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Die Farben des Alls

Die Farben des Alls

Titel: Die Farben des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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flammenden Lettern in sein Gehirn eingebrannt zu haben. Erst dann gab er sie an Vorongil weiter. Trotz allem hatte er noch während des Eintritts in die Delta-Phase ein bohrendes Angstgefühl. Sollte ich mich verkalkuliert haben, dann würden wir irgendwo in diesem verrückten Weltraum auftauchen, und wüßten niemals, wo…
    Aber als sich die Sterne wieder beruhigt und ihre alte Farbe angenommen hatten, war das Sichtfenster erfüllt vom beständigen Glanz einer kleinen grünen Sonne.
    »Meristem«, sagte Vorongil, der nun selbst mit sicherer Hand die Steuerung übernahm. »Wir gehen runter ohne Hilfe eines Kontrollturms und an einem Ort ohne eigenen Wartungsdienst, Jungs. Wollen wir hoffen, daß der Planet wirklich so unbewohnt ist, wie es die Handbücher darstellen. Es wäre weniger witzig, in einer Stadt niederzugehen oder ein harmloses Stammesdorf zu verbrennen; aber für Cottmann ist es jetzt sowieso zu spät. Dann hoffen wir also, daß uns das Glück noch eine Weile treu bleibt!«
    Bart, der winzigste Erschütterungen aus dem Schiffsinnern verspürte – Einbildung, schalt er sich, Metallermüdung in der Verkleidung der Schiffswand läßt sich gar nicht wahrnehmen –, wiederholte in Gedanken diesen Wunsch.
    Er konnte noch nicht erahnen, welch unwahrscheinliches Glück ihn nach Meristem geführt hatte. Es sollte noch lange dauern, bis er wußte, daß er hier am Ende seiner Suche angelangt war.

Kapitel 8
     
    Der Wartungsdienst arbeitete unten im Laderaum, und die Swiftwing war erfüllt von einem Höllenlärm und flimmernder Hitze, wenn hier und da Teile des Antriebssystems in Gang gesetzt und überprüft wurden. Während die Wartungsmannschaften Überstunden machten, stand der Rest der Besatzung tatenlos im Freizeitraum herum, versuchte sich an Spielen, verfluchte die Hitze und die trübseligen Lichtverhältnisse jenseits der Sichtluken und schrak unter dem Radau von der Bordwand zusammen, der eher aus einer Boilerfabrik zu kommen schien.
    Gegen Ende des dritten Tages hatte der Bordbiologe seine Untersuchungen beendet und gab die Ergebnisse bekannt. Er hatte keine Anzeichen für das Vorhandensein intelligenten Lebens entdeckt; Luft-, Wasser- und Schwerkraftbedingungen bewegten sich innerhalb der vertretbaren Grenzen. Captain Vorongil erteilte daher jedem, der sich dafür interessierte, die Erlaubnis, von Bord zu gehen und sich umzusehen.
    Niemand freute sich mehr über diese Nachricht als Bart. Er litt unter einer Art Raumschiff-Klaustrophobie. Es tat ihm gut, wieder festen Boden unter den Füßen und die Strahlen der Sonne auf seinem Rücken zu spüren – selbst wenn diese Sonne grün war. Noch wichtiger für ihn war allerdings, daß es ihm wohl tat, der ständigen Gegenwart seiner Bordkameraden entfliehen zu können. In der Zeit der erzwungenen Untätigkeit, als er sich weder in seinen Pflichten vergraben noch unter dem Vorwand der Müdigkeit in seine Kabine zurückziehen konnte, fühlte er sich unbehaglich. Allein schon die Gegenwart der anderen begann ihn in unerträglicher Weise zu bedrücken. Diese langen, dürren Gestalten; diese graue Haut; diese weiß-fedrigen Schöpfe! Ihm war klar, daß er sich äußerlich kein bißchen von ihnen unterschied, daß diese Verwandlung Grundlage für seine Sicherheit war, aber er hatte trotzdem das Bedürfnis, sich ein einziges Mal von ihnen loszueisen. Einsam war er immer; nun verspürte er den Wunsch, zur Abwechslung einmal allein zu sein, ohne eine Menge Leute um sich zu haben. Als er sich jedoch vom Raumschiff entfernte, tauchte Ringg in einer Lukenöffnung auf und winkte ihn zu sich heran. »Wo gehst du hin?«
    »Ein bißchen spazieren«, antwortete Bart in höflichem Ton.
    Ringg holte erschöpft Atem. Er sah blaß aus. Seine Kleidung war beschmiert und verschmutzt. »Klingt nicht schlecht«, meinte er. »Ich habe jetzt drei Schichten hintereinander zwischen Bordwand und Innenverkleidung gearbeitet, und denk ja nicht, daß es dort unten nicht heiß ist! Heiß und dreckig. Es ist schön, sich mal die Beine zu vertreten. Hast du was dagegen, wenn ich mitkomme?«
    Ja, das hatte er wohl, aber er sagte nichts weiter als »Ich würde meinen, daß du nach drei Schichten Dienst erst mal ein bißchen Schlaf brauchst.«
    »Was ich brauche, ist frische Luft und die Möglichkeit, mich zu bewegen, ohne gegen irgendeinen Schweißbrenner zu stoßen«, war Ringgs Gegenargument. »Im übrigen solltest du nicht ganz allein auf einem fremden Planeten herumstreunen. Man weiß nie,

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