später zurückbringen.«
    Terence blickte mich ungläubig

Weitere Kostenlose Bücher