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Die Farben des Chaos

Titel: Die Farben des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ab, bevor sie sich wieder in die Küche zurückzog.
    »Ihr sagtet, Ihr hättet einen langen Tag an der Börse gehabt?«, fragte Cerryl, während er dem Kommissionär aus der Flasche Weißwein einschenkte.
    »Äh … ja, danke.«
    »Was hat dich denn so lange aufgehalten?«, fragte Leyladin mit blitzenden Augen.
    »Die Getreidepreise … sie steigen und steigen, dann sinken sie wieder ein wenig und dann steigen sie weiter. Recluce kauft mehr Getreide denn je in Sarronnyn. Das bedeutet …« Layel schaufelte sich die Hälfte der Quilla auf den Teller und sah Leyladin an. »Ich weiß ja, dass du es sowieso nicht magst.«
    »Recluce kauft also mehr Getreide als sonst«, drängte Cerryl.
    »Es ist nicht mehr genug da, um es zum alten Preis nach Hydlen zu bringen, und das bedeutet, dass die Preise für Getreide und damit auch die Preise für Mehl und Brot den ganzen Herbst und Winter über weiter steigen werden, vielleicht sogar bis zur nächsten Ernte. Ah … hätte ich das doch nur früher gesehen. Ich habe es immer noch früh genug erkannt, um einen bescheidenen Gewinn zu machen, aber wenn ich es früher gesehen hätte …« Der Kommissionär schüttelte den Kopf und nahm sich, indem er leicht die Nase rümpfte, eine bescheidene Portion aus der Terrine.
    Nachdem auch Leyladin sich bedient hatte, war Cerryl an der Reihe. Auch er nahm nur eine kleine Portion, dazu etwas Brot und ein kleines bisschen Quilla. Gerade genug, dass er es essen konnte, ohne es herunterwürgen zu müssen. Der Geflügeleintopf schmeckte wider Erwarten sehr gut. »Das ist gut.«
    »Ja, Meridis macht einen guten Eintopf, wenn Vater sie lässt.«
    »Männer essen am liebsten Fleisch ohne viele Feinheiten drum herum, oder höchstens mit Feinheiten, die den Geschmack verbessern und ihn nicht unterdrücken«, murmelte Layel, den Mund voll Quilla.
    »Ich mag die Feinheiten«, erwiderte Leyladin.
    »Ich mag beides«, antwortete Cerryl wahrheitsgemäß, weil er von beidem in seiner Jugend wenig genug bekommen hatte.
    »Da spricht der Magier«, gab Layel lachend zurück.
    »Er ist ja wirklich ein Magier und ein sehr guter dazu.« Leyladin trank einen Schluck Wein.
    »Ich arbeite daran.«
    »Alles braucht Arbeit. Der Handel auch.«
    »Wie seid Ihr überhaupt Kommissionär geworden?«, wollte Cerryl wissen.
    »Vor langer Zeit … mein Vater war Tuchhändler, eine Stufe über einem Weber. Ich habe mich gefragt, ob ich nicht Kommissionär werden könnte, wenn mein Vater schon Kaufmann war. Ich bin zum Markt gegangen und habe beobachtet, was die Leute gekauft und was sie gezahlt haben. Und wann sie gekauft haben. Ich habe jedes Kupferstück aufgehoben, bis ich im Spätfrühling zu den Webern gehen konnte, denn diese Zeit ist für sie oft die schlimmste. Ich habe gekauft, so viel ich konnte, und es bis nach der Ernte gelagert …«
    Cerryl und Leyladin hörten aufmerksam zu, während Layel ihnen erklärte, wie er vom Sohn eines Tuchhändlers zum mächtigen Kommissionär aufgestiegen war. Layel ließ sich auch nicht unterbrechen, als Meridis die leeren Teller abräumte und mit drei Schalen Eierspeise zurückkehrte.
    »Eierspeise?«
    »Ihr habt mir aufgetragen, mit dem Honig und der Melasse sparsam zu sein, weil in den nächsten Jahreszeiten beides schwer zu bekommen sein wird«, antwortete die Köchin.
    »Das habe ich dir gesagt, in der Tat. Eierspeise … nun ja, es gibt Schlimmeres. Beispielsweise, überhaupt keine Eier mehr zu haben«, grübelte Layel. »Und Ihr müsst wissen, dass es solche Zeiten gegeben hat. Ich habe mein erstes Küstenschiff gekauft … und es auf der zweiten Fahrt verloren … alle sagten, ich wäre erledigt. Sie haben sich geirrt …«
    Leyladin lächelte Cerryl an.
    Er erwiderte das Lächeln.
    »… sie haben sich geirrt, weil ich Geld gespart hatte. Nicht genug für ein neues Schiff, noch nicht, aber ich habe einen Anteil an einem austrischen Getreidefrachter gekauft, der zur Schwarzen Insel gefahren ist. Heute kann man das nicht mehr machen … nein, das geht nicht mehr. Man kann dieses nicht tun und jenes nicht tun … die Welt ist nicht mehr so wie früher … nein, es hat sich so vieles verändert …«
    Später, als im Haus und im Vorraum alle Lampen entzündet waren, standen Leyladin und Cerryl an der Tür.
    »Es tut mir Leid, dass es so spät geworden ist«, sagte Leyladin entschuldigend. »Vater hat sich so gefreut, jemandem erzählen zu können, wie er Kommissionär geworden ist. Du musst früh aufstehen.«
    »Du doch auch. Und

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