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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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oder die Nordlaner reich«, meinte Myral, der ganz vorne saß. »Oder die Suthyaner und die Sarronnesen. Der Handel ist wie das Wasser. Er muss irgendwohin fließen.«
    »Warum fließt er nicht hierher?«, fragte Jeslek.
    »Das ist leichter gesagt als getan.«
    »Warum können wir nicht die Steuer auf Waren aus Recluce erhöhen?«, fragte ein anderer Weißer Magier.
    »Überlegt es Euch doch«, sagte Esaak mit grollender Stimme. »Die Sondersteuer beträgt jetzt schon hundert Prozent.«
    »Und? Wir reden jetzt über Gewürze, Weine, Luxusgüter. Außerdem, wer kann schon die Wolle aus Recluce tragen? Die Leute werden noch mehr bezahlen und unsere Schatzkammer wird sich füllen, aber nicht die der Hamoraner und Nordlaner.«
    »Sollten wir nicht die Steuereinnahmen verwenden, um eine größere Flotte zu bauen?«
    »Wir könnten Schiffe bauen, aber brauchen wir wirklich noch mehr?«, fragte Cerryl unwillkürlich, erstaunt über sich selbst.
    »Um den Außenhandel von Recluce zu unterbinden, brauchen wir natürlich weitere Schiffe«, schnaubte Jeslek, der trotz der weißen Haare und der goldenen Augen jugendlich wirkte. Er sah Cerryl scharf an.
    Auch Anya sah ihn von der Seite an, als wolle sie ihm zu verstehen geben, dass ein so junger Magier besser schwieg.
    Ihr Blick reizte Cerryl, trotzig fortzufahren. »Das hätte vor Jahrhunderten geholfen, aber nach Creslins Eingreifen hatten wir weder die Schiffe noch das Geld. Jetzt nützt es nichts mehr. Recluce kauft unser Getreide inzwischen bei den Nordlanern. Die Nordlaner holen es in Hydolar ab und bringen es nach Recluce. Dann verkaufen die Schwarzen ihre Waren an die Nordlaner. Es kommt sie teurer, aber wir verlieren den gesamten Handel.«
    »Jeslek hat also Recht«, schaltete Anya sich nach kurzem Schweigen ein. »Wenn wir die Handelsrouten nach Recluce nicht völlig unterbrechen, verlieren wir.«
    Heralt gab Cerryl einen Stoß in die Rippen. »Du hast wahrscheinlich sogar Recht, aber Anya sieht aus, als würde sie am liebsten den nächstbesten Bogenschützen anheuern, um dich beseitigen zu lassen.«
    Cerryl verkniff sich die Antwort und nickte nur. »Ich werde nichts mehr sagen«, beruhigte er Heralt.
    »Das ist eine gute Idee.«
    »Das hört sich in der Theorie ja ganz gut an«, schnaubte Myral. Er wischte sich mit einem grauen Tuch den Schweiß vom glänzenden Schädel. »Aber ich würde wirklich gern mal etwas sehen, das tatsächlich funktioniert. Bisher hatte noch keiner Eurer Vorgänger Erfolg. Jeslek, glaubt Ihr wirklich, dass die früheren Räte die wachsende Macht von Recluce einfach hingenommen haben? Dass sie absichtlich Dutzende von Schiffen und tausende von Soldaten verloren haben?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Jeslek finster. Dann lächelte er. »Aber vergesst nicht, dass die Schwarzen nicht mehr über die Winde gebieten können – sie könnten es nicht einmal, wenn sie einen neuen Creslin hätten. Was, wenn wir mehr Magier auf unsere Schiffe setzen?«
    »Wie viele würden wir brauchen?«
    »Nicht sehr viele. Aber auf diese Weise könnten wir Recluce völlig isolieren. Die Nordlaner verdienen sicher nicht genug an der Insel, um zu riskieren, dass sie beim Handel mit Recluce all ihre Schiffe verlieren.« Jeslek lächelte selbstgefällig. Es war der Gesichtsausdruck eines Mannes, der für ein Problem eine Lösung gefunden hatte.
    Schwerfällig erhob sich Esaak in der dritten Reihe und zuckte mit den Achseln. »Das mag ja sein, Jeslek. Legt dem Rat einen Plan vor. Einer solch großen Geldausgabe können wir nicht zustimmen, ohne einen Plan gesehen zu haben.«
    Cerryl schauderte. Selbst für Esaak war es gefährlich, Jeslek aufzufordern, sich vor der Gilde zu rechtfertigen.
    Jeslek lächelte gezwungen und nickte. »Das werde ich tun. In der Zwischenzeit werde ich den Magier Eliasar mit einer Ehrengarde von eintausend Weißen Lanzenreitern nach Gallos schicken, um unsere Interessen zu wahren und den Präfekten Syrma zu ermuntern, die Straßenzölle zu entrichten, die er der Gilde schuldet. Ich werde Eliasar begleiten.« Der Erzmagier lächelte. »Und jetzt müssen wir einen Obermagier wählen, um die frei gewordene Position neu zu besetzen.«
    Auch Anya lächelte und sah dabei Esaak an, aber ihr Lächeln ließ Cerryl das Blut in den Adern gefrieren.
    »Gibt es Vorschläge für das Amt des Obermagiers?«, fragte Kinowin. Er trat auf dem Podium vor und ignorierte das Gemurmel, das sich nach Jesleks Worten erhoben hatte.
    Cerryl hätte beinahe den

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