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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Stadtwache geworfen«, meinte Lyasa.
    »Woher weißt du das?«, wisperte Heralt.
    »Derka hat es mir erzählt, bevor er nach Hydolar aufgebrochen ist.« Sie schüttelte den Kopf. »Es heißt, er sei Jesleks Vetter, aber man weiß es nicht genau.«
    Cerryl leckte sich nervös die Lippen und beobachtete Anya, deren kaltes Lächeln er von der Seite sehen konnte. Ein sehr, sehr kaltes Lächeln war es.

 
XLII
     
    D er dünne Verband auf dem Arm fühlte sich sogar unter dem lockeren Hemd unförmig an. Cerryl warf einen Blick auf die Schulter, aufs Oberhemd und das Unterhemd. Von außen war nichts zu sehen. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Schreibtisch. Obwohl er einen ganzen Achttag nicht da gewesen war, sah der Schreibtisch aus wie immer – zwei leere Holzkisten, das Tintenfass mit dem Federhalter, die Lampe und ein Stapel grobes Papier.
    Zubal schaute in die Wachstube. »Ist alles in Ordnung, Ser?«
    »Ja, mir geht es gut«, erklärte er dem Boten. »Ich glaube, ich werde heute Morgen Nuryl auf seinem Streifengang begleiten.«
    »Ja, Ser.« Zubal nickte und zog sich zurück.
    Nach einem weiteren Blick zum leeren Schreibtisch trat Cerryl etwas zurück, zog die weiße Jacke der Stadtwache an und ging durch die graue Morgendämmerung zum Mannschaftsraum.
    »Er ist wieder da …«
    »… dir doch gleich gesagt, dass es nicht lange dauern wird …«
    Cerryl winkte Nuryl.
    Der Anführer der Streife löste sich aus der Gruppe seiner Männer und kam zu Cerryl. »Wollt Ihr uns begleiten, Ser?« Er warf einen vielsagenden Blick zu Cerryls Schulter.
    »Ich muss ja nicht mit dem Schwert kämpfen«, erwiderte Cerryl. »Und Ihr seid sogar jeden Tag draußen.« Er grinste.
    Nach kurzem Überlegen erwiderte Nuryl das Lächeln, nickte und kehrte zu seinen Männern zurück. »Lasst uns gehen.«
    Cerryl hörte die Kommentare der Männer, die zu Fystls und Sheffls Gruppe gehörten, als er neben Nuryl nach draußen ging. Die anderen Streifen waren schon aufgebrochen.
    »… würde nicht draußen herumlaufen, nachdem ich einen Pfeil abbekommen habe … nicht so bald.« »… werden ja nicht schlecht bezahlt …« »… doch, dass er ein zäher kleiner Bastard ist.« Irgendwie hielt Cerryl sich keineswegs für so zäh, wie es beispielsweise Eliasar war oder wie es Kinowin früher gewesen sein musste. Die beiden Männer waren beeindruckende Gestalten und anscheinend fähig, kleinere Gegner in Stücke zu reißen. Sogar Jeslek war im Vergleich zu Cerryl beeindruckend.
    Die Straßen draußen waren noch feucht vom Unwetter der vergangenen Nacht und glänzten beinahe silbern im grauen Licht der ersten Dämmerung.

 
XLIII
     
    D icke weiße Schneeflocken fielen herab. Ein paar glitten von Cerryls gefetteter weißer Lederjacke ab, andere schmolzen, sobald sie das Pflaster der Straßen oder Gehwege berührten. Cerryl blickte nach vorn und zur Seite und hielt Ausschau, ob irgendetwas Ungewöhnliches zu sehen war. Mit Augen und Sinnen forschte er in alle Richtungen, während er nach Norden zu Leyladins Haus ging.
    Der Markt lag fast verlassen unter dem Schleier der dicken Flocken, nur eine Hand voll Karren drängte sich in der Mitte. Als Cerryl südlich des Platzes nach Westen abbog, betrachtete er die Mauer, von der aus man auf ihn geschossen hatte. Die Bäume, die jetzt nur noch die verschrumpelten, grauen Winterblätter trugen, boten wenig Deckung. Eine dünne weiße Schicht Schnee lag auf dem Gras und den Büschen, doch die Straßen, Gehwege und Dächer blieben frei.
    Er ging in westlicher Richtung weiter.
    Aus dem mittleren Schornstein von Leyladins Haus stieg ein dünner weißer Rauchfaden auf. Die Fensterläden waren geöffnet, die Fenster selbst verschlossen. Cerryl staunte immer wieder über die vielen Glasfenster in Fairhaven. Er staunte und er war dankbar, dass es solche Fenster auch in den Hallen der Magier gab.
    Soaris öffnete ihm. »Wie geht es dem Arm, Ser?«
    »Viel besser, Soaris, viel besser. Und vielen Dank, dass du mich mit der Kutsche gefahren hast. Ich habe vergessen, dir zu danken, aber ich bin sicher, dass du meine Erleichterung bemerkt und als Dank empfunden hast, auch wenn ich nichts gesagt habe.«
    »Ich verstehe, Ser.« Das Gesicht des Majordomus blieb unverändert, aber die Augen schienen ein wenig zu funkeln, als er Platz machte und die Tür ganz öffnete. »Die Herrin Leyladin lässt Euch bitten, im rechten Wohnzimmer zu warten. Sie hatte als Heilerin im Turm länger zu tun, als sie vermutet hatte.«
    Cerryl

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