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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Köpf geschüttelt. Ohne es direkt auszusprechen, hatte Jeslek verkündet, er werde so oder so dafür sorgen, dass Gallos die Gebühren zahlte, selbst wenn er mit seinen Chaos-Kräften die Stadt Fenard in Trümmer legen musste. Die so genannte Ehrengarde war stark genug, um Jeslek zu schützen, bis er Fenard oder was auch immer zerstört hatte. Cerryl war sicher, dass der Präfekt Syrma es ähnlich sehen würde.
    Kinowin wartete, bis das Murmeln abgeebbt war, bevor er seine Frage wiederholte. »Gibt es Vorschläge für unseren neuen Obermagier?«
    Hatte Jeslek das Gefühl, ihm bleibe keine andere Wahl? Standen die Dinge schon so schlimm? Nach allem, was Cerryl sagen konnte, beruhten die Probleme der Gilde auf der Struktur von Ordnung und Chaos – und auf der Geografie der Welt. Recluce brauchte nicht so viele Bewaffnete wie Fairhaven und die Länder in Candar, weil Recluce eine Insel war und weil der Schwarze Orden über Wetter-Magier verfügte, die fähig waren, die Schiffe etwaiger Gegner zu vernichten, noch bevor eine Invasion überhaupt begonnen hatte. Deshalb musste Recluce nicht so viel Geld für Bewaffnete ausgeben. Außerdem warf Recluce jeden hinaus, der sich nicht anpassen wollte. Die Weiße Bruderschaft dagegen musste Straßen und Schiffe unterhalten … und Lanzenreiter und Torwächter und Magier bezahlen, die als Gesandte in andere Länder Candars geschickt wurden.
    Aber trotzdem … das konnte noch nicht alles sein. Es musste doch einen Weg geben, damit die Waren aus Candar nicht teurer wurden als die Waren aus anderen Ländern. Es musste einfach eine Lösung geben.
    Er lachte in sich hinein. Warum machte er sich solche Sorgen? Er war zur Stadtwache abgeordnet und noch ein sehr junger Magier, auf den ohnehin niemand hören würde, selbst wenn ihm eine Lösung einfallen sollte. Nein, im Augenblick konnte er nichts bewegen.
    »Was gibt’s da zu lachen?«, flüsterte Lyasa. Sie hatte sich bis zu ihm vorgearbeitet und stand links von ihm an einer Säule.
    »Ich hatte großartige Gedanken, bis mir klar wurde, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, ehe mir jemand zuhört.«
    »Wie sich die Dinge entwickeln, wird es wohl schneller gehen, als du denkst.«
    »Was meinst du damit?«, flüsterte er.
    »Nicht jetzt.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Der Rat bittet um Vorschläge«, sagte Kinowin noch einmal und etwas lauter.
    »Wie wäre es mit Disarj? Er hatte eine Menge zu sagen«, schlug Fydel vor.
    Disarj stand auf. »Ich habe bei weitem nicht so viel Erfahrung wie beispielsweise der ehrenwerte Fydel und muss deshalb ablehnen. Vielleicht sollten wir aber Fydel berücksichtigen.«
    »Niemand will den Posten haben«, murmelte Lyasa. »Der Kandidat müsste sich bei allem und jedem zwischen Kinowin und Jeslek entscheiden.«
    »Ich würde den Posten auch nicht wollen«, murmelte Heralt.
    »Und du tätest gut daran«, stimmte Cerryl flüsternd zu.
    »Wie wäre es mit Esaak?«
    Cerryl hatte nicht mitbekommen, wer den Vorschlag gemacht hatte, aber Esaak stand schneller auf, als Cerryl es für möglich gehalten hätte. »Der Erzmagier Jeslek braucht an seiner Seite jemanden, der jünger ist und der mehr Kraft hat, als meine alten Knochen sie hergeben wollen.« Er hielt kurz inne und lächelte. »Jemanden wie den ehrenwerten Redark, der jung genug ist, um große Kraft zu haben, und doch alt genug, um Vorsicht walten zu lassen, und der zugleich umsichtig genug ist, um das Gleichgewicht zu wahren.« Esaak deutete auf den grünäugigen, rotbärtigen Redark.
    Redark lächelte entzückt.
    »Das ist ja wundervoll«, zischelte Lyasa. »Der kann sich nicht einmal entscheiden, was er zu Mittag essen will. Er wird tun, was immer Jeslek verlangt, weil er zu dumm ist, um Kinowin zu verstehen, und nicht bereit, es zuzugeben.«
    Cerryl sah Lyasa neugierig an.
    »Glaub’s mir ruhig.«
    Die trockene Antwort der schwarzhaarigen Magierin überzeugte Cerryl und die leisen, gedämpften Seufzer im Saal taten ein Übriges.
    »Gibt es noch weitere Vorschläge?« Kinowin wandte sich an Jeslek, der leicht mit den Achseln zuckte.
    »Da es keine weiteren Vorschläge gibt und da der ehrenwerte Redark ein vollgültiges Mitglied unserer Gilde ist, setzt der Rat ihn als Obermagier ein.« Kinowin neigte den Kopf in Jesleks Richtung.
    Ist der Fleck auf Kinowins Wange stärker gerötet als sonst? Cerryl bewunderte Kinowins Haltung in dieser schwierigen Lage.
    Redark stand auf und schritt zum Podest.
    »Sie haben ihn vor ein paar Jahren aus der

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